Hoher Phosphorgehalt; alles andere okay

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
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Kaleu
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Hoher Phosphorgehalt; alles andere okay

Beitrag von Kaleu » Do Nov 10, 2011 13:02

Hallo,

ich bin seit kurzem Besitzer eines gut gepflegten Gartens. Im kommenden Jahr möchte ich auch weiterhin darauf Gemüse anbauen. Da ich mich erst seid kurzem intensiver mit dem Thema beschäftige, würde ich gerne euere Meinungen hören:

Ich habe Ende Oktober eine Bodenprobe analysieren lassen. Ergebniss:

Bodenart: sand. Lehm/Löß/Lehm (sL, uL, L)
Kulturart: Gemüse, Kartoffeln, Hoch-, Pflanzbeet
pH-Wert in CaCl2 6,7
Phosphor (P2O5) in CAL 88mg/100g
Kalium (K2O) in CAL 16mg/100g
Magnesium (Mg) in CaCl2 9mg/100g
Humus 3,4%
Gesamter organ. Kohlenstoff (TOC) 2%

Die empfohlenen Werte liegen bei:
pH P2O5 K2O Mg Bodenart
5,3-5,7 10-18 10-18 3- 4 Leichte Böden Sand (S), lehmiger Sand (lS)
5,7-6,5 14-24 14-24 4- 6 Mittlere Böden sandiger Lehm (sL), schluffiger Lehm (uL)
6,5-6,9 14-24 14-24 6- 9 Schwere Böden toniger Lehm(tL), Ton (T), Lehm (L)

Ich entnehme also daraus: Im Prinzip ein prima Boden, allerdings ist der P2O5 Gehalt um den Faktor 3-4 zu hoch.

Bislang wurde die Gemüsefläche im Frühjahr mit einer passenden Menge 6 Monate altem Kompost untergegraben. Auch im herbst gesammeltes Laub wurde im Frühjahr eingearbeitet. Hin und wieder wurde gekalkt und Stickstoff zugegeben.
Die Ernte war stets stattlich, allerdings konnte im letzten Jahr bei vielen Tomaten eine Blütenendfäule beobachtet werden.
Meine Theorie bez. des Phosphors ist die folgende:
Bis vor 15 Jahren hatte mein Großvater stets den Klärschlamm aus dem hauseigenenen 3Kammersystem als Dünger auf die Gemüsefläche ausgebracht. Nun habe ich recherchiert, dass Klärschlamm sehr viel Phosphor enthält (im Gegensatz zu N und K). Ich schätze daher, dass sich durch den Klärschlamm díe P2O5-Konzentration zunächst immer mehr gesteigert hat und dann ab dem Wechsel auf Kompostdüngung lediglich "gehalten" wurde.
Ich habe nun vor, den P2O5 gehalt langsam aber stetig abzusenken und die anderen Werte beizubehalten.
Nun meine Fragen:

-Wie macht man das am besten?
N- bzw K-reiche organische oder mineralische Einzelnähstoffdünger? Kann mir da jemand etwas empfehlen? Ich würde nur ungern das Gemüse nach "P-Verbrauch" auswählen und nur das passende über die nächsten Jahre anbauen.

-Was passiert mit dem Humusanteil bei Wegfall der Kompostgabe?
Es kommt ja durch eine solche Einzeldüngung kein Kompost mehr hinzu. Verdichtet sich nicht so der Boden und der Humus-Gehalt sinkt? Was kann ich dagegen tun? Gibt es evt. eine Art nährstoffneutralen Humus? Mulchen? Kann Rasenschnitt zum mulchen angewendet werden?

Ich habe dazu mit Hilfe der Suchfunktion zwar einige Themen gefunden, aber meine Fragen konnte ich damit nicht beantworten.
Da sich in diesem Forum wirklich viele Experten tummeln, habe ich gute Hoffnung, doch ein paar Tipps zu bekommen. Bislang konnte ich hier schon reichlich lernen. :daumen:

Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen.

Viele Grüße
Kaleu

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Montydon
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Re: Hoher Phosphorgehalt; alles andere okay

Beitrag von Montydon » Do Nov 10, 2011 16:10

Mit Kräuter-Jauchen kann man relativ gezielt düngen. Für Stickstoff würde sich Brennessel anbieten, für Kalium Beinwell.
Zur weiteren Bodenverbesserung sind Kompost und Blatthumus natürlich weiterhin sinnvoll, um den P-Gehalt aber nicht noch weiter
zu steigern würde ich diesen zunächst lange (>1 Jahr) ablagern lassen. Weiteres Kalken kann meiner Meinung nach entfallen.

Kaleu
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Re: Hoher Phosphorgehalt; alles andere okay

Beitrag von Kaleu » Mi Nov 16, 2011 12:19

Hallo Montydon,

vielen Dank für die Tipps. Ich werde mich den Winter über mit "Düngen mit Jauchen" informieren.
Was sagt ihr denn zu meiner These mit dem Klärschlamm? Ich wüsste nicht, woher der hohe Phosphorgehalt sonst kommen sollte.

Viele Grüße
Kaleu

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Harald@Biogaertner
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Re: Hoher Phosphorgehalt; alles andere okay

Beitrag von Harald@Biogaertner » Mi Nov 16, 2011 19:19

Kaleu hat geschrieben: Ich werde mich den Winter über mit "Düngen mit Jauchen" informieren.
Was sagt ihr denn zu meiner These mit dem Klärschlamm? Ich wüsste nicht, woher der hohe Phosphorgehalt sonst kommen sollte.
Hallo Kaleu,
über das Düngen mit Jauchen gibt es ein gutes Buch von Marie-Luise Kreuter. Ich glaube es heißt Pflanzenschutz im Biogarten.
Viel Phosphor würde ich versuchen mit Blütenpflanzen abzubauen. Meines Wissens brauchen Pflanzen Phosphor für den Blütenaufbau.
Ob der Klärschlamm damit zu tun hat, kann ich nicht sagen; könnte es mir aber vorstellen.

LG Harald
Eine selbst gezogene Pflanze ändert ihre Zusammensetzung und hält damit ihren Menschen gesund. Eine gekaufte kann das nicht.
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Re: Hoher Phosphorgehalt; alles andere okay

Beitrag von Montydon » Do Nov 17, 2011 12:26

Ich halte den Klärschlamm auch für wahrscheinlich. Phosphorüberschüsse entstehen im Nutzgarten schnell, auch z.B. durch frischen Mist oder kurz gelagerten Kompost.
Phosphor wird weniger für Blütenwachstum gebraucht (die brauchen Kalium) als für Wurzelwachstum. Deswegen baut er sich durch Starkzehrer wie Kürbis o.ä. auch nicht schnell ab.

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