Wie mache ich aus einer Wiese einen Rasen?

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
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Claudia*
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Wie mache ich aus einer Wiese einen Rasen?

Beitrag von Claudia* » Mo Aug 25, 2014 21:54

Hallo!

Ich bin neu hier im Forum und habe ein großes Projekt vor mir: Wir können knapp 700qm angrenzende Wiese an unseren bestehenden Garten dazu kaufen und wollen diese als naturnahen Garten integrieren :hallo: !
Der grobe Plan sieht so aus, dass wir einen Zaun außen herum machen, eine Sträucherhecke daran entlang pflanzen, ein Gemüsebeet anlegen, ein paar Ecken Blumenwiese, einen Kinderspielbereich mit Bachlauf und Matschbereich anlegen wollen und zwischendrin eine schöne Rasenfläche mit vereinzelten Bäumen sein soll. :grin:

Bisher wurde die Wiese landwirtschaftlich genutzt (regelmäßig gemäht und Gülle ausgebracht). Es wächst vor allem Löwenzahn.
Wie schaffe ich es nun, aus dieser Wiese eine Rasen zu "kultivieren" ohne Herbizide anzuwenden? Ich brauch sicherlich keinen "feinen englischen Rasen", ein bisschen Vielfalt im Rasen stört mich keinesfalls, aber so wie es momentan ist, kann man darauf nicht barfuß laufen, Ball spielen usw.! Der Löwenzahn muss deutlich reduziert werden. :???:

Bringt pflügen etwas? Gründüngung?

Ich hoffe sehr, dass mir in diesem Forum weitergeholfen werden kann. Alle bisher befragten "Fachleute" rieten mir zum mehrmaligen kompletten "Abspritzen" :cry: mit anschließender Neueinsaat.

Mia
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Re: Wie mache ich aus einer Wiese einen Rasen?

Beitrag von Mia » Di Aug 26, 2014 03:22

Au wei, 700 m2 Wiese sind viel.

Hallo Claudia. :smile:

Zunächst mal: der Wiesenboden, der bis jetzt mit Gülle gespritzt wurde und somit gut gedüngt ist, sollte "abmagern". Dazu verhilft regelmäßiges Mähen, wobei KEIN abgemähter Grashalm auf dem Grund liegenbleiben sollte, der den Boden wiederum mit Stickstoff düngt. Also, sorgfältig weg mit dem Grasschnitt!
Solange in der Wiese nichts blüht, kannst Du diesen Schnitt an anderen Gartenstellen als Mulch einsetzen.

Fräsen oder Pflügen der Wiese bringt relativ wenig, weil aus jedem vielfach zerkleinertem Teil einer Löwenzahnwurzel ein neue Pflanze erwächst. Bei solchen mechanischen Aktionen müsstest Du gleichzeitig Gift einsetzen.
Die Löwenzähne musst Du am besten tief ausstechen, und da sind 700 Quadratmeter wirklich viel. Aber nimm Deine Kinder zur Hilfe, portiert im Frühjahr mit tiefem Spatenstich die Löwenzahnwurzeln ( die GANZ und unverletzt rausmüssen, sonst kommen sie wieder) heraus, und ab dem dritten Jahr sind es schon sehr weniger geworden. Ab dem 5. Jahr kannst Du sie los sein.
Ich habe das in einem riesengroßen Garten mit meinen Kindern auch gemacht, ich weiß, wovon ich rede.
Lass dazu auch keinen Löwenzahn mehr blühen oder Samen tragen. Die Kinder sollen im Frühjahr alle gelben Blüten abrupfen, mach Du Löwenzahnsirup daraus. Die Kinder sollen auch keine Pusteblumen verpusten, sondern sie gut abgreifen und in den Hausmüll werfen.

Naja, und dann eben sehr regelmäßig abmähen die Wiese... gucken, dass NICHTS an Grünzeug liegen bleibt, viele der ehemaligen Futtergräser gehen dadurch schon selbst ein. Sobald Du anfängst Hecken zu pflanzen, gibt es auf einmal Schatten auf der ehemals sonnigen Wiese. Weitere Gräser gehen von selber ein und werden im Laufe der Jahre durch andere, schattenverträglichere ersetzt.

Jetzt aber, wenn Du ein Gemüsebeet haben möchtest: Lege jetzt über den Winter lange Bretter oder Steinplatten auf die Teile der Wiese, die eingehen sollen. Im nächsten Frühjahr ist das alte Gras dort recht brüchig und dünn geworden, so dass Du die Grassoden relativ leicht abheben kannst. Auf den Kopf gedreht, wandern sie dann in den Komposter. Nun gräbst Du EINMAL diesen neuen Boden um, packst gekauften Kompost drauf oder gekaufte gute Erde und beginnst damit Dein erstes Gemüsebeet.
Ganz viel wird das im ersten Jahr noch nicht abwerfen .. aber ein Anfang ist gemacht. :hallo:

Willst Du an Stellen eine wilde Blumenwiese auf ehemaligem Güllegedüngtem Viehgrasbestand, geht es jetzt hier heftig ums Abmagern des Bodens. Dein gedüngter Boden ist gut für Futterwiese, ggf. für ein Gemüsebeet, für normalen Rasen ist er eigentlich schon überdüngt, aber vor allem für eine wilde Blumenwiese. Es sei denn, Du wählst stattdessen ein Staudenbeet.
Für eine Blumenwiese im Gras sollte die Wiese nochmal deutlich mehr "abgemagert" werden. Zum Beispiel durch das Aufbringen von Sand.

Lieben Gruß,
Mia
Zuletzt geändert von Mia am So Aug 31, 2014 01:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie mache ich aus einer Wiese einen Rasen?

Beitrag von Claudia* » Sa Aug 30, 2014 14:57

Hallo Mia!

Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort :daumen: ! Dann werden wir uns das Fräsen wohl lieber sparen und erstmal abwarten und ausstechen :shock: .

Würdest du dann gar keinen "richtigen" Rasensamen ausbringen?

Mia
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Re: Wie mache ich aus einer Wiese einen Rasen?

Beitrag von Mia » So Aug 31, 2014 02:08

Nein Claudia, :smile:

erstmal nicht. Wohin denn mit den Samen? Erstmal muss das alte Gras und der alte Bestand eingehen oder ausgemacht werden. So lange alles vollsteht mit Futtergräsern und Löwenzahn --- wo willst Du Rasen hinsäen?
Die Futtergräser gehen aber bei entsprechend schlechter Pflege von selber ein. Wenn Du nicht mehr düngst, regelmäßig mähst und darauf achtest, dass kein Grasschnitt liegen bleibt, der selber wieder zu Dünger verrotten würde, werden die Futtergräser über einige Jahre ausgehungert und bleiben weg. Stattdessen siedelt sich von selbst niedrigerer, weicherer Rasen an und in der Regel genau der, den Du brauchst. Kann auch sein, dass sich - nach dem Absterben der Futtergräser - größere Flächen mit Scharbockskraut oder Gänsefingerkraut oder Knoblauchrauke oder sonstwas überziehen. Das Zeug kannst Du jetzt ausmachen oder ausreissen und dort nun Deinen bevorzugten Rasen säen.

Die Löwenzahnpflanzen mit ihren langen Pfahlwurzeln sterben aber nicht durch weniger Futter ab! Die solltest Du wirklich ausstechen und ausmachen--- jedes Jahr und am besten jeden Monat immer wieder dranbleiben, dadurch kriegst Du sie weg.

Lieben Gruß,
Mia
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