Hühner (Mist, Begrünung)

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
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Michael CH
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Hühner (Mist, Begrünung)

Beitrag von Michael CH » Do Dez 25, 2014 13:10

Liebe Leute

Ich wünsche euch allen eine ruhige Weihnachtszeit! :perenoel:

seit drei Tagen haben wir vier neue Nachbarn

https://www.flickr.com/photos/74992860@ ... otostream/
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Eier legen sie noch keine. Aber Hühnermist produzieren sie schon ganz eifrig. Nun überlege ich mir wie ich den am besten kompostiere denn dank des Kotbrettes habe ich den Mist in reinform, also nicht mit dem Einstreu vermischt. Letzterer besteht hauptsächlich aus Hobelspänen und den möchte ich lieber nicht mitkompostieren. Was kann ich der Hühner********* dazu mischen, so dass es ein guter Mist-Kompost gibt?
Ich hab mit gedacht, dass ich ein Teil jetzt auch noch auf die Beete schmeissen kann. Bei den Tomten z.b.

Dann noch eine andere Frage
Die richtige Bepflanzung beinhaltet nebest "Futterpflanzen" (Topinambur, Hollunder, Rucola und Kräuter) auch Büsche unter denen sich die Tierchen tagsüber aufhalten können. Das entspricht offenbar ihrem natürlichen Verhalten. Gerade bei grosser Hitze. Es hat 2 Obstbäume.
Was es nun noch bräuchte wären dicht wachsende Büsche, die so erzogen werden können dass es darunter ein wenig Platz hat. Ganz ideal wäre etwas immergrünes. Häufig gennant werden Wachholder und Eibe. Gerade bei letzterem gehen die Meinungen aber extrem auseinander wie es mit der toxischen wirkung ist, respektive die Gefahr für die Tiere. Auch beim Wachholder. Fakt ist scheinbar, dass Hühner schon an beidem gestrorben sind. Daher meine Frage: Gibt es eine Alternative? (Einheimisch)


Dann noch die letzte Frage

Im Hühnerhof hat es einen Hollunder (schwarzer).
https://www.flickr.com/photos/74992860@N08/16101880155/
Leider versaut er die Treppe hinter der Mauer. Ausserdem drückt die Wurzel auf die Mauer. Ich würde ihn gerne aus mehreren Gründen in die Mitte des Garten versetzten. Ist das bei der grösse noch möglich? Und wenn ja, in welchem Monat?

:canard:

Viele Grüsse

Michael

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Carolyn
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Re: Hühner (Mist, Begrünung)

Beitrag von Carolyn » Do Dez 25, 2014 15:35

Was hast Du gegen die Hobelspäne im Kompost? Es ist letztlich nur Holz. Oder hast Du Bedenken, dass da auch andere Stäube beigemengt sind? Dann solltest Du es allerdings auch nicht unbedingt für die Hühner verwenden.
Meine Mutter hat puren Hühnerkot als starken Stickstoffdünger verjaucht. Aber Vorsicht, das ist wirklich stark! Pur würde ich ihn eher nicht verwenden, da ist die Verbrennungsgefahr IMO zu groß.

Unsere Hühner hatten zwei große Haselnussstauden als Schutz vor Greifvögeln (womit auch klar wäre, warum Hühner gerne Deckung suchen :wink: ), außerdem auch Flieder und Forsythie. Letztere ist nicht einheimisch, klar. Da es weniger um Sonnenschutz als vielmehr um Schutz vor Raubvögeln geht, reichen ggf. aber auch die blanken Äste. Ansonsten freuen sich die Hühner aber auch über Beerenbüsche. Nur solltest Du nicht damit rechnen, dass Du da auch noch selber etwas ernten kannst. :lol:

Holunder wurzelt sehr kräftig, ist aber auch ausgesprochen robust. Ich würde es versuchen, den Holunder zu versetzen. Kann allerdings auch sein, dass er aus Wurzelresten an der alten Stelle neu austreibt...
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Re: Hühner (Mist, Begrünung)

