Thomasphosphatkali - und nun?

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
Antworten
beni
Gartenplauscher
Gartenplauscher
Beiträge: 55
Registriert: Mo Feb 18, 2008 20:06

Thomasphosphatkali - und nun?

Beitrag von beni » Di Sep 02, 2008 18:37

Hallo, liebe Biogärtner,

Unsere Apfelernte ist in den letzten Jahren ziemlich dürftig ausgefallen :cry: , obwohl ich öfters Kompost, im Frühling Hornspäne auf die Baumscheiben verteilt und auch den jährlichen Schnitt nicht vergessen habe. Übers Jahr blühen auf diesen immer Krokusse, Vergißmeinnicht, weißes Steinkraut und manchmal auch Tagetes, anspruchslose Pflanzen, die eine hübsche Baumscheibe machen und sie gleichzeitig beschatten, aber den Bäumen nicht allzuviel Nahrung entziehen.
Nun habe ich mal gelesen, daß man den Obstbäumen im Herbst Thomasmehl geben soll. Thomasmehl klingt nach Kunstdünger, daher habe ich bislang gezögert, mir sowas [-X in den Garten zu holen.
Nun hat mir mein Mann neulich kurzerhand Thomasphosphatkali mitgebracht. Das will ich ja nun nicht einfach in den Müll kippen.
Was würdet Ihr mir raten, damit ich die Obstbäume bzw. den Garten beim Verwenden dieses Düngers nicht gar zu sehr in die falsche Richtung "erziehe" :roll: ?

Grüne Grüße Euch allen,

Beni

Benutzeravatar
Cerifera
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3753
Registriert: Mi Jan 30, 2008 11:00
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: Thomasphosphatkali - und nun?

Beitrag von Cerifera » Mi Sep 03, 2008 01:34

was ist denn in dem Dünger drin? Also was für Inhaltsstoffe? Steht da eine Dosierung drauf?

Wie schneidest Du sonst den Baum? Was für eine Sorte ist das? Dünnst Du den Baum aus - also machst Du zuviele Früchte weg? Bei uns gab es heuer extrem viele Äpfel, das war fast das was am besten heuer gedeiht ist, drum wundert mich das etwas.

LG
Cerifera

beni
Gartenplauscher
Gartenplauscher
Beiträge: 55
Registriert: Mo Feb 18, 2008 20:06

Re: Thomasphosphatkali - und nun?

Beitrag von beni » Mi Sep 03, 2008 06:56

Na ja, die Apfelanzahl war schon recht hoch, ich hatte auch ausgedünnt, aber die APFELGRÖßE ließ eben zu wünschen übrig, und da denk ich an Düngermangel. Es sind drei verschiedene Äpfel, die durchaus hier in die Gegend passen.
Die Dosierung steht schon drauf: 80-100 g je qm für Gehölze usw. Es sind 8% P2O2, 15% K2O, 6% MgO drin.

Benutzeravatar
Cerifera
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3753
Registriert: Mi Jan 30, 2008 11:00
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: Thomasphosphatkali - und nun?

Beitrag von Cerifera » Mi Sep 03, 2008 10:35

Phosphat, Kalium und Magnesium nehme ich an. Ich denke das kann man schon mal düngen, bevor man es entsorgt. Jedoch glaube ich wirklich liegt die Größe an Deinen Sorten - sind die Bäume veredelt?
Du könntest als biologische Maßnahme im nächsten Jahr Tagetes, Ringelblumen, Lupinen darunter und um den Stamm Kapuzinerkresse anpflanzen.

Das Problem bei solchen Düngern ist häufig, dass Eisen, Stickstoff und paar andere Stoffe nicht drin sind. Mit Blaukorn z.B. Entec kann man sich die Pflanzen auch vernichten. Mir sind heuer dadurch jedoch die Blühpflanzen wie Kapmargeriten, Gazanie und normale Margariten nicht eingegangen. Tagetes aus dem Baumarkt und vier Elfenblumen haben es jedoch nicht überlebt. Meine Forsythie hat seither gelb in den Blättern, da habe ich wohl zuviel dosiert in dem Eck. Also wenn den Dünger sehr gut auflösen oder für Blumen diese Düngerstäbchen verwenden. Bäume brauchen länger für die Düngeraufnahme und man kann die Ausmaße des Schadens oft erst zu spät erkennen. Verbrannte Blätter, kaputte Rinde usw. den Dünger würde ich heuer auch nicht mehr anwenden, erst im Frühjahr, sonst könnte der Baum den Winter über eingehen.

