Ratten [Rattus norvegicus, Rattus rattus]

Botanischer Name
Rattus norvegicus, Rattus rattus

Schadbild

Rattus norvegicus, Rattus rattus. Langschwanzmäuse (Muridae).

1) Wanderratte: (Rattus norvegicus). Ca. 20 - 25 cm lang (mit Schwanz fast 50 cm), Schwanz nackt, kürzer als der Körper. Wiegt zwischen 200 - 600 g. Kleine runde Ohren. Rücken graubraun, rotbraun oder schwarz, Bauch immer heller. Siedelt gern in Menschen- und Wassernähe. Weltweit verbreitet, in den südlicheren Teilen meist nur in Städten. Gangsysteme in der Nähe von Müllplätzen und Gewässern. Wasser benötigen sie jeden Tag. Sie sind stark tastsinn- und geruchsorientiert, in den Gängen helfen ihnen ihre Schnurrbarthaare, die ständig an den Gangwänden entlangstreichen, zu schneller Fortbewegung. Abzweigungen werden mit Urin markiert. Frisst alles, meist jedoch Körner und frische Pflanzenteile, in geringerem Maße Tiere. Sie sind äußerst anpassungsfähig. Ihre Zahl in Deutschland wird auf 60 Mill. geschätzt.

2) Hausratte (Rattus rattus). Kürzer, zarter und schmaler als die Wanderratte, Augen und Ohren größer. Rumpf 16 - 23 cm lang. 1 - 11 Nachkommen je Wurf. Lebt in Hausnähe. Schwanz ist länger als der Körper, sie wiegt etwa 200 g. Rücken braun, rotbraun oder blau-schwarz, Bauch heller. Bevorzugt bei uns trockene und warme Plätze, lebt aber auch in südlicheren Gefilden auf Bäumen in Nestern.Vorkommen in allen wärmeren Weltgebieten, in Nord- und Osteuropa nur gelegentlich. In Deutschland weitgehend ausgestorben. Steht auf der Roten Liste. Frisst alles, bevorzugt zum größten Teil frische und trockene Früchte. Sie kann den Pesterreger übertragen.

Beide Arten leben in Rudeln mit gemeinsamem Bau. Sie haben starke Nagetiergebisse. Im Dunkeln bleiben sie im Umkreis von 20 m. Sie lieben Wärme; sie sind gute Kletterer, können Hauswände erklimmen und jagen sogar auf den Dächern nach Tauben. Mit einem Druck von 1,7 to je qcm können sie Holz und Kunststoff, ja sogar Metall und Zement durchbeissen. Abgebrochene Zähne wachsen nach. Sie springen bis zu 70 cm hoch und 100 cm weit, können wie die Katzen aus großen Höhen auf die Erde fallen und sind doch nicht verletzt. Ratten fangen sogar gelegentlich Fische und leben in Baumkronen, wenn sie genügend Nahrung finden. Aber auch unter großflächigen Polsterstauden finden sie eine Heimstatt. Sie halten keinen Winterschlaf und ihre Weibchen sind immer empfängnisbereit. Wanderratten werden nach ca. 3 Monaten, Hausratten nach 3 - 4 Monaten geschlechtsreif. Tragzeit 20 Tage, die Weibchen des Rudels haben einen synchronisierten Zyklus. Bis zu 8 Generationen je Jahr sind möglich, die Wanderratte kann ohne weiteres 40 - 60 Nachkommen im Jahr haben, das sind mit deren Nachkommen bis zu 800 Ratten.

Man rechnet mit Ernteverlusten von 30 Mill. Tonnen je Jahr. Ratten sind misstrauisch und schwer zu überlisten. Einige müssen wachen, rangniedrige männliche Ratten müssen die Nahrung vorkosten, bei Vergiftungserscheinungen wird sie mit Urin markiert. Oft können sie auch mit Hilfe ihrer Zunge Gift auffinden, sie nehmen es noch wahr im Verhältnis von 1 : 2 Mio. Auf Seeschiffen seilen sie sich bei drohender Gefahr über die Tampen ab, treibt das Schiff kieloben, retten sie sich dorthin. Bei Überbevölkerung oder Hungersnot werden die Weibchen unfruchtbar, Schwangerschaften werden abgebrochen durch Auflösung des Embryos im Uterus, die Jungen von ihrer Mutter aufgefressen. In solchen Notlagen greifen Wanderratten auch mal Hunde oder Menschen an. Die Weibchen kopulieren mit vielen Männchen, suchen sich aber den Vater ihrer Kinder aus mit Hilfe ihrer perforierten Vagina. Im übrigen sind sie reinlich, putzen ständig ihr 'Haus' und haben einen Extraplatz für ihre Toilette. Ratten informieren sich über Gefahren, z.B. Fallen. Sie können einander warnen, indem sie ihre Stimmbänder extrem verengen und in ihrem Kehlkopf  Pfeiftöne im Ultraschallbereich erzeugen.