Beitrag von Michael CH » Sa Dez 27, 2014 19:38

Hi Carolyn

Danke für Deine Antwort. Dann werde ich den Hollunder versetzten. Geht das noch im Frühling?
Auf die Holzspäne möchte ich lieber verzichten, weil die den Boden säuern, oder? Daneben dauerts ewig bis die verrottet und viel Stickstoff binden.
Die Späne an sich sind 100% frei von unerwünschten Stoffen, da wir an meinem Arbeitsplatz praktisch aussschliesslich Massivhölzer verarbeiten :wink:

Michael

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Re: Hühner (Mist, Begrünung)

Beitrag von Amanita » Mi Jan 21, 2015 23:22

Hallo Michael,

meine Antwort kommt zwar mit nem Monat Verspätung (komme grad aus dem Weihnachts-Winterschlaf :roll: ), aber vielleicht ist's ja noch für den einen oder anderen interessant.

Zuerst einmal Glückwunsch zu den vier neuen Nachbarn! Ich denke mitlerweile wirst du das Motto leben - Jeden Tag ein Ei und Sonntags auch mal zwei :grin:

Thema - Hühnermist und Hobelspähne
Ich verwende als Aufstreu auf dem Kotbret Sägespähne und im Stall Stroh. Beides besteht zum größten Teil aus Kohlenstoff (C). Zusammen mit weiteren C-haltigen Komponenten, wie Laub, Holzkohlestaub- und stücken (ggf. auch etwas normale Erde dazwischen gemischt) wird das ganze als Misthaufen aufgesetzt und im Frühjahr unter die Erde gebracht. Mein Gartenboden versauert nicht! Warum?
Dazu ist es hilfreich sich die Zusammensetzung des Hühnerkots mal anzusehen (chemisch nicht sprichwörtlich :smile: ).
http://www.naehrstoffboerse.de/data/Org ... setzen.pdf
Hühnerkot enthält hohe Anteile Stickstoff (N), Phosphat (P2O5) und Kalk (CaO). Da ein Huhn proteinreiches Futter braucht, um die Eier zu bilden, kommt am Ende der hohe N und P-Anteil heraus. Beim Kalk ist es ähnlich. Das Huhn muss beständig Eierschalen bilden und braucht dazu Kalk im Futter. Was nicht aufgenommen werden kann, kommt hinten raus.
Der Stickstoff ist anfangs Harnstoff, der sich recht schnell in Ammoniak (NH3) umwandelt (deshalb stinkts eben ein wenig). Damit der NH3 nicht einfach "verdunstet" und somit keiner Pflanze mehr nutzen kann, sollte er gebunden werden. Das geht am besten durch Komponenten, die ein Stickstoffdefizit bzw. ein Kohlenstoffüberschuss haben. Und hier schließt sich der Kreis.
Dein Kompost- oder Misthaufen sowie dein Gartenboden sollte ein ausgewogenes Verhältnis von Stickstoff und Kohlenstoff (N-C-Verhältnis) haben. So wird kaum überschüssiger Stickstoff einfach ausgewaschen. Damit der Boden auf Dauer nicht versauert braucht es Kalk, was der Hühnerkot auch gleich mitliefert.
Sollten also deine Hobelspähne nicht Zentimeter dick sein, so sind sie eigentlich ein ideales Gegenstück zum Hühnerkot und werden auch innerhalb eines Gartenjahres von den Bodenorganismen umgesetzt.
Weiterhin kannst du den Kot auch zusätzlich, wie von Carolyn beschrieben, in einem Eimer oder Fass als Jauche ansetzen - 1:7-1:10 mit Wasser aufgegossen. Alle 1 bis 2 Tage durchrühren und wenn die Gärung beendet ist (keine Schaumbildung mehr - je nach Temperatur zw. 2 und 5 Wochen) kannst du das Gebräu wiederum 1:10 mit Wasser verdünnt als schnellwirkenden Flüssigdünger einsetzen. Starkzehrer, wie Hackfrüchte und Kohl (sofern aus dem Jugendstadium entwachsen) können damit wöchentlich und Schwachzehrer alle 2-3 Wochen beglückt werden.

