Pflanzerde selbst herstellen

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
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Harald@Biogaertner
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Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Harald@Biogaertner » Fr Mär 22, 2013 09:56

Hallo miteinander,

seit ein paar Jahren mache ich Versuche, Pflanz- bzw. Aussaaterde selbst herszustellen. Ein Grund dafür ist, dass es auf dem Markt nahezu keine Pflanzerde gibt, die ohne Torf hergestellt wird. Nun ist es aber so, dass Torf meines Wissens nicht mehr abgebaut werden sollte.
Deshalb habe ich mit Versuchen angefangen.
In einem Buch "Altes Gärtnerwissen wiederentdeckt" von Inga-Maria Richberg habe ich dazu Ausführungen gefunden:
Fichtennadelkompost:
Zweige aufeinanderschichten und warten (über den Winter) bis die Nadeln abgefallen sind. Die Zweige entfernen und die Nadeln anhäufeln. Mit angerotettem Laub abdecken. Nach 2-maligem Umsetzen (vorher jeweils das Laub entfernen und nachher wieder abdecken) sei der Fichtennadelkompost pünktlich zur Aussaat im nächsten Frühjahr fertig.
Maulwurfs- bzw. Wühlmaushügel:
Einfach im Frühjahr auf den Wiesen holen. Natürlich den Besitzer der Wiese vorher fragen. Der Boden ist aus unteren Schichten und deshalb relativ keimfrei. Außerdem sind über mehrere Wochen die Gestirne darübergewandert, was ja auch einen Nutzen hat, den allerdings nicht alle Menschen für wichtig erachten.
Dieser Boden kann pur jedoch nicht als Aussaaterde verwendet werden. Das habe ich selbst dummerweise letztes Jahr ausprobiert und die Samen fast aller meiner Voranzuchtspflanzen kamen nicht damit zurecht. Der Boden setzt sich durch Zugabe von Wasser volkommen zu und die Wurzeln schaffen es nicht durchzukommen. Ein Jahr zuvor hatte ich die Wühlmaushügel mit "normaler" Anzuchtserde 1:1 vermischt und beste Ergebnisse erhalten. Aber hier möchte ich noch dran arbeiten, um das gekaufte Material zu ersetzen. Deshalb auch der Beitrag.
Kompost aus Lauberde zur Anzucht:
Soll auch ein guter Anzuchtboden sein. Man mischt alle Laubarten von Wald- und Obstbäumen mit Gartenerde, indem man abwechselnd 5 cm Laub mit 5 cm Gartenboden aufeinander schichtet.

Jetzt habe ich im Bioladen torffreie Bio-Universalerde gekauft und alle meine Pflänzchen sind aufgelaufen. Hat toll funktioniert. Da ich ab diesem Jahr Saatgut professionell anbaue, konnte ich mir für mein Firmensaatgut keine "Spirenzchen" erlauben. Trotzdem möchte ich für die Zukunft eigenen Anzuchtboden herstellen können.

Jetzt meine Fragen
Kann ich die abgestorbenen Stängel von z. B. Alant, Sonnenblume, ... kleinhäckseln und der Wühlmauserde zugeben und evtl. noch Katzenstreu dazugeben um einen guten Anzuchtboden zu bekommen? Oder ist das so nicht gut genug?
Im gekauften Pflanzboden sind Pflanzhumus (Kompost aus Gründungung und Baumrinden), Kokosfasern, Holzfasern und Naturbims drin. Kann ich den Naturbims mit Katzenstreu ersetzen?
Inwiefern entziehen die Pflanzenreste (Häcksel) den gerade auflaufenden Pflänzchen den Sticksoff, Mia :smile: ? Oder benötigen die noch gar nicht soviel Stickstoff?
Was würde ich auf die beschriebene Art falsch machen oder was könnte man noch besser machen?

