Gründüngung zur Rückstandsreduzierung?

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
Antworten
Juno
Rasenmäher
Rasenmäher
Beiträge: 3
Registriert: Do Apr 18, 2013 11:04
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63

Gründüngung zur Rückstandsreduzierung?

Beitrag von Juno » Do Apr 18, 2013 11:17

Hallo liebe Gartenfreunde - ich habe eine Terrasse, die ich seit 3 Jahren mit Gemüse bepflanzt habe, das mir aber seltsamerweise nicht schmeckt.
Ich habe Bedenken, dass sich in der Erde eventuelle Rückstände (Düngung, Unkrautvernichtungsmittel etc.) aus der vorherigen Nutzung als Blumengarten befinden.
Eigentlich wollte ich die Erde auswechseln lassen, aber niemand kann mir garantieren, dass die neue Erde absolut rückstandsfrei wäre.

Nun wurde mir empfohlen ich solle die Erde mit Gründüngung bepflanzen, weil diese eventuelle Schadstoffe dem Boden entzieht.
Es heißt, ich solle die Gründüngungspflanzen im Herbst herausreißen und entsorgen, dadurch sei der Boden entlastet.
Kommt mir etwas "spanisch" vor, denn üblicherweise soll Gründüngung doch im Boden verbleiben um die Nährstoffsituation zu verbessern.

Was ist also richtig?
Weiß jemand, ob die Theorie von der Gründüngung (mit anschließender Entsorgung) zur Reduzierung von schädlichen Stoffen richtig ist?

Welche Gründüngung wäre hierfür ratsam?

Oder hat jemand eine andere Idee was ich tun könnte um einen rückstandsfreien Boden zu bekommen?

Eine Bodenanalyse hilft auch nicht weiter, da ich hierfür konkrete Verdachtsmomente bräuchte; dh. es kann nur auf konkrete Stoffe untersucht werden, nicht ganz allgemein auf Rückstände. Da ich keinen speziellen Verdacht habe hilft eine solche (kostspielige) Bodenanalyse also auch nicht weiter... :sad:

Bitte dringend um RAT
und bedanke mich schon mal vorab

Juno

Benutzeravatar
Harald@Biogaertner
Gartenprofessor
Gartenprofessor
Beiträge: 122
Registriert: Di Okt 13, 2009 12:31
Wohnort: Betra
Geschlecht:

Re: Gründüngung zur Rückstandsreduzierung?

Beitrag von Harald@Biogaertner » Sa Apr 20, 2013 09:38

Hallo Juno,

bestimmt ist es möglich Pflanzen zur Reduzierung von Schadstoffen einzusetzen. Zum Beispiel werden in einer Pflanzenkläranlage Schilfpflanzen eingesetzt um die Schadstoffe herauszufiltern. Der Schilf wird ebenso in einem Naturschwimmbad eingesetzt, um das Wasser zu reinigen.
Desweiteren zieht die Wilde Karde Schadstoffe aus dem Boden. Sie tut das ja in Form einer Tinktur auch beim Menschen. Dass man die Pflanzen dann wegwirft ist in sofern verständlich, dass man die ausgezogenen Schadstoffe ja nicht wieder als Dünger erinbringen will. Die Schadstoffe sind dann ja immer noch in der Pflanze. Man entledigt sich also nur der Schadstoffe und verschiebt sie woanders hin! Das ist so ähnlich wie mit dem Atommüll :???:
Wenn Dein Boden belastet "war", dann hast Du ja bereits einen Teil der Belastung gegessen, indem Du Deine bisherige Ernte verzehrt hast. Dein Boden müsste also bereits besser geworden sein.

An Deiner Stelle würde ich mir einen Biobauern suchen, dem Du einen Autoanhänger voll Boden abkaufst. Ich nehme an, dass diese Menge reicht für eine Terasse. Wenn nicht, dann halt 2 Anhänger.
Deinen "alten Boden" würde ich an einem Ort ablegen, an dem unsere Bodenlebewesen und eben geeignete Pflanzen den Boden besiedeln können, um ihn wieder in Ordnung bringen zu können, falls Du Dir die Arbeit machen möchtest. Ja ja, unsere Bodenlebewesen sind zu allerhand fähig!

