Kompost in Jordanien - Habt Ihr Ideen?

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
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AnkeWanda
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Kompost in Jordanien - Habt Ihr Ideen?

Beitrag von AnkeWanda » Di Sep 16, 2014 11:33

Hallo,

Seit ein paar Monaten wohnen wir in Jordanien. Zum Glück haben wir einen Garten und ich hoffe hier auch einen Kompost zu haben. Das ist leider nicht so einfach:

Es ist sehr heiß mit starker Sonneneinstrahlung
Der Boden ist sehr dichter – betonharter – Lehmboden
Ich habe noch keine einheimischen Regenwürmer zu Gesicht bekommen

Vor einem Monat habe ich mit etwa 2 Litern Kompost aus Deutschland hier einen Kompost angesetzt. Ich habe einen großen Wäschekorb (Boden und Wände mit Löchern) unter einem Mirabellenbaum etwa zehn Zentimeter in die Erde gelassen (der Großteil schaut also heraus). Darin befindet sich der „alte“ Kompost. Im großen Wäschekorb steht ein Papierkorb (ebenfalls rundherum mit Löchern). Den Papierkorb fülle ich täglich mit unseren Küchenabfällen und Strukturmaterial. Etwa Eierkartons, Wellpappe und Zeitungen. Nach etwa einer Woche ist der Papierkorb voll. Dann wende ich den „alten“ Kompost im Wäschekorb und leere den Papierkorb oben drüber.
Folgendes konnte ich bis jetzt beobachten:

Schleimig silbrige Spuren jeden Morgen auf und um den Kompost herum, Wovon?!?
Den Regenwürmern geht es gut. Sie sind dick und bewegen sich. Bin mir aber nicht sicher, dass sie sich schon vermehrt haben…
Geflügelte Ameisen beim Wenden des Komposts
Gurken werden über Nacht schnell angefressen, besonders die Kernhäuser
Zeitungen scheinen fast nicht zu verrotten.

Bitte Entschuldigt wenn ich soweit „aushole“ ;) und so viel schreibe.

Hat jemand von Euch Erfahrung mit Kompost im Nahen Osten oder ähnlichen Gebieten?
Habt Ihr Anregungen zu meiner Kompostiermethode?
Kennt Ihr die Tiere und Mikroorganismen die es gibt?
Ich freue mich schon auf Eure Antworten!
Anke

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Re: Kompost in Jordanien - Habt Ihr Ideen?

Beitrag von Carolyn » Di Sep 16, 2014 16:01

AnkeWanda hat geschrieben:Schleimig silbrige Spuren jeden Morgen auf und um den Kompost herum, Wovon?!?
...
Gurken werden über Nacht schnell angefressen, besonders die Kernhäuser
Klingt beides sehr nach Schnecken. Ich bin mir ausgesprochen sicher, dass es die auch in Jordanien gibt, auch wenn sie tagsüber wohl kaum zu finden sind.

Ansonsten weiß ich jedoch speziell nichts über Jordanien, tut mir leid.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Re: Kompost in Jordanien - Habt Ihr Ideen?

Beitrag von Yggdrasil » Di Sep 16, 2014 17:29

Speziell mit Jordanien kenne ich mich auch nicht aus.
Vielleicht kanns du dir aber Sand besorgen und den mit dem Lehm untermischen. Wird sicher nicht leicht werden. Dann wäre aber der Boden zumindest nicht gar so hart.
Selbst Unfähige können zu allem fähig sein.

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Re: Kompost in Jordanien - Habt Ihr Ideen?

Beitrag von Mia » Mi Sep 17, 2014 01:22

Hallo Anke, :smile:

ich habe nur ein bisschen Ahnung von Kompost auf der Insel La Palma, wo ich eine Zeitlang lebte. Und dort war es so, dass es regional auf der kleinen Insel völlig unterschiedlich war. Es gab Landstriche, die waren völlig trocken und verkarstet, während es im Norden der Insel Stellen mit Wald gab, wo sich Niederschläge als Nebel oder Tau zeigten.