Thema - Schutz vor Greifvögeln
Ich schließ mich Carolyn wiederum an, dichtes Zweig- und Astwerk reicht als Schutz schon aus. Auch die erwähnten Pflanzen - Haselnuss, Flieder und Forsythie - sind gut geeignet, da sie auch noch schnell wachsen. Falls du ggf. noch was obstiges suchst, so kann ich Pfirsich gut empfehlen, wächst sehr schnell, vor allem wenn die Hühner düngen, und es fällt auch noch was für sie ab.
Als Immergrüne stehen bei mir im Hühnerauslauf ein paar Fichten, die sobald sie die passende Größe erreicht haben - naja Weihnachten eben ...

Thema Holunder
Jeder Hof muss einen Holunder haben, das wehrt böse Geister ab, das wussten schon unsere Ahnen :wink:
Versuch ihn umzusetzen und schneide ihn stark zurück - in 1m Höhe alles kappen. Die jüngeren, abgeschnittenen Triebe kannst du in 30-40cm lange Stücke schneiden und einfach in die Erde stecken, so dass nur noch ein Auge (Knospe) oben raus guckt. Wenn also die Umpflanzung mislingt, so könnte zumindest aus einem der Steckhölzer ein neuer Holunder wachsen. Sofern es absehbar frostfrei ist (geht auch im Moment, wenn's nachts nur so -1 bis -2 Grad aber am Tage deutlich Plusgrade hat), kannst du die Umpflanzung und das Stecken der Hölzer vornehmen - ordentlich angießen nicht vergessen.

Zum Schluss
Da dies mein erster Beitrag ist, bitte ich achtungsvoll um Nachsicht. Mein Text ist viel zu lang. Ich hantiere mit chemischen Formeln. Ich ergänze nur und schweife teilweise vom Thema ab. Ich hab den Prozess der Nitrifikation unterschlagen. Trotzdem bin ich froher Hoffnung etwas beizutragen und solang mich Niemand stoppt mach ich vlt. weiter so ... :p

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Re: Hühner (Mist, Begrünung)

Beitrag von Yggdrasil » Mi Jan 21, 2015 23:24

Mach nur :daumen:
Selbst Unfähige können zu allem fähig sein.

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Re: Hühner (Mist, Begrünung)

Beitrag von Carolyn » Do Jan 22, 2015 09:04

Amanita hat geschrieben:Zum Schluss
Da dies mein erster Beitrag ist, bitte ich achtungsvoll um Nachsicht. Mein Text ist viel zu lang. Ich hantiere mit chemischen Formeln. Ich ergänze nur und schweife teilweise vom Thema ab. Ich hab den Prozess der Nitrifikation unterschlagen. Trotzdem bin ich froher Hoffnung etwas beizutragen und solang mich Niemand stoppt mach ich vlt. weiter so ... :p
Hallo Amanita, willkommen im Forum!

Wir sind hier durchaus froh, wenn jemand auch mal ein wenig Wissenschaft in unser Learning-by-Doing bringt. Lange ausführliche Texte sind oft besser als zu knapp und konzentriert gehaltene. Also mach ruhig weiter so!
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Re: Hühner (Mist, Begrünung)

Beitrag von Michael CH » Fr Feb 06, 2015 06:17

Hallo Amanita

Willkommen im Forum. Bitte entschuldige meine späte Antwort.
Vielen Dank für die Ausführliche Antwort. Ich kann mich Caroyln & Yggdrasil nur anschliessen. Vertiefte Auseinandersetzung mit der Materie ist nur zu begrüssen! Schreib einfach drauflos.

Den Hollunder habe ich mittlerweile versetzt. Mal sehen obs klappert.
Mit dem Hühnermist werde ich so verfahren wie von Dir beschrieben. Deine Angaben sind sehr Hilfreich?
Was für Hühner hast Du? Meine sind Zwerg-Wyandotten.

Michael

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