Evtl. gibt es aber auch andere Gründe, warum Dein Gemüse nicht schmeckt. Die Zusammensetzung des Bodens (sauer, kalkreich, ...) kann den Geschmack beeinflussen, Sie gewählten Sorten an Pflanzen können unterschiedliche Geschmäcker haben, ...

My 2 ct
Liebe Grüße
Harald
Eine selbst gezogene Pflanze ändert ihre Zusammensetzung und hält damit ihren Menschen gesund. Eine gekaufte kann das nicht.
Harald Zimmermann
Bild

Mia
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3516
Registriert: Fr Jun 04, 2010 22:27
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: östliches NRW
Geschlecht:

Re: Gründüngung zur Rückstandsreduzierung?

Beitrag von Mia » Sa Apr 20, 2013 20:18

Hi Juno, hi Harald, :smile:

na, ich würde auch bezweifeln, dass es mit Gründüngung funktioniert. Gründüngung lockert den Boden und trägt ja Nährstoffe rein - sie nimmt nichts raus! Es gibt aber Pflanzen, die den Boden reinigen. Harald hat mit seinem Beispiel von den Schilfpflanzen schon recht - auch mit der wilden Karde. Aber was können wir noch dazu für DICH finden?

Guck doch mal, was auf Deiner Gartenterrasse von selbst für Unkräuter wachsen. Diese zieht jeweils ein bestimmter Boden mit bestimmten Schadstoffen an, und anhand ihrer Bestimmung kann man gut gucken, was da im Argen liegt.
Von daher wurde ich für dieses Jahr empfehlen: Brachliegenlassen und gucken, was da von sich aus wächst!
Mach dann Fotos, schick sie her, achte auch auf die Anzahl der Unkräuter pro m2, dann können wir bestimmen. Und dann können wir - ich - dir halbwegs sagen, wie der Boden ist. Es wächst immer nur das von selber darauf, was angezogen wird!
Du kannst auch selber googeln, zum Beispiel unter dem Stichwort "Zeigerpflanzen".

Wenn da irgendwelche dicken Schadstoffe drin sind, werden die Unkräuter das zeigen! Und genau diese Unkräuter machen die auch weg! Zum Beispiel werden wilde Malvenarten - Malva neclecta - von zuviel Stickstoff angezogen, andere Pflanzenarten siedeln sich z.B. bei Cadmiumbelastung an. Sie gedeihen aber immer nur solange, bis der Stoff "aufgebraucht "ist.

Zur Not lass den Terassenboden auch noch ein weiteres Jahr liegen. Ziehe Deine Gemüse solange in großen Kübeln oder leg Dir ein Hochbeet an.

Vielleicht weisst Du aber jetzt schon, welche Unkräuter da bei Dir in den letzten Jahren bevorzugt gediehen, und kannst etwas dazu sagen? Dann her mit der Info! Dann können wir gucken!

Ansonsten, wenn Du das Gefühl hast, ohne auf die Unkäuter zu zu schauen, etwas tun zu wollen, dann säe Ringelblumen aus, auch noch Kapuzinerkresse, sie gesunden den Garten. Kamille kann ebenfalls nicht schaden. Ich würde das aber auf dieser Gartenterrasse (noch) nicht machen, sondern erst mal gucken, was überhaupt kommt. Im restlichen Garten kannste die Dinger ja aussäen! Und vielleicht hast Du ja auch die Möglichkeit, zwischenzeitlich Gemüse in einem anderen Eck mit unbelasteter Erde zu ziehen?

Für heute einen lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

Juno
Rasenmäher
Rasenmäher
Beiträge: 3
Registriert: Do Apr 18, 2013 11:04
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63

Re: Gründüngung zur Rückstandsreduzierung?

Beitrag von Juno » So Apr 21, 2013 12:18

Vielen Dank für die tollen Tipps!

Zeigerpflanzen, das klingt auch sehr interessant - leider hab ich letzte Woche alles rausgerupft und weiß die Namen der Unkräuter nicht; hab schon danach gegoogelt aber nichts gefunden. Aber vielleicht klappt's ja demnächst mal mit Bildern.

Hab inzwischen eh das nächste Problem, weil mir eine Himbeere das komplette Beet verwurzelt hat und ich zusehen muss, wie ich den Auswüchsen Herr werde.

