optimaler ph-Wert von Bodenart abhängig?

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
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Bruno B
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optimaler ph-Wert von Bodenart abhängig?

Beitrag von Bruno B » Fr Jun 03, 2011 17:42

Ich habe in der Rubrik "Bodenarten und pH-Wert" gelesen, dass der optimale pH-Wert von der Bodenart abhängig ist, wohingegen die optimalen Nährstoffmengen davon anscheinend unabhängig sind. Wie kommt das?

Mein Problem: ich habe auf einem mit Bau-Aushub hergestellten Gartengrund, der eher lehmig und steinig war, ca. 10-20 cm gekaufte Komposterde aufgeschüttet und oberflächlich vermischt (durch grubbern und rigolen). Der neue Gartenboden ist dennoch deutlich geschichtet, oben eher locker, darunter eher fest.

In einer Bodenanalyse der oberen 20 cm ergaben sich in fünf Proben durchgängig hohe pH-Werte um 7,26-7,36, wobei die Nährstoffmengen allerdings gut bis überversorgt analysiert sind (Kalium 26-80, Phosphor 23-39, Magnesium 8-10, Humus 5-7).

Muss ich nun den pH-Wert deutlich absenken, und falls ja, womit am besten (die Fläche ist ca 2000 m²)

Danke für alle fundierten Hinweise!
Bruno B

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Humusgärtner
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Re: optimaler ph-Wert von Bodenart abhängig?

Beitrag von Humusgärtner » Fr