Außer Pest, die durch im Fell von kranken Ratten lebenden Flöhen weiterverbreitet wurde, können Chagaskrankheit, Hanta-Virus-Syndrom, Bakterienkrankheit Leptospirose, evt. bis zur Weilschen Krankheit führend, Listeriose, Maul- und Klauenseuche, Paratyphus, Q-Fieber, Rattenbissfieber, Salmonellose, Schweinepest, Tollwut, Tuberkulose und Typhus übertragen werden. In England wurden Ratten mit 23 Parasiten gefunden, von denen 13 auch Menschen befallen können. Elektrische und Rohrleitungen werden u.U. beschädigt oder zerstört.

Über Ratten kann das Sporentierchen Toxoplasma gondii in den Darm von Katzen kommen und von dort u.U. in den Menschen. Nach einer tschechischen Untersuchung wurde mit Hilfe von Fragebögen festgestellt, dass ein Teil derjenigen Studenten, die von diesem Tierchen angesteckt waren, auffällige Besonderheiten im seelischen Bereich aufwiesen: Geringere moralische Standards bei den Männern, auf seltsame Weise Gelöstheit und Vorwitzigkeit bei den Frauen. Man geht davon aus, dass die Parasiten im Hirn der Menschen sich in ähnlicher Art der Steuerung bemächtigen wie sie es im Rattengehirn tun, um die Ratten zu verführen, auf die Katzen angstlos zuzugehen.

Bekämpfung

Abwehr: Vergrämung mit Weinrautenbüschel. Ggf. einen Komposter einsetzen, wenn Ratten in der Nähe eines Komposthaufens gesichtet werden. Alle Futterquellen wie Saatgut, Essensreste, Gemüsereste, Tierfutter usw. sicher aufbewahren oder unzugänglich machen. Keine Essensreste, Fleisch, Knochen usw. auf den Komposthaufen werfen, auch nicht in die Toilette schütten. Stadtgrundstücke mit Wassernähe sind besonders gefährdet. Vogelfutterstellen sind sehr begehrt, auch kein Hunde- oder Katzenfutter offen stehen lassen, Fischfutter nur nach Bedarf ausstreuen. Haus auf offene Stellen absuchen. Gift auslegen nach Vorschrift. Offenes Auslegen von Ködern ist verboten. Die Köder müssen für Kinder, Vögel und Haustiere unzugänglich sein. Köderboxen sind im Handel erhältlich. Fallen mit Köder aus Erdnussbutter, Käse, Speck usw. Profis nehmen Nutella als Köder. Automatische Rattenfallen. Die Vergiftungsmittel beruhen im allgemeinen auf langsam wirkenden Antigerinnungsmitteln, wodurch der Zusammenhang von Gift und Tod der Vorkoster nicht für die Ratten verifiziert wird; da die Ratten bisher immer gegen Gifte immun geworden sind, ist auch bei diesen Giften mit Wirkungslosigkeit innerhalb einiger Jahre zu rechnen. Cynoglosssum officinale, 'Giftfrei' entzieht den Ratten die Körperflüssigkeit. Rodilonpaste.

Natürliche Feinde sind Katzen, Steinmarder, Uhu und Waldkauz. Sogar der Manchester-Terrier wurde gegen die Ratten eingesetzt, Eulen zum Schutz von Kaffeeplantagen dressiert. Das Auftreten von Ratten ist nach dem Bundesseuchengesetz meldepflichtig (Gesundheitsämter).

 

Siehe auch: Ungeziefer, Schädlinge und andere Untermieter