Artischocken [Cynara scolymus]

Botanischer Name
Cynara scolymus
Pflanzenfamilie
Pflanzenkategorie
Artischocken - Einleitung

Allgemeine Informationen

Cynara scolymus, Artischocke
Cynara scolymus, Artischocke

Cynara cardunculus, Cynara scolymus. Korbblütler. Distelgewächse.

Artischocken - Aufzucht und Lebenszyklus

Boden

Tiefgründiger, warmer, feuchter, nahrhafter Boden. Schwere Lehm- und Tonböden sind ungeeignet. Ausdauernd (3 - 4 Jahre). Starkzehrer, aber nicht zuviel Mineraldünger verwenden. Besser sind (Mist)Kompost, Algenkalk und Steinmehl, später Brennessel-/Beinwellgemisch. Viel Wasser erforderlich.

Lage

Sonnig, aber keine Prallsonne.

Aufzucht

Samen im Warmwasserbad 20 - 22° einen Tag lang wässern, anschließend Humofix-Saatbad vorsehen. Aussaat 1 - 3 in Töpfe, im warmen Frühbeet, Keimtemperatur 20°, Weiterkultur 15 - 18°, sie benötigen viel Licht, die Wurzeln viel Luft. Hohe Temperaturen verhindern die Keimung. Die grünköpfigen runden Sorten sind zuverlässiger (Camus de Bretagne, neuerdings auch die daraus abgeleitete besonders haltbare und schwerere Castel, Romaneschi, Catanesi), die violetten, schlanken Petit Violet oder Violetti di Toscana sind schmackhafter. Sie enthalten kein Heu und können auch roh gegessen werden. Durch eine Blütenzeit im Juni/Juli könne mehrere Ernten eingebracht werden.

Die einzelnen grünen Früchte können 300 - 500 g erreichen, in Ausnahmefällen auch 800 g, die violetten erreichen 120 - 150 g.

Cynara scolymus, Artischockenblüte
Cynara scolymus, Artischockenblüte

Vorkultur mit Schmetterlingsblütlern von Vorteil. Auspflanzen Ende 4 - Mitte 5, Abstand 1 x 1 m, mit Vliesabdeckung in den ersten Wochen. Während der Vegetationsperiode ständig mulchen, um Bodenverkrustung zu verhindern. Die Zwischenräume können für Fenchel, Radies und Salatpflanzen genutzt werden. Bei früher Aussaat schon Blütenbildung im ersten Jahr möglich, sonst Überwinterung nötig. Kopfdüngung mit Pflanzenjauchen im Sommer. Umpflanzen alle 3 - 4 Jahre oder neue Pflanzen heranziehen. Hacken und Wässern bei Bedarf.

Die Artischocke kann auch als Solitärstaude genutzt werden.

Ernte

Ernte 7 - 8/9 der noch geschlossenen Knospen mit Stängel, dann Schnitt knapp unter dem Blütenboden. Bevor die Blütenköpfe aufblühen, müssen sie geerntet werden, sonst werden sie bitter. Schnelle Reifung bei heißer Witterung! Man schneidet sie schräg ab, damit sich die Feuchtigkeit in den Früchten besser hält. Im ersten Jahr besser auf eine Ernte verzichten, Blütentriebe dann sofort herausschneiden. Die Blütenhüllblätter und der Blütenboden werden als Gemüse verzehrt, sie sind es aber auch, die arzneilich genutzt werden.

Lagerung

Lagerung im Gemüsefach 2 - 3 Tage, bei 0° und 98% Luftfeuchtigkeit 5 - 6 Tage. Mit Essigwasser waschen, um Verfärbung zu vermeiden. 

Einfrieren ist gut möglich. Blattspitzen und Heu entfernen.

Lässt sich ein Blatt leicht abbrechen, ist die Artischocke frisch.

Überwinterung

Vor Wintereinbruch Spross über dem Boden abschneiden, die Blätter zusammenbinden und mit Fichtenreisig abdecken, bei stärkeren Frösten mit Erde, Torf oder Laub zudecken (20 - 30 cm hoch), aber dann bei milderer Witterung Abdeckung entfernen. Wahlweise auch einen Tontopf über die Pflanze stülpen, Laub darüberbreiten und mit Eimer zudecken.

Im April endgültig aufdecken. Die älteren Pflanzen vertragen einige Frostgrade bis 8 - 10°, aber kalte Nässe ist meistens tödlich. Besser die Wurzeln herausnehmen und im Keller in trockenem Sand bei etwa 15° einschlagen. Das ist nicht ganz einfach, denn die Artischocken können bis zu 2 m lange Pfahlwurzeln entwickeln.

Erneut im März auspflanzen. Den älteren Pflanzen im Frühjahr drei kräftige Triebe belassen. Durch frühzeitige Entfernung der Seitenknospen wird die Hauptknospe größer.

Vermehrung

Kann auch durch Teilung oder Wurzelabrisse im Frühjahr oder Herbst vermehrt werden. Wurzelabrisse im Gewächshaus bei 18 - 20° weiterkultivieren, bis genügend Wurzelmasse vorhanden ist. Auspflanzung etwa Mitte 5. Teilung bei ungünstigen Lagen besser im Frühjahr. Nur fruchtbare Mutterpflanzen verwenden mit großem Blütenboden und nicht zu langen oder spitzen Schuppen.

