Pflanzenjauche - Zwei "Fliegen mit einer Klappe"?

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
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beni
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Pflanzenjauche - Zwei "Fliegen mit einer Klappe"?

Beitrag von beni » Do Feb 28, 2008 20:29

Hallo, allerseits,

hab dies Forum vorige Woche entdeckt (dies ist schon mein dritter Beitrag)und hab es ja noch gar nicht gebührend gelobt, denn Gärtnerforen gibt's ja bereits, aber ein ausgesprochenes BIO - Gartenforum :idea: :thumbsup: hatte ich nämlich noch nicht gefunden!
Nun aber zum Thema, über das ich schon unter Pflanzengesundheit geschrieben habe, aber bis jetzt kaum beantwortet bekommen habe:
Wie wär's, wenn man alle Unkrautsamen, -wurzeln und auch alles Kranke im Garten, was man früher an bestimmten "Brenntagen" einfach dem Scheiterhaufen überantworten konnte, kurzerhand in einen Eimer mit Wasser steckte und dort vergären ließe? Im Zuge der Verrottung zersetzt sich doch auch Schädliches, wie ja auch die für uns giftigen Pflanzenteile (z.B. Tomatengrünzeug, Kirschlorbeer, Eibe, Thuja ...) zurück in Mineralstoffe :nod: . Deshalb düngt die Jauche ja wohl auch.
Wäre das nicht eine bequeme Art, Krankes und Unerwünschtes unschädlich zu machen und gleichzeitig eine Düngejauche zu haben?
Was haltet Ihr davon?
Schon mal herzlichen Dank für Antworten!

Gruß,

Beni

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Re: Pflanzenjauche - Zwei "Fliegen mit einer Klappe"?

Beitrag von PCZOS » Do Mär 13, 2008 13:59

bist du sicher das ALLES Schädliche kaputt geht?

Lässt man die Jauche lange genug stehen, geht alles pflanzliche irgendwann zu grunde.... klar, aber wann? Es gibt Samen die brauchen sogar so eine Gärung um aufzugehen, oder müssen durch den ätzenden Verdaungstrack eines Vogels etc....
Wie lange soll die Jauche also stehen 2 Wochen oder 2 Jahre?

Und Pilzsporen lassen sich wahrscheinlich noch weniger beindrucken....

Ausserdem kann man nicht alles zu Jauche verarbeiten, Äste zum Beispiel. Holziges sollte man sowieso nicht zur Jaucheherstellung verwenden.

Ausserdem werden bestimmte Jauchen zu bestimmten Einsatzzwecken angesetzt und nicht alles durcheinander gemischt.


Unkraut zu Dünger? Das macht der Kompost, wird dieser Heiß genug, sterben alle Krankheitserreger und Samen ab. Daher ist es vielleicht sinnvoller, wenn du dich mit dem kompostieren auseinander setzt.

Wenn es unbedingt schnell vergären muss, dann benutze EM (Effektive Mikroorganismen) Bokashi. Denn EM Bokashi ist genau dass was du vorhast.

Da passiert folgendes:

Grunzeugs in Eimer - EM drauf - schön gären lassen - innerhalb kürzester Zeit Dünger (flüssig) bekommen. Denn das ganze Grünzeugs wird von dem Mikroorganismen zersetzt auch alles schädliche.

beni
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Re: Pflanzenjauche - Zwei "Fliegen mit einer Klappe"?

Beitrag von beni » Sa Mär 15, 2008 09:42

Erst mal dankeschön für die ausführliche Antwort!

Klar, sicher kann ich nicht sein, ob wirklich alles in Dünger umgewandelt wird, da hast Du recht, nur hatte ich an einem Apfelbaum, dessen Rinde sich teilweise ablöste, solche tellerförmigen Pilze (halbkreisförmige Scheiben) dran wachsen, ziemlich schlimm :cry: , aber ich habe die Rinde erst mal mit einer Wurzelbürste abgeschrubbt, die toten Rindenteile, unter denen ein weißer Schimmelbelag wuchs, abgemacht und die Pilze, soweit möglich, entfernt, den Baum auch tüchtig zurückgeschnitten. Nur wußte ich nicht recht, wohin mit dem Zeugs in dem Eimer. Da habe ich kurzerhand Wasser drüber gegossen und den Eimer einfach hinters Gebüsch gestellt. Das ist jetzt so drei Wochen her. Noch gibt's keine Gärblasen, da es noch kühl draußen ist ...

Ob Gärung als Vernichtung genügt, weiß ich nicht, aber schließlich hätten alle anderen Bäume schon genug Zeit gehabt, sich von dem einen Baum anzustecken. Haben sie aber bislang nicht. Der alte Apfelbaum war nämlich etwas vernachlässigt und vergreist und deswegen sicherlich anfällig dafür.

Ich denke, wie sollen solche Pilzsporen, auch Unkrautsamen usw., ausgerechnet auf ein UNTERWASSERLEBEN spezialisiert sein? Aber falls sie trotzdem überleben, werde ich die Soße eben nicht gerade den Apfelbäumen geben, sondern sie besser als Rasendünger oder im Blumenbeet verwenden, wo es keine Rinde gibt.

Bin auch gerade dabei zu versuchen, Wurzelunkräuter auf diese Art loszuwerden. Die werden ganz sicher im Eimer vergären, oder? Denn am Kompostrand überleben sie doch und man hat sie wieder aufm Beet, wenn man nicht aufpaßt.

Liebe Grüße,

Beni

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Re: Pflanzenjauche - Zwei "Fliegen mit einer Klappe"?