Liebe Grüße an alle
Harald
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Carolyn
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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Carolyn » Fr Mär 22, 2013 11:55

Ich kann Dir zwar Deine Fragen nicht wirklich beantworten, aber einige Anmerkungen zur Wühlmauserde hätte ich. ;)

Meine Mutter hat jahrzehntelang Wühlmauserde verwendet um ihre Balkonkästen damit zu füllen (für Geranien). Hat meist hervorragend funktioniert. Aber:
- Die Erde ist gegen gekaufte Erde sehr, sehr schwer. Liegt vermutlich an unserem Boden, die Erde hier ist von sehr viel Lehm durchsetzt. Hat viele Vorteile, aber eben auch Nachteile.
- Wie Du selbst schon festgestellt hast wird er relativ hart wenn er gegossen wird und wieder austrocknet usf.
- Wenn Du die Erde im Frühjahr auf der Wiese holst ist sie nicht mehr keimfrei! Zwar bringt sie keine Keime aus dem Boden mit, aber sie ist ja einige Monate lang an der Oberfläche gelegen. Die Blumenkästen meiner Mutter waren regelmäßig voller unerwünschter Beikräuter, bis irgendwann alle Wildsamen gekeimt waren. Ich verwende gekaufte Erde und habe dieses Problem nicht. Es ist also kein "Neuanflug", wenn die Kästen raus kommen. Wie das mit Kleinstlebewesen (incl. Bakterien) aussieht weiß ich nicht.
- Anzuchterde ist feinkrümeliger als normale Blumenerde, um guten "Anschluss" an die Samen zu gewährleisten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du Wühlmauserde trotz Beimischung so fein bekommst.
- Wie kontrollierst Du den Nährstoffgehalt?

Ich verwende Wühlmauserde durchaus (derzeit könnte ich wieder schubkarrenweise sammeln *seufz*), wenn ich z.B. der Natur entnommene Setzlinge (vorwiegend von Sträuchern) vorübergehend in Töpfen "parken" muss. Die sind diese Erde gewohnt und ich will sie ja nicht verzärteln. In der Natur geht aber nur ein kleiner Prozentsatz von Samen auf und noch weniger werden groß. Das kannst Du Dir jedoch nicht leisten, wenn Du das professionell machen willst. Ich will Dich nicht entmutigen, aber vielleicht helfen Dir meine Hinweise ja, teure Fehlschläge zu vermeiden.


Ach, noch eine Idee: Hast Du einen Nadelwald in der Nähe oder einen Garten in der Nachbarschaft, der alte Fichten drin stehen hat? Dann kannst Du Dir den Fichtennadelnkompost zumindest halbfertig holen (nach Rückfrage natürlich) und musst nicht die Zweige sammeln und schichten. Unter Fichten sammeln sich ja jede Menge abgefallene Nadeln. (Wie sieht es da eigentlich mit dem PH-Wert aus?)
Und die Wühlmauserde müßtest Du genauso mit Laub mischen können, statt des Gartenbodens. Da kann ich mir gut vorstellen, dass die Erde lockerer wird und nicht mehr verschlämmt.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Mia » Sa Mär 23, 2013 00:13

Hi Harald, hi Carolyn, :smile:

ich habe auch schon versucht Pflanz- und Anzuchterde selbst herzustellen, habe auch ziemlich herumprobiert, es ist aber ein heikles Ding.
Fichtennadelkompost ist in der Regel sauer - zu sauer , um da anständig was anziehen zu können. Ist ein guter Boden für für Rododendren, Azaleen, Farne, Preisselbeeren... Selbst wenn Du den mit Laubkompost mischt, bleibt er sauer. Mit gutem Algenkalk kann man neutralisieren.
Ein wirklich guter Test, ob sich was zur Anzucht eignet, ist die Kresseprobe! Die kleinen Sämlinge sollten durch und durch grün sein und stehen wie eine Eins!