Kalium und Magnesium ist super wichtig, z. B. auch für Tomaten. Es könnte aber auch am Ph-Wert des Bodens liegen. Evtl. musst Du Kalk verwenden oder den Boden säuern.

LG
Cerifera

beni
Gartenplauscher
Gartenplauscher
Beiträge: 55
Registriert: Mo Feb 18, 2008 20:06

Re: Thomasphosphatkali - und nun?

Beitrag von beni » Sa Sep 06, 2008 08:33

Ah, danke, Cerifera, für die umfassenden Hinweise!
Dann werde ich das Zeug mal vorsichtig und eher knapp und obendrauf verwenden, daß es nicht so unmittelbar an die Wurzeln kommt. Besonders hier hast Du sicher Recht:
_Cerifera_ hat geschrieben: Es könnte aber auch am Ph-Wert des Bodens liegen. Evtl. musst Du Kalk verwenden oder den Boden säuern.
Jaa! Das MUß der Grund sein! Jetzt hab' ich mal drumherum den Rasen genauer betrachtet: Da ist Moos drin! Ich habe ja den Boden nie zu kalken getraut, weil ich mich wohl 'n bißchen zuviel auf Kompost und Mulch verlassen habe, aber vielleicht habe ich öfter einfach zuwenig davon gehabt und im Rasen ist mir das Moos eher wurscht ... :lol: . Also muß ich wohl doch mal kalken diesen Herbst :nod: . Hornspäne kommt dann im Frühjahr drauf.

Herzliche Grüße,
Beni

weißauchnichtalles
Gartenprofessor
Gartenprofessor
Beiträge: 298
Registriert: Sa Aug 30, 2008 18:14

Re: Thomasphosphatkali - und nun?

Beitrag von weißauchnichtalles » Sa Sep 06, 2008 12:55

Hallo Beni,
Moos ist kein Indikator für sauren Boden - auf Kalksteinmauern gedeiht es prächtig. Ich vermute was ganz Einfaches: Trockenheit. Je größer die Krone der Bäume mit den Jahren wird, desto weniger Wasser gelangt an den Wurzelbereich, wenn es regnet. Und dieser Sommer hatte sehr lange Trockenzeiten, vor allem mit starkem Wind, der zusätzlich austrocknend wirkt. Auf meiner Obstwiese steht ein alter "Kaiser Alexander", dessen Äpfel sind normalerweise riesig. Dieses Jahr sind sie nur halb so groß. Aber: Dieses Jahr sind sie kein saurer Matsch, sondern richtig knackig und süß und viel früher reif. LG Kirsten

P.S.: Die Tüte Dünger kannst du doch gut nach und nach auf den Kompost streuen. Da kannst du nichts falsch machen.

Benutzeravatar
Cerifera
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3753
Registriert: Mi Jan 30, 2008 11:00
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: Thomasphosphatkali - und nun?

Beitrag von Cerifera » So Sep 07, 2008 12:14

na ja aber bei Trockenheit fühlt sich Moos eigentlich nicht wohl dachte ich. Ich habs mit Eisendünger probiert und da ging alles Moos ein. Da ich aber zu faul war zum Rausrechen des Mooses sieht es fast wieder genauso aus und ich habe den Dünger mit den Händen eher ungleichmäßig verteilt, Gießen oder Sprengen wäre wohl besser gewesen. Aber bei der großen Fläche hatte ich keine Lust dazu, ich lass das Moos in der Wiese jetzt einfach, soll es mich doch mal ;-)

LG Cerifera

beni
Gartenplauscher
Gartenplauscher
Beiträge: 55
Registriert: Mo Feb 18, 2008 20:06

Re: Thomasphosphatkali - und nun?

Beitrag von beni » Do Sep 18, 2008 12:26

Trockenheit ist es wohl eher nicht, denn wie Du schon sagst
_Cerifera_ hat geschrieben:na ja aber bei Trockenheit fühlt sich Moos eigentlich nicht wohl
und die Äpfel des anderen Baumes sind größer und da fehlt das Moos drumherum.

Mit der Grabegabel hab ich an einer schrecklich vermoosten Schattenstelle wiederholt gelockert, aber das Moos bleibt und das Gras mickert dort weiter.

Wie kriegt denn nun ein echter Biogärtner den verdichteten Boden unterm Rasen locker und weniger sauer? Doch mit Kalk? (Wie macht man das eigentlich??).