Nachbarschaften-Mischkultur

Die Zwischenräume können für Fenchel, Radies und Salatpflanzen genutzt werden.

Ungünstig: Haferwurzel, Knoblauch, Schnittlauch, Sellerie, Zwiebeln.

Fruchtfolge-Fruchtwechsel

Günstig: Fenchel.

Artischocken - Anfälligkeit für Pflanzenkrankheiten
Häufige Pflanzenkrankheiten


Artischocken - Sorten/ Unterarten

Sorten 1

  • Imperial Star ist besonders schnellwüchsig, sie liefert schon im ersten Jahr große Knospen.

Die grünköpfigen runden Sorten sind zuverlässiger:

  • Camus de Bretagne
  • Castel ist aus Camus de Bretagne abgeleitet, besonders haltbar und schwerer.
  • Romaneschi
  • Catanesi

Die violetten, schlanken Sorten sind schmackhafter. Sie enthalten kein Heu und können auch roh gegessen werden:

  • Petit Violet
  • Violetti di Toscana
Artischocken - Verwertung als Nahrung

Inhaltsstoffe

Der italienische 'Cynar' wird aus den Stielen und Wurzeln der Pflanze hergestellt, die mehr Cynarin enthalten als die Knospe.

Siehe auch Heilkunde.

Zubereitung

Nach dem Kochen die Früchte innerhalb 24 Stunden verzehren. Artischocken sind Distelblüten mit übereinandersitzenden Blütenhüllblättern. Der Geschmack ist feinherb und bitter. Artischocken haben einen überdurchschnittlichen Gehalt an Phosphor und Magnesium. Die Blattspitzen werden kräftig gestutzt. Der Stängel wird abgedreht und der Bodenansatz mit Zitronensaft beträufelt. Dem Kochwasser Salz, Essig und auch Zitronensaft zugeben und je nach Größe ca. 40 Minuten kochen. Genießbar sind der fleischige Rand der Hüllblätter, die man in Dips eintaucht und mit den Zähnen abstreift, und das Artischockenherz, nachdem man das Heu entfernt hat. Keine Alutöpfe verwenden, sonst verfärbt sich die Artischocke gräulich-schwarz.

Artischocken - Verwendung in der Medizin

Wirkstoffe

Die Blätter, Köpfe und Wurzeln werden genutzt.

  • Die Blätter enthalten als Hauptwirkstoff Cynarin (Leberentgiftung und -regenerierung), ätherische Öle, Beta-Carotin, Bitterstoffe, Cynarase (Enzym), antibakterielle, östrogenähnlich wirkende und antioxydative Flavonoide, Gerbstoffe, Hydroxyzimtsäuren, Inulin, Kaffeesäurederivate, Schleimstoffe, Sesquiterpenlactone, außerdem Cynaropikrin, Dicaffeylchina-Ester, Enzyme, Vitamin A, Vitamin B1+2, Vitamin C, Folsäure, Eisen, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor. - Artischocken werden das ganze Jahr über geerntet, der Schwerpunkt ist der Herbst oder das spätere Frühjahr.
     
  • Der Blütenkopf enthält viele Bitterstoffe, die die Produktion von Galle und Magensaft ankurbeln. Weiterhin Caffeoylchinasäuren (Cynarin) und Flavonoide. Antioxidanz.

Volksmedizin

Leichte Fettstoffwechselstörungen, die Gallen- und Leberabsonderung wird angeregt. Blähungen und Völlegefühl. Cholesterin wird vermindert. Schüttet die Gallenblase bei einer fettreichen Mahlzeit aber zu wenig Gallensaft aus, können unzersetzte Fette weiter in den Darm wandern und werden zu einem gefundenen Fressen für die dort lebenden Bakterien. Die bei der bakteriellen Fettzersetzung entstehenden Gase sind dann verantwortlich für die Verdauungsbeschwerden.

Königs-Artischocke: Wurden Personen mit Verdauungsbeschwerden damit behandelt, so legten sich bei 70% Blähungen und Völlegefühl schon wenige Minuten nach der Einnahme, der schmerzhafte Druck im Oberbauch besserte sich sogar bei fast 80% der Patienten. Die Senkung des Cholesterinspiegels um 1% kann das Herzinfarkt-Risiko auf Grund einer allgemeinen Arterienverkalkung um 2% verringern.

Meistens werden pharmazeutische Präparate eingenommen. Sie wirken therapeutisch gegen Ermüdungserscheinungen, sie fördern die Verdauung, stärken das Immunsystem und helfen zum Teil als natürliches Antidepressivum.

Artischocken sind für Diabetiker geeignet auf Grund ihres Inulingehaltes.

Durch die verstärkte Bildung von Gallensäften aus Cholesterin beim Einnehmen der Blattextrakte werden auch die Blutfett- und Blutcholesterinwerte gesenkt. -

 

Artischocken in Europa: Imperial Star, Gros Vert de Laon, Madrigal, Tempo und Symphony.

Nebenwirkungen

Diese Pflanzen sind evt. wegen ihrer Pollen (Korbblütler) für Allergiker nicht geeignet. Bei Gallensteinleiden vorher Arzt befragen. Für Patienten mit einer Korbblütler-Allergie, Gallensteinen oder einem Verschluß der Gallenwege, Schwangere/ Stillzeit, eignen sich die Präparate nicht.

Artischocken - Weiteres Wissenswertes