Maulwurfs/Wühlmauserde: Habe ich Luzian schon geschrieben: Sie kommt von tief unten, hat keinerlei Humusbestandteile (die sich durch vergehende Pflanzenteile ja erst oben bilden!), ist somit nährstoffarm und verpappt sofort wieder, sobald wir sie benutzen.
Das liegt nicht an EUREM Boden, Carolyn, das ist scheinbar in D überall so. Die kräftigen Viecher graben halt tiefen Boden hoch, der noch keine Düngung gesehen hat. Den Gartenbesitzer reizt es natürlich, diese Haufen zu nehmen, denn sie sehen so locker und gut aus! Dies ist, weil die Erdbewohner bei ihrem Schaufeln reichlich Luft eingearbet haben! Aber kaum ist eine solche Erde im Topf, wird nass, weicht die Luft raus und der Boden klebt schwer zusammen.
Das kommt, weil er keine lockernden Humusbestandteile hat, die ihn auf Dauer durchlässig halten würden.
Genau deshalb geben die herkömmlichen Firmen ja Torf rein, gell?
Ich habe diese bittere Erfahrung auch gemacht, Harald. Es lockt einen.... man denkt, man hat was Tolles.... nix da! :wink:

Laubkompost ist hingegen etwas Gutes. Reiner Laubkompost aus Buche, Eiche, Obstbäumen kann allerdings auch zu sauer sein! - Kresseprobe!
Vermischt mit Gartenerde, kann das aber gut was werden! Ich würde aber nicht Laub/Erde/Laub/Erde etc. schichten, sondern das Laub wirklich kompostieren und erst im Frühjahr oder Herbst mit normaler Erde mischen. Erst den Kompostiervorgang abschließen, dann mischen. Auch hier wieder nach der Mischung: Kresseprobe!
Gibt es Probleme mit dem Anlaufen der Samen, ist das Zeug wohl möglich noch nicht zersetzt genug!

Zu Deinen Fragen:
Du kannst Stängel von Alant und Sonnenblume oder was auch immer kleingehäkselt der Wühlmauserde zusetzen, und zwar am besten, wenn sie noch grün sind! Damit reicherst Du die Mischung mit Stickstoff an. Das ergibt aber wieder einen Kompostiervorgang, und den solltest Du auch mitnehmen! Nichts kann unsere Pflanzerde besser aufbereiten, als die Millionen von kleinen Erdlebewesen.
Auch hier gilt: Eigentlich solltest Du sie getrennt kompostieren und dann untermischen. Mischt Du sie nach Trocknung geschreddert unter, kommen Pflanzenwurzeln an ihre Inhaltsstoffe schlecht ran. Sie müssen sich erst zersetzen. - Es ist dann reines Füllzeug, und je nach dem wie alt und trocken es ist, RAUBT es Stickstoff. Das wäre dann wie die trockenen Zusätze zu Deiner jetzigen Pflanzerde, also die NICHT kompostierten Kokosfasern und Holzfasern.
Die jungen Pflanzen brauchen allerdings auch noch nicht soviel Stickstoff, sie sollten ja nicht ins Blatt schießen, sondern Wurzeln bilden. Deshalb: Probier es aus!
Rasch zur Hilfe: Die Kresseprobe! Hierbei kannst Du sehr schnell beobachten wie die Sämlinge reagieren!

Katzenstreu: Katzenkot bringt wieder Stickstoff rein. Andererseits: ich weiß nicht, welche Schadstoffe in synthetischem Katzenstreu stecken. Wenn Du sicher bist, dass es nichts tut, sondern nur auflockert, wie immer: KRESSEPROBE!