LG Beni

weißauchnichtalles
Gartenprofessor
Gartenprofessor
Beiträge: 298
Registriert: Sa Aug 30, 2008 18:14

Re: Thomasphosphatkali - und nun?

Beitrag von weißauchnichtalles » Do Sep 18, 2008 13:41

Wie kriegt denn nun ein echter Biogärtner den verdichteten Boden unterm Rasen locker und weniger sauer? Doch mit Kalk? (Wie macht man das eigentlich??).
Unter dem Baum (im gesamten Kronenbereich) kannst du wegen der flachen Baumwurzeln nicht wirklich lockern. Du kannst den Rasen dort vertikutieren und dann Kalk oder auch einfach Vogelsand ausstreuen. Du kannst aber auch die Baumscheibe mulchen (der Rasen wird unter der Mulchschicht von selbst zu Kompost, musst ihn also nicht vorher abtragen). Damit lockst du Regenwürmer an, die dir den Boden unterm Baum lockern. LG Kirsten
P.S.: Bewerte die Apfelgröße wirklich nicht über - jedes Jahr bringt andere Äpfel. Meine Sternrenette hat dieses Jahr viel größere, der Kaiser Alexander viel kleinere Äpfel als letztes Jahr. Die Bäume stehen auf derselben Wiese. Moos schwindet nicht bei Trockenheit. Es bildet sich bei Feuchtigkeit und harrt dann der Dinge.

Gisela
Gartenprofessor
Gartenprofessor
Beiträge: 296
Registriert: Di Okt 26, 2004 03:53
Wohnort: Augsburg

Re: Thomasphosphatkali - und nun?

Beitrag von Gisela » Sa Sep 20, 2008 06:24

beni hat geschrieben: Dann werde ich das Zeug mal vorsichtig und eher knapp und obendrauf verwenden, daß es nicht so unmittelbar an die Wurzeln kommt.
Das ist wie ein bisschen schwanger, das gibts auch nicht. Entweder - oder... Selbst wenn das Mittel irgendwann verdünnt die Wurzeln erreichen würde (ist jedoch falsch berechnet) bleibt es zu scharf und zerstörerisch für das Bodenleben.
Es düngt, ja! Aber um welchen Preis? Die Wurzeln werden danach greifen, weil es in flüssiger Form leichter zu kriegen ist, als aus der Erde aufgenommen. Doch nicht genug, es wird den Wurzeln aufgedrängt, und sie werden in Zukunft zu nichts anderem mehr in der Lage sein. Übrigens liegen auch Wurzeln von Obstbäumen ziemlich in der oberen Region der Baumscheibe, was tiefer geht sind oft nur noch Haltewurzeln. Die Nahrung wird über einen weiten Kreis um den Stamm geholt. Dein Mittel wird also auf dem nächsten Weg zu den Wurzeln dringen.

Kompost düngt eigentlich nur mittelbar. Der Punkt ist das Einbringen und Aufrechterhalten reichen Bodenlebens. Erst die Kleinorganismen schließen mit ihren Ausscheidungen die Nährstoffe des Bodens auf und machen sie so für die Pflanzen verfügbar und leicht wurzelgängig - wenn diese Mikrowelt nicht von Blaukorn, Thomasmehl und sonstigem künstlich hergestelltem Zeugs vorher zunichte gemacht wird.

Ich habe gute Erfahrungen mit gemulchten Baumscheiben gemacht - wirklich konsequent bedeckt mit verschiedenen Materialien und darauf immer wieder mal Hornspäne und Algenkalk dünn gestreut. Algenkalk (nicht scharfen synthetischen Kalk) lieben die Regenwürmer, er lockt sie besonders an und die kleine Welt unter der Mulchdecke floriert.
Zur intensiveren Düngung in der Wachstumsphase gieße ich verdünnte Brennnesseljauche, das Beste, was du machen kannst.

Die Ernte hängt natürlich auch vom Wetter ab, sodass heuer vermehrt Obstfäulnis auftritt. Das kann nächstes Jahr wieder anders sein.

Wenn deine Früchte wenig sind oder klein bleiben, dann liegt es vielleicht am Alter der Bäume, sind sie u.U. schon zu alt? Oder der Schnitt, den du machst, ist doch nicht ausreichend, bedenke, man muss einen Hut durch die Krone werfen können nach dem Schnitt. Es muss Licht und Luft durch die Krone kommen.

Gruß
Gisela

Antworten