Ich denke, in Jordanien ist es ähnlich, je nachdem wo Du wohnst. Es gibt dort starke Stellen mit sehr viel Wüste, es gibt auch solche, die zumindest in den Wintermonaten einige Niederschläge haben. Ich weiß nicht wo Du wohnst.
******
Ich würde in Deinem Garten - sofern er groß genug ist - folgendes machen: Pflanze tiefwurzelnde Obstbäume und Fruchtgehölze an. Welche das genau sind und welche dort am besten gedeihen, wirst Du in Deiner näheren und ferneren Nachbarschaft am besten entdecken können!
Jetzt warum? - Sie spenden Schatten! Wo Schatten ist, ist der Boden nicht mehr der sengenden Sonne preisgegeben und kann nur schlechter austrocknen. Zudem werfen sie Laub ab. Wo Laub herunterfällt kann sich ( zusammen mit Schatten und etwas Feuchtigkeit) Humus bilden, und Dein schwerer Lehmboden wird über die Zeit lockerer.
*****
War schon mal sehr gut, dass Du den Kompost leicht eingegraben unter den Mirabellenbaum gestellt hast! Vielleicht findest Du in den nächsten Monaten jemanden, der Dir einen Komposter aus Holzbohlen baut, die ruhig nahezu ohne Zwischenräume aneinanderliegen können, so dass viel weniger Luft hereinkommt als jetzt in den Wäschekorb? Dadurch trocknet das Ding weniger rasch aus und Kompost kann sich besser bilden. Ein schattenspendender Holzdeckel - oder eine andere schattenspendende Überdachung- wäre auch nicht schlecht.

Ich weiß jetzt nicht wie groß Dein Haushalt ist. Wenn Du täglich für vier Leute mit viel Gemüse kochst, hast Du ja viel Zeug, was relativ viel Feuchtigkeit hat. Da kannst Du gut Pappen und Eierkartons zumischen! Zeitungen- aber bitte NUR die einfachen, schwarzbedruckten! - zergehen schneller, wenn Du die einzelnen Blätter bewusst abtrennst und mit feuchtem Zeug mischt.
Das Ding beim Kompost ist immer: Schichte trocken auf feucht! Also einige Blatt Zeitung, lose aufgelegt, ein paar alte Tomaten, eine vergammelte Gurke, wieder einige Blatt Zeitung, ein Stück Wellpappe, und darauf nun jede Menge Kaffee- und Teesatz, um die Wellpappe nass zu machen, wieder ein paar Blätter trockene Zeitung... altes Unkraut, feuchte Tomaten.... und so fort. Die Kunst ist immer die Abwechslung: trocken auf feucht. :wink:
Halt das bei, dann bekommst Du auch einen Kompost!

Deine Idee mit dem Papierkorb im Wäschekorb ist absolut nicht schlecht! Du schaffst damit sowas wie ein Vorratsbehältnis, aus dem Du den zergehenden Kompost immer wieder neu anmischt. Ich mache das seit 25 Jahren ähnlich. Jetzt nicht mit einem "wöchentlichen" Papierkorb, aber ich habe getrennte Behälter, aus denen ich regelmäßig den Kompost mische.
Ich habe in der Küche im Schrank einen ganz kleinen Eimer "Feuchtzeug" und im Garten einen zweite Kompostecke: "Trockenzeug". Daraus schichte ich regelmäßig meinen Kompost.
*********
Du wirst in Jordanien bestimmt Kot von Esel, Maultier und Ziegen finden oder recht einfach besorgen können. Nimm das mit! Zerkleinert ab in den Kompost (oder verjaucht), ergibt einen guten Dünger!
Was Du vermutlich nur schwer finden wirst, ist genügend Unkraut, Grünmasse, Blattwerk, um den Kompost am Leben zu erhalten. Guck mal in der Nachbarschaft, was bei denen gut und blattreich wächst! Pflanze es auch an!
Teefenchel fällt mir dabei spontan ein, der riesig werden kann, aber garantiert wirst Du auch ganz andere Pflanzen finden!
*********
Die Schleimspuren um Deinen Kompost kommen mit Sicherheit von Schnecken. Auch das Angefressenwerden der Gurken.
Aber sei doch froh! Wem es in Jordanien, in einer wüstennahen Gegend gelingt, Schnecken in seinem Garten zu haben, der ist entweder sehr privilegiert oder kann sich einfach glücklich schätzen, dass sein Grund nicht SO trocken ist, dass Schnecken dort nicht überleben können!
******
Auf die geflügelten Ameisen kannst Du pfeifen. Sie waren jetzt eine Zeitlang da, weil sie ein Zuhause brauchten. Und wenn sie weggeflogen sind, sind sie nun weg!

Lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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Re: Kompost in Jordanien - Habt Ihr Ideen?

Beitrag von AnkeWanda » Do Sep 18, 2014 14:43

Liebe Mia,
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Das Kompostschichten werde ich gleich übernehmen. Gartenschnitt, Unkraut und Laub sind hier tatsächlich eher selten Esels, Schafe und Ziegen gibt es aber reichlich. Nur nicht bei uns im Viertel. Da muss ich mal schauen wie ich an Kot komme. (Wenn ich hier Kot einsammele wird das sicher komisch beäugt. Alle meine Versuche hier jemandem zu erklären was ein Kompost ist wurden bis jetzt nur mit Stirnrunzeln bedacht :))

Hier im Gärten gibt es noch einen großen Nadelbaum darunter hat sich wohl schon Humus gebildet. Ich guck mir das mal näher an...

Liebe Grüße
Anke

Michael CH
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Re: Kompost in Jordanien - Habt Ihr Ideen?

Beitrag von Michael CH » So Sep 21, 2014 14:55

Hallo Anke

kannst Du mal ein paar Bilder einstellen von Deinem Garten? Mich würde es sehr freuen, wenn Du ab und zu Berichten kannst wie sich das Ganze so entwickelt.
Mit ähnlichen Methoden wie sie Mia beschreibt wurde in China eine Wüste (Fruchtbares Land, dass im MIttelalter durch Ziegen zerstört wurde) renaturisiert.
http://www.youtube.com/watch?v=bjLV_aVRUmQ

Sekem, in Ägypten ist ein anders Beispiel: http://de.wikipedia.org/wiki/Sekem

Michael

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Re: Kompost in Jordanien - Habt Ihr Ideen?

Beitrag von Mia » Mo Sep 22, 2014 03:35

Der Film aus China war sehr schön, Michael! :smile:
Aber die hatten den guten Loessboden!
Dort, wo es wirklich Wüste aus Sand gibt, ist das deutlich schwieriger, wenn auch dort nicht unmöglich.

Liebe Anke, :smile:
Nadelbäume schaffen durch Nadelfall schon eine Art Humus, aber Nadeln sind in der Regel sauer und der durch sie geschaffene "Humus-Boden" ist es auch. Es ist kein wirklich guter Boden, selbst wenn er lockerer wirkt als Dein normaler Gartenboden. Du kannst die Säure testen mit einfachen Teststreifen aus dem Aquarienhandel oder aus der Apotheke. Sie kosten nicht viel.
Der Wert sollte zwischen 6 und 7 liegen, liegt er darunter, kannst Du mit gutem Algenkalk oder ähnlichem Zeug aufkalken.

Lieben Gruß,
Mia
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Re: Kompost in Jordanien - Habt Ihr Ideen?

Beitrag von Michael CH » Do Sep 25, 2014 05:32

Mia hat geschrieben:Der Film aus China war sehr schön, Michael! :smile:
Aber die hatten den guten Loessboden!
Dort, wo es wirklich Wüste aus Sand gibt, ist das deutlich schwieriger, wenn auch dort nicht unmöglich.
mia

wieder was gelernt. und: ich klammere sich mehr an die aussage, dass es auch mit sandböden klappen kann :smile:

michael

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