Lieben Gruß,
Mia
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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Carolyn » So Mär 24, 2013 23:24

Mia hat geschrieben:Maulwurfs/Wühlmauserde: Habe ich Luzian schon geschrieben: Sie kommt von tief unten, hat keinerlei Humusbestandteile (die sich durch vergehende Pflanzenteile ja erst oben bilden!), ist somit nährstoffarm und verpappt sofort wieder, sobald wir sie benutzen.
Das liegt nicht an EUREM Boden, Carolyn, das ist scheinbar in D überall so.
Hm, diese Erde sieht ganz exakt genau so aus wie die Erde, die ich beim Pflanzen meiner Sträucher nach oben geholt habe. In mehr als Spatentiefe wird die Erde dann wesentlich lehmiger, aber das ist nicht mehr das Material, das die Wühlmäuse nach oben befördern! Nur ganz oben der Grassoden hat noch andere Erde.
Nach Deiner Erklärung hieße das ja, ich hätte nur eine sehr dünne Humusschicht in der Wiese, alles ab max. 10 cm Tiefe, also dort wo die meisten Strauchwurzeln wachsen (sollen), wäre kein Humus mehr. Schwer vorstellbar. :nachdenk:
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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Mia » Mo Mär 25, 2013 19:26

Hallo Carolyn, :smile:
Nach Deiner Erklärung hieße das ja, ich hätte nur eine sehr dünne Humusschicht in der Wiese, alles ab max. 10 cm Tiefe, also dort wo die meisten Strauchwurzeln wachsen (sollen), wäre kein Humus mehr.
Das kann ich mir auch nicht vorstellen! Müsste unter einer alten Wiese mit blätterabwerfenden Sträuchern die Humusschicht nicht relativ stark sein?
Wobei ich diese Erklärung nicht selber gekocht habe. Sie stammt entweder aus einem Buch von Jürgen Dahl oder einem Gartenblog eines ähnliches Autors.-- Müsste suchen.
Ich erinnere mich deswegen so genau, weil ich auch schon mal auf diese scheinbar so wunderbare Wühlmauserde reingefallen bin. Ich brauchte da vor allem Umpflanzerde für einen sehr großen Agapanthus und diverse Zimmerpfanzen.
Och, dachte ich, nehm ich doch die! Misch ich noch etwas reifen Kompost drunter, etwas Sand,... denn ich war geizig, wollte Geld sparen.
Schuß in den Ofen! Das Zeug verpappte wie blöd und die Pflanzen kümmerten! Ich musste alle austopfen und doch neue Erde kaufen. Na, und dann las ich, einige Zeit später, zufällig diesen Abschnitt über diese Erde.
Und da meine Erfahrungen dem entsprachen, habe ich das geglaubt. Ich glaube es auch immer noch. Zumindest die, die ich hatte, war ZUUUU nährstoffarm. Obwohl sie auch gut und braun und nicht wie Lehm aussah.
WER knackt das Rätsel?

Lieben Gruß!
Mia
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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Carolyn » Mo Mär 25, 2013 21:50

Mia hat geschrieben:
Nach Deiner Erklärung hieße das ja, ich hätte nur eine sehr dünne Humusschicht in der Wiese, alles ab max. 10 cm Tiefe, also dort wo die meisten Strauchwurzeln wachsen (sollen), wäre kein Humus mehr.
Das kann ich mir auch nicht vorstellen! Müsste unter einer alten Wiese mit blätterabwerfenden Sträuchern die Humusschicht nicht relativ stark sein?
Die Sträucher habe ja ich erst gepflanzt, das rentiert sich noch nicht. Das Laub der Obstbäume bleibt aber komplett liegen und das schon seit Jahrzehnten. Nur habe ich unter den Obstbäumen ja nicht gegraben. Und das Gras wurde früher vollständig abgeerntet, erst seit einigen Jahren mulche ich. Aber immerhin, diese vier, fünf Jahre Grasmulch (bin grad zu faul, um den genauen Zeitraum nachzuschlagen) müßte schon was gebracht haben. Das Gras wächst jedenfalls wie verrückt, mein Nachbar, der seine Wiesen noch bewirtschaftet, ist jedes Jahr neidisch. Und der Rasentrac hat an manchen besonders dichten Stellen schwer zu kämpfen.

Noch was, ich kann mir nicht vorstellen, dass diese "Tiefenerde" überall gleich ist. Es gibt ja z.B. Gegenden mit extrem sandigem Boden (Dünen wie rund um Sandhausen bei Heidelberg), da müssen auch diese tiefen Schichten anders aussehen als hier.