Erde vom Biobauern ist schwierig für mich, da ich dazu jemanden bräuchte, der mir das macht... :sad:

Hatte früher mal eine Bauerngarten, da lief immer alles super, aber hier mit der Terrasse komm ich irgendwie nicht klar...

Beste Grüße
Juno

Juno
Rasenmäher
Rasenmäher
Beiträge: 3
Registriert: Do Apr 18, 2013 11:04
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63

Re: Gründüngung zur Rückstandsreduzierung?

Beitrag von Juno » So Apr 21, 2013 18:47

Ach ja meine lieben Helfer, etwas zum Thema Zeigerpflanze ist mir nun doch eingefallen:

Auf meinen Beeten zeigt sich gerne Moos, zwar überwiegend im Randbereich, aber dennoch eine Erscheinung, die ich von meinem Bauerngarten her nicht kenne.
So kleine kugelig-stachelige Pflänzchen und flächiger-deckende.
(Wenn ich nach Moos als "Zeigerpflanze" googel, finde ich überwiegend Beiträge die Moos im Rasen betreffen - komm als nicht wirklich weiter...)

Könnt ihr mit damit etwas anfangen???

Mia
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3516
Registriert: Fr Jun 04, 2010 22:27
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: östliches NRW
Geschlecht:

Re: Gründüngung zur Rückstandsreduzierung?

Beitrag von Mia » So Apr 21, 2013 20:18

Hallo Juno, :smile:

Moos sagt: Boden sauer, feucht und schattig. Sollte nicht am Rand eines Gemüsebeetes vorkommen. Es sei denn, Du hast da alte Steine liegen, auf denen es sitzt. In der Erde dort hat es nichts zu suchen. Aber bevor Du jetzt Kalk draufkippst, müssen wir erstmal sicher sein, dass Du wirklich Moss meinst - und nicht irgendwas ganz anderes. Deshalb lieber ein Foto.
Die rausgerupften Unkräuter kommen sicherlich bald wieder, dann sehen wir weiter. :thumbsup:

Für die Himbeere brauchst Du einen guten Spaten und starke Handschuhe. Musst gucken, dass Du wirklich jeden neu bewurzelten Langtrieb rauskriegst!

Lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

Benutzeravatar
Cerifera
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3753
Registriert: Mi Jan 30, 2008 11:00
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: Gründüngung zur Rückstandsreduzierung?

Beitrag von Cerifera » Mo Apr 22, 2013 01:06

ich weiß was Du meinst! Mir ist das bei ein und der selben Sorte Erdbeeren so gegangen. In "frischer" Erde in Kübeln gezogen schmeckten sie süßlich und wundervoll. Die aus dem Beet waren fader und säuerlicher im Geschmack. Düngerrückstände etc. kenne ich jetzt nur von gekauften Kohlrabi - da ist das immer extrem schlimm die kann ich häufig nicht essen und schon gar nicht roh wie ich sie am liebsten mag!

Es könnte tatsächlich eine Überdüngung vorliegen da fiele mir jetzt spontan Spinat ein.
Nach der Spinatkultur wären Ringelblumen und Tagetes sicher von Nutzen.

Ok das darf ich nicht raten weil es verboten ist es gibt tolle Pflanzen für die Bodenverbesserung allerdings darf man die in Deutschland nicht aussäen obwohl der Nutzhanf-Samen von demeter aus dem Bioladen keinerlei THC enthält. Leider nicht erlaubt.

Lieber dieses Jahr ruhen lassen und Starkzehrer und danach Bodenverbesserer einsetzen. Auf eine schützende Mulchdecke oder Gründüngung über den Winter stehen lassen würde ich verzichten.

Es kann auch eine Phosphorüberdüngung sein, das würde sich dann in Eisenmangel an Deinen Gemüsepflanzen widerspiegeln. Hatten Deine Pflanzen hellere gelbliche Blattadern oder ist Dir etwas andres aufgefallen?
Was hast Du so gepflanzt in den drei Jahren und wie gedüngt/gegossen?

Notfalls eine Bodenanalyse vom Fachmann machen lassen der kann das genau feststellen - aber auch nicht ganz billig der Spaß.

Antworten