Terra preta – Schwarzerde der Indigenen

Autor: R. Brungert (www.garten-wissen.com)

Kohlenstoff-bindender Nutzflächenerhalt

Bodenerosion ist nicht nur ein Thema der Betreiber von Skipisten. Es ist ein globales Thema der Landwirtschaft, die immer mehr produzieren soll, da die Nachfrage steigt. Zum einen gibt es immer mehr Menschen, zum anderen haben immer mehr von ihnen einen höheren Lebensstandard. Bodenerosion durch Wind wird immer mehr zum Thema, da riesige Flächen unter den Pflug genommen werden. Diese liegen einen Teil vom Jahr als nackter Boden brach, der bei Trockenheit vom Winde verweht wird. Demnach gibt es immer häufiger richtige Sandstürme in Deutschland, teils mit schweren Autounfällen und Toten. Das mag auch eine Folge vom Klimawandel sein, mit dem es selbst in Deutschland regional trockener wird.

Terra preta ist die Schwarzerde der Indigenen. Diese speichert Kohlenstoff und ist sehr fruchtbar. Kleinbauern, die auf Terra preta wirtschaften, können weitgehend auf Kunstdünger verzichten. Diese Terra preta ist jedoch nur ein Aspekt im Bodenerhalt, es kommt auf weitere Faktoren an.

Wie entsteht Terra preta?

Die Terra preta ist vom Mensch gemachter fruchtbarer Boden. Ein sehr wichtiger Bestandteil ist Holz- und Pflanzenkohle. Aber auch Kompost und Dung sind entscheidende Bestandteile. Die Holz- und Pflanzenkohle gibt dem Boden einen Charakter, mit dem das Bodenleben gedeiht. Dieses ist wiederum der Schlüssel, mit dem Nährstoffe umgewandelt werden, die damit durch die Pflanzen verwertbar sind. Kompost, Dung und Erntereste sind als Nahrungsgrundlage für diese Mikroorganismen, und anschließend für die Pflanzen wichtig.

Terra preta entstand und entsteht in Südamerika in weiten Teilen durch Brandrodung. Die Indigenen haben drei Landflächen. Sie bewirtschaften eine davon einige Jahre. Dann brennen sie die zweite nieder und geben die erste auf. Auch die zweite geben sie nach einigen Jahren wieder auf und brennen die dritte nieder. Die Asche düngt den Boden. Aber auch der Dung, der Kompost und die Erntereste sind wichtig, damit die Terra preta entstehen kann. Diese entsteht über Jahrhunderte und kann als Bodenschicht bis zu zwei Meter dick werden. Die Kohlepartikel und weitere Bestandteile werden einfach in den Boden eingeschwemmt.

Auch in Afrika oder in Teilen Deutschlands entstand Terra preta Boden, vermutlich unbeabsichtigt. Wie in Südamerika suchten die Menschen nach Farmland und brannten dafür den Wald nieder. Als der Boden nicht mehr genug hergab, haben sie eine andere Waldfläche niedergebrannt und die ursprüngliche Fläche ruhen lassen. Solange es genug Waldfläche gibt, kann man besser mit einer neuen Brandrodung frisches Farmland gewinnen und ausgelaugte Flächen aufgeben. Jedoch hatte man in Südamerika einst keine Straßen oder schweren Maschinen, die durch offene Schneisen maßgeblich Abschwemmungen ermöglichen. Rinderfarmen und Sojaplantagen tragen ebenfalls zur Erosion bei, die es einst nicht in dem Umfang gab. Aber auch den Menschen gab es einst nicht so zahlreich, es gibt für die alte Bewirtschaftungstechnik nicht mehr genug Flächen.

Wichtige Details

Das Bodenleben befindet sich in den obersten 15 cm, da in tiefere Schichten kaum genügend Sauerstoff vordringen kann. Wenn der Bauer jedoch pflügt, schadet er zum einen dem Bodenleben, welches er unterpflügt. Zum anderen wird der Boden belüftet. Darin enthaltener Kohlenstoff kann durch Bodenbakterien zu CO² umgewandelt werden.

Anstelle vom Pflug kann ein Tiefenlockerer verwendet werden, der den Boden nur kurz anhebt, aber nicht wendet. Dünger kann nicht auf den Boden aufgetragen, sondern mit Dornen in diesen eingetragen werden. Es kann mit der Direktsaat sogar auf eine Bodenbearbeitung verzichtet werden. Solange die alte Vegetation weitgehend abgeerntet wurde, kann ohne weitere Bodenbearbeitung gesät werden.

Die obersten 15 cm dürfen höchstens wenig gestört werden, der Boden soll nur gelockert, nicht belüftet werden. Weiterhin soll der Boden nie nackt liegen. Es kann teils mit der Hauptfrucht direkt ein Bodendecker gesät werden, der mit der Ernte der Hauptfrucht innerhalb von Tagen die Fläche genügend schützt. Aber auch mit der Ernte kann direkt eine schnell keimende Folgefrucht gesät werden. Solange die Wurzeln der alten Frucht den Boden noch festhalten, können Wind und Wasser nicht viel abtragen.