Dass diese Erde nicht die selbe Qualität hat wie Gartenerde glaube ich sofort. Aber so völlig wertlos kann sie auch nicht sein. Wobei auch meine Gartenerde mit gekaufter Blumenerde bei WEITEM nicht mithalten kann! Gekaufte Erde hat eine Konsistenz, die ich aus der Natur so überhaupt nicht kenne...
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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Harald@Biogaertner » Di Mär 26, 2013 18:50

Hallo miteinander,

ich habe die Wühlmauserde ja vor 2 Jahren 50/50 mit Anzuchterde gemischt und das hatte tolle Ergebnisse gebracht. So schlecht als Teil der Gesamterde kann er also nicht sein. Die Frage ist für mich, welche Zusätze ein ideales Ganzes ergeben würden. Dahin sollte ja auch meine Frage gehen; ob kleingehäckseltes Stängelmaterial von Stauden letzten Jahres als Auflockerungsmaterial geeignet wäre. Natürlich bräuchte man dann bestimmt auch noch andere Teile. Und dabei hatte ich u. a. auch den Fichtennadel- und den Laubkompost mit eingebaut, sofern das Sinn machen würde. Wir haben hier lehmigen bis tonig-lehmigen Boden vermute ich. Da könnte ein bischen säuerlicher Kompost als Ergänzung vielleicht Sinn machen? Den Fichtennadelkompost vermischt mit dem Laubkompost, hmm, könnte eine schöne Synfonie geben. Wenn man zur Hand hat noch ein bisschen Sand rein? Auf saurem sandigem Boden müsste die Komposition natürlich anders ausgelegt werden. Aber vielleicht gibt es Komponenten, die in jeder Variation Sinn machen würden?
Naja, vielleicht können hier einfach Informationen von verschiedenen Leuten über die Monate zu diesem Thema gesammelt werden?
Z. B. würde mich zumindest noch die Meinung von Wasnun und Windlieb interessieren? :nod:

LG
Harald
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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Mia » Mo Apr 01, 2013 02:54

Hallo Carolyn, hallo Harald, :smile:

erst mal: Fröhliche Ostergrüße an Euch! Trotz der Kälte wünsche ich Euch gedeihliche, erfreuliche Ostertage, in denen man, zumindest im Herzen ahnend, :wink: den Sommer schon spürt.
Next: Mich würde auch die Meinungen von Windlieb und Wasnun zum Thema sehr interessieren!
Nun zum dritten:
Harald, ich glaube, wir werfen hier zwei Themen durcheinander, nämlich Anzuchterde und Pflanzerde. Was Du als erstes haben willst, ist Anzuchterde, ja?
Harald hat geschrieben:Ich habe die Wühlmauserde ja vor 2 Jahren 50/50 mit Anzuchterde gemischt und das hatte tolle Ergebnisse gebracht.
3.1: Ja, das hat sie, weil Du sie als Anzuchterde verwendet hast! Anzuchterde sollte mager sein, somit kam das der Beschaffenheit der Wühlmauserde entgegen. Durch die Beigabe gekaufter Anzuchterde hast Du noch Lockerstoffe rein gebracht, die ein Verschlämmen des Bodens verhinderten. Wenn Du jetzt gehäckseltes, getrocknetes Zeug aus Deinem Garten der reinen Wühlmauserde untermischt (Alant, Sonnenblume), kannst Du möglicherweise ein ähnliches Ergebnis erzielen. Also, als Anzuchterde Wühlmauserde ja, dazu müssen Fasern kommen, die den sonst schwer verschlämmenden Boden locker halten, okay? Etwas Laubkompost mit einfacher Gartenerde kann AUCH eine gute Anzuchterde liefern.
Du WEISST aber nicht, ob Dein Gemisch gut verträglich ist!? - Deshalb die Kresseprobe!