Beitrag von Gisela » So Mär 16, 2008 05:11

Hallo Beni

klar, was am Kompostrand liegt und nicht in die heiße Mitte kommt, wird nicht verlässlich keimunfähig.

Deshalb ist das Verjauchen von Wurzelunkräutern eine sichere Sache.

Nur würde ich die Brühe nicht einfach so ausbringen, sondern erst über den Kompost gießen, womit du gleich Stickstoff mit hinein bringst.

Ich dünge nur mit speziellen Brühen, das ist Brennnessel und Rhabarbarblätter und Zinnkraut. Allerdings immer nur stark verdünnt, damit das Bodenleben nicht darunter leidet.

Gruß
Gisela

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Re: Pflanzenjauche - Zwei "Fliegen mit einer Klappe"?

Beitrag von Cerifera » Mo Mär 17, 2008 02:53

Ackerschachtelhalm, Brennnessel, Zwiebel, Tomaten, Rainfarn gehören zu den typischen Jauche- bzw. Brühepflanzen.

Ich bezweifle, dass man alle Stoffe aus den Pflanzen herausbekommt, gerade Pilzsporen! Schließlich hat das Jauchen bzw. Brühen ja einen gewissen Sinn. Vernichtung von Läusen oder Spinnmilben, Düngemittel. Tomaten und Rainfarn eignen sich z. B. gegen Spinnmilben, dagegen ist Brennnessel, Zinnkraut und Zwiebel eher was gegen Blatt-/Bohnenläuse. Da gabs ein tolles Heft von Flora Garden, da steht drin was man wann und für/gegen was einsetzt. Bei Interesse kann ich dies gerne ausführlicher zitieren.

Ich persönlich halte nichts von Pilzvernichtungsmitteln u. ä. chemischen Zeug, da kann man doch gleich in den Supermarkt gehen und diese ... essen! Darum gefällt mir diese Idee mit dem Bio-Forum auch sehr gut.

Aber Vorsicht: diese Jauche, die Du da vorhast wird nicht funktionieren! 1. Ist es viel zu kalt momentan um eine gescheite Jauche anzusetzen. 2. Stehen Jauchen nicht gerade sonderlich auf Temperaturschwankungen (Garage empfiehlt sich da) 3. Ist Regenwasser nicht gerade förderlich für die Jauche und man muss sie abgedeckt unter Folie stehen lassen. Im Sommer hat man nach ca.1 Woche aus Zinnkraut schon eine Jauche, diese war dann aber längere Zeit dem Sonnenlicht ausgesetzt. Bei mir hat das letztes Jahr sehr gut funktioniert und ich kann euch sagen, dass stinkt wie die Pest! Und gegen Spinnmilben hilft es gar nicht!

Unkraut einfach kompostieren oder bei hartnäckigem wie z. B. Giersch oder Gräser diese einfach in die Gartenabfälle-Deponie fahren! Dann ist man die ein für alle mal los!

LG
Cerifera

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Re: Pflanzenjauche - Zwei "Fliegen mit einer Klappe"?

Beitrag von beni » Di Mär 18, 2008 22:18

Klingt ja gut:
_Cerifera_ hat geschrieben:Da gabs ein tolles Heft von Flora Garden, da steht drin was man wann und für/gegen was einsetzt. Bei Interesse kann ich dies gerne ausführlicher zitieren.

Wenn Du uns das zitieren könntest, wär das sehr brauchbar, gerade in diesem Forum, schätz' ich!
Gisela hat geschrieben: Ich dünge nur mit speziellen Brühen, das ist Brennnessel und Rhabarbarblätter und Zinnkraut.

Rhabarberblätter hab ich bei der Ernte auch immer reichlich! Wogegen/wofür sind die denn als Jauche gut? Oder kochst Du die als Brühe auf'm Herd?
Ich glaub', der Begriff "Brühe" ist ein bißchen verwirrend, wenn es sich eigentlich um Jauche handelt, oder? Außerdem gibt's ja wirklich auch richtig mit kochendem Wasser aufgebrühte Pflanzenauszüge für den Garten, als eigentlich Tees. Nur stinken die Jauchen ja sehr viel schlimmer ... :nod: :lorl:

Gruß,

Beni

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Re: Pflanzenjauche - Zwei "Fliegen mit einer Klappe"?

Beitrag von Gisela » Fr Mär 21, 2008 19:12

Hallo Benni
du hast Recht, Brühe ist verwirrend. Hab ich jetzt nicht so gemeint, dass es von "brühen" kommt, also mit kochendem Wasser überbrühen.
Ich unterscheide zwischen Jauche, Sud und Auszug.

Jauche ist in Wasser vergorene Pflanzen und Wurzeln. Damit dünge ich die Erde (stark verdünnt und wöchentlich) oder schütte sie (unverdünnt) dem Kompost als Stickstofflieferant zu.
Brennnesseljauche ist da am Besten, hab ich gelesen und vielfach angewendet. Mit Jauche aus Rhabarberblättern gieße ich verdünnt auch die Erde, hilft zur Pilzabwehr.

Ein Auszug aus Brennnessel bedeutet, die Blätter zwei Stunden in Wasser stehen zu lassen und dann lausbefallene Pflanzen zu übergießen. Das Wasser brennt genauso wie die Brennnesseln und die Läuse fliehen.

Mit Zinnkraut mache ich einen Sud, koche es also gut eine halbe Stunde und spritze (natürlich abgekühlt) die Rosen gegen Rost und Blattfleckenkrankheiten im Abstand von zwei bis vier Wochen im Sommer.

Gruß
Gisela

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