In der heutigen Welt umsetzbar?

Wenn die Kohlenpartikel im Boden ruhen und nicht ständig mit Luft in Kontakt kommen, dann zersetzen sie sich über 2000 Jahre schleichend langsam. Über diese Zeit ist der Boden fruchtbarer und zugleich wird CO2 gebunden. Jedoch lassen wir gute Flächen nicht mehr über Jahre brach liegen, um dann den nachgewachsenen Wald nieder zu brennen. Es gäbe bei weitem nicht genug Holz- und Pflanzenkohle, es kann jedoch ein klein wenig anders gewirtschaftet werden.

Getreide wird häufig kurz gespritzt, damit es nicht so lange Halme bildet. Der Landwirt will oft nicht viel „Abfall-Biomasse“ bilden. Dabei könnte man genau darauf hinwirken, viel mehr Biomasse zu bilden, die teils auf dem Acker bleibt, teils in Blockheizkraftwerken zu Pflanzenkohle wird. Diese kann direkt mit dem Kompost oder Mist auf das Land aufgetragen werden. Wie auch bei den Indigenen, so würde der Terra preta Boden über Jahrhunderte wachsen. Eine bessere Fruchtbarkeit würde sich aber schon innerhalb einiger Jahre bemerkbar machen.

Sofortmaßnahmen für bessere Erträge

Es gibt viele weitere Tricks und Kniffe, um dem Boden mehr abzuringen. Auch hier haben uns die Indigenen einiges vor gemacht. Damit der Boden nicht zu sehr erwärmt und austrocknet haben sie Kürbisse gepflanzt, die mit ihren großen Blättern den Boden beschatten. Heutige Gärtner arbeiten dort, wo es Sinn macht, mit Mulch. Sie nehmen organische Reste aus dem Garten, die klein gehäckselt sind und tragen einige cm davon auf den Boden auf, in dem z.B. Gemüse wächst, welches die Schnecken meiden. Der Boden bleibt feuchter und kann selbst Platzregen gut aufnehmen.

Neben den Kürbissen haben die Indigenen auf der gleichen Fläche Mais angebaut, den sie liebten und noch immer lieben. Der Mais bringt haltbare Körner, braucht jedoch viel Stickstoff. Deswegen wurden zugleich Bohnen angebaut, die an den Maispflanzen hochranken konnten. Bohnen gehören zu den Hülsenfrüchten, die symbiotisch mit Bodenbakterien Stickstoff aus der Luft im Boden binden. Es können bis 100 kg Stickstoff pro ha je Monat sein, die der Boden an Stickstoff gewinnt.

Wer seinen Boden mit Stickstoff anreichern und zugleich dank kräftiger Wurzeln auflockern möchte, der kann als Haupt- oder Nebenfrucht Hülsenfrüchte anbauen. Bei zehntausenden Arten gibt es genug Auswahl, es kann ein niedriger Bodendecker oder eine hoch wachsende Bohnenart gewählt werden.

Terra preta im eigenen Garten

Wer im eigenen Garten Schwarzerde anlegen möchte, der braucht Holzkohle, Dung und Kompost. Alles wird laufend auf die Flächen aufgebracht, bessere Erträge stellen sich ab dem ersten Jahr ein. Holzkohle bleibt im modernen Kamin nicht über sondern verbrennt zu Asche. Auch diese ist für den Boden wertvoll, wenn nur saubere Brennstoffe und keine Braunkohle verfeuert wurden. Für richtige Holzkohle wird jedoch das „Osterfeuer“ sorgen. Das frische Holz verbrennt häufig nicht komplett zu Asche und kann von der Feuerstelle nach einigen Tagen auf die Gartenfläche aufgetragen werden.

Einige Haushaltsabfälle oder Gartenabfälle können kompostiert werden, um den gereiften Kompost ebenfalls im Garten zu verteilen. Da es fast überall Pferdehöfe gibt, kann einfach Pferdedung erworben werden, der sich sehr gut für den Garten eignet. Alternativ können eigene Hühner gehalten werden. Dann wird beim Bauern Stroh für das Einstreu erworben, welches anschließend mit auf den Kompost kommt. Hühnerdung liefert viel Phosphor sowie Hühner selbst in kleinen Gärten gehalten werden können. Viele Anregungen zum eigenen Hühnerstall finden sich hier. Neben den frischen Eiern bewähren sich Hühner in der Schädlingsbekämpfung wobei sie den Gemüsegarten nicht erreichen dürfen. Es handelt sich zudem um Haustiere, die mit passender Fürsorger sogar Handzahm werden.