3.2: Was als Anzuchterde taugt (und gute Ergebnisse brachte), taugt deshalb noch lange nicht als Pflanzerde! Die braucht ja viel mehr Nährstoffe! Und jetzt kommen diese ganzen Komposte in größeren Mengen ins Spiel, die Stickstoffe und Spurenelemente mitbringen.
Nochmal: Fichtennadelkompost ist sauer. Laubkompost ist sehr gut, kann aber auch sauer anlaufen. Mit den Komposten reicherst Du die Wühlmauserde gut mit Nährstoffen an, dazu müsste jetzt noch Stickstoff aus tierischem Dung kommen, um die Pflanzerde abzurunden. ABER Du weisst zum Ende nicht, ob der Ph-Wert stimmt! - Deshalb Kresseprobe!

Ich weiß, dass ich mich mit meinem Beitrag in Unverträglichkeit zu dem befinde, was Du in dem Buch von Inga-Maria Richberg gelesen hast. Die sagt: Mach das einfach so und so, und dann funzt das! Ich sage, das funzt so nicht, sondern probier es aus, zur Not nimm immer die Kresseprobe zur Hilfe, bevor Du zig Samen versenkst!
Und ich glaube auch, dass Du meinen ersten Beitrag hier gar nicht richtig gelesen hast. War vielleicht auch zu kompliziert. :wink:

Zu Carolyn:
Ich müsste jetzt richtig arbeiten, um die Sachen hier auf den Punkt zu bringen, und das kann und will ich nicht. Es ist total bescheuert, wenn man zwei Computer hat, und auf einem sind alle Links zu Humus und Bodenbeschaffenheiten und eigene Texte dazu gespeichert - nur der hat seit Monaten kein Internet - und auf dem anderen kann ich sozusagen nur zum Vergnügen schreiben. Ein Problem, das mich seit Monaten belastet. Irgendwann wird sich das ändern und ich komme wieder an die alten Quellen. Dann komme ich auch wieder an die Texte "Vom Boden zur Frucht", genauer: an das ganze Zuwerk dazu.
So. Schluss OT, zurück zum Thema:
Frage: Wie tief reicht eine Humusschicht, und wie tief graben Wühlmäuse oder Maulwürfe?
Antwort: Humus reichert sich -bei guten Bedingungen- in den obersten 30cm des Bodens an. Oft wird er rasch wieder ausgespült oder verweht. In einer Wiese mit ständigem Blätterfall sollte er sich aber schon manifestieren können.
Also, er sollte in Deiner Wiese auch langsam über die Grasnarbe tiefergehen, Carolyn.
Wühlmäuse und Maufwürfe graben im Sommer nur 40 cm tief, im Winter aber bis zu 80 cm. Bedeutet: Die graben an dem Humus der da ist, großteils vorbei.
Carolyn hat geschrieben:Noch was, ich kann mir nicht vorstellen, dass diese "Tiefenerde" überall gleich ist. Es gibt ja z.B. Gegenden mit extrem sandigem Boden (Dünen wie rund um Sandhausen bei Heidelberg), da müssen auch diese tiefen Schichten anders aussehen als hier.
Nee, so ganz stimmt das nicht. Unten ist immer Stein, darin sind wir uns einig? Dann kommt ein Geschiebe aus verschiedenen Schichten, versetzt mit losen Steinbrocken, die nach oben abnehmen. Wenn jetzt über dem Gestein eine dicke Schicht Sand wäre, was würde da passieren? Sie würde im Verlauf der Jahrtausende durch feinere Bestandteile als Sand, die nach unten sinken, verkleistern und verlehmen. Es kann durchaus sein, dass unter dem Sand, der jetzt oben ist, ein schwererer Boden liegt.

Lieben Gruß,
Mia
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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von friederike » Mo Apr 01, 2013 18:19

Hallo ihr :grin:

Frohe Ostern, Osterhasi hat ueppig eier hier vorbeigebracht!!!

Ich mache meine Anzuchterde aus 3/10 meines mutterbodens, 6/3 meines (oder manchmal gekauften) kompostes und 1/10 sand. Das Gemich nehme ich ich zur Aussaat, zum Pikieren nehme ich dann 3/10 kompost, 6/10 muttererde, 1/10 sand. Ich habe das auf diesem Demeter-hof wo ich mal ein jahr lang war so gelernt und es funtkioniert eigentlich immer. Ich habe nur probleme genuegend eigenen Kompost herzustellen, hincke immer hinterher.....also er ist meistens nicht ausgereift genug, deswegen nehme ich meinen Kompost eher zum duengen und nehme nun haeufiger gekauften bio kompost fuer das Anzucht /Pikier gemisch.
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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Harald@Biogaertner » So Apr 07, 2013 11:17

Hallo an alle Beteiligten und Interessierten,

zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich da was durcheinander gebracht hatte.
Universalerde, Pflanzerde, Anzuchterde, ...
Ich hatte bis Anfang diesen Jahres gedacht, dass man die kleinen Töpfchen nur deshalb nimmt, um vorläufig Platz zu sparen bzw. um rationeller arbeiten zu können. Da ich als teilweiser Selbstversorger aber genug Platz zur Verfügung hatte, habe ich alle meine "Voranzuchtspflanzen" gleich in größere Töpfe (10 bis 14) gesät. Ich dachte, das ist auch besser für die Pflänzchen, wenn man sie möglichst selten verpflanzt. Dass es notwendig sein könnte, dass man für die Anzucht anderen Boden nimmt, als für das Pikieren war mir nicht klar. Ich wusste auch nichts von Quickpots, Pflanzentrays, und Pikierkisten. Meine Pflänzchen sind immer was geworden. Vielleicht wären sie besser geworden, wenn ich das kleine Einmaleins der Gärtner gekannt hätte, weiß ich aber nicht.
Insofern hatte ich die Begriffe Anzuchterde und Pflanzerde gleichgesetzt.
Auf Grund dieser Diskussion habe ich meine Mischung (diesmal Pflanzerde) die ich aus Wühlmaushäufen und gekaufter Bio-Universalerde (wegen dem fehlenden Torf) zusammengemischt hatte, nochmals aus den Töpfen genommen, frisch gesiebten Kompost dazugegeben und alles wieder eingefüllt.
Für nächstjährig benötigte "Erden" werde ich dieses Jahr die Einzelbestandteile, wie Laub von Obstbäumen etc. das meine Gartennachbarn immer abrechen und wegfahren, von ihnen holen.
Auch andere Bestandteile, wie alte Stauden werde ich kleinhäckseln und nochmals kleinhäckseln und aufbewahen. Usw.
Danke an alle, mitgeolfen habe dieses Thema zu beleuchten.

Ach ja, mit der Kresseprobe muss ich mich wohl auch anfreunden :wink:

LG Harald
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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Carolyn » Mo Apr 08, 2013 10:36

Harald@Biogaertner hat geschrieben:Da ich als teilweiser Selbstversorger aber genug Platz zur Verfügung hatte, habe ich alle meine "Voranzuchtspflanzen" gleich in größere Töpfe (10 bis 14) gesät. Ich dachte, das ist auch besser für die Pflänzchen, wenn man sie möglichst selten verpflanzt.
Wenn man auf der BG-Hauptseite die Texte über Stecklingsvermehrung liest findet man die Aussage, dass anscheinend Stecklinge in der Nähe des Topfrandes besser angehen als in der Mitte eines großen Topfes. Deshalb wird bei großen Töpfen empfohlen, in der Mitte noch einen kleinen Topf einzugraben, um sozusagen einen inneren Rand herzustellen.
Vielleicht ist es bei Sämlingen anders, dass sie am Anfang nicht zu viel Platz mögen sondern sich "zusammenkuscheln" wollen. Evtl. ist es eine Art Wurzeltraining. Oder es gibt Enzyme, die von den Wurzeln abgegeben werden und das Wurzelwachstum verbessern. Ich weiß es nicht, aber für möglich halte ich da vieles, was die Wissenschaft bisher noch nicht rausgefunden hat. Ich stelle bei meinen Anzuchtversuchen nämlich fest, dass Anzucht in Töpfen zu vielen meist besser funktioniert als Einzelanzucht im Zehnertray.
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Re: Pflanzerde selbst herstellen

Beitrag von Mia » Di Apr 09, 2013 00:14

Weisst was, Harald? :smile:

Ich weiß auch nix von
Quickpots, Pflanzentrays, und Pikierkisten.
Die Ausdrücke sind für mich böhmische Dörfer. Ich weiß nur, dass eine Anzuchterde im Gegensatz zur Pflanzerde mager sein soll, damit die Keimlinge nicht ins Blatt schießen, sondern vor allem Wurzeln bilden. Diese Wurzelentwicklung leisten sie in der Anzuchterde, auf der Suche nach Nährstoffen, die sie dort nicht in dem Maße finden, wie sie es gerne hätten.
Es ist also ein Trick, die Dinger anfangs eher nährstoffarm zu halten, damit sie ordentlich Wurzeln ausbilden.
Anschließend kann man die gut bewurzelten Kleinlinge in nährstoffreichere Erde umpflanzen (pikieren), wo sie dann auch mit Blattgrün und Wuchs nach oben richtig loslegen.

Von daher müssten auch in Friederikes Beitrag die Mengenverhältnisse eher umgekehrt sein: Erst 6/10 normale Muttererderde, 3/10 Kompost, 1/10 Sand zum Aussäen, hingegen später : 6/10 Kompost, 3/10 Muttererde und 1/10 Sand als Pflanzerde.
Also: Anfangs mager - später fett!

Carolyn hat etwas Wichtiges beigetragen, indem sie zu denken gab, dass Keimlinge vielleicht anfangs lieber enger beieinander stehen, als sofort allein in einem Topf. Ich habe diese Erfahrung auch gemacht. Viele Keimlinge drängen sich gerne aneinander, wachsen lieber gemeinsam, und anschließend pikierst Du halt die Stärksten oder pflanzt sie gleich aus. Mir tut das auch immer leid um die, die untergehen, aber die schwachen Pflanzen wachsen nach dem Pikieren auch oft nicht gut weiter und sofort ausgepflanzt im Garten überleben sie kaum.

Jetzt, WARUM wachsen die meisten Keimlinge gern nahe beieinander? Ich glaube, die Lösung des Rätsels ist leicht. Sofern es sich nicht um Arten handelt, deren Samen mit dem Wind fort getragen werden, wie Löwenzahn oder meinetwegen Linde, oder die von Vögeln verbreitet werden, wie meinetwegen Eberesche oder Ilex, fallen die Samen ja sonst zu Hauf UNTER der betreffenden Pflanze auf den Boden.
Unter 'ner Buche sammeln sich im Frühjahr tausende gekeimte, hoffnungsvolle Minibuchen, aber nur aus dem stärksten Exemplar wird ein Baum werden. Du siehst es ja auch bei Deinen Ringelblumen und bei Deinen Nachtkerzen! Es keimen sooo viele... aber nicht alle schaffen den Weg.
Also, dieses Engstehen anfangs scheint für ihr anfängliches Gedeihen normal und förderlich zu sein. Und dass zum Schluss keineswegs alle überleben, macht den Sinn, dass sich halt nur die Kräftigsten weiter fortpflanzen werden.
Die Natur hat harte Regeln, gell? Der Gärtner folgt dem, indem er beim Pikieren durchaus welche rausschmeist. - Oder er folgt seiner eigenen, menschlichen Natur, indem er sich der Schwächlinge besonders annimmt und sie besonders zärtlich hätschelt. :wink: :wink: :wink:

Lieben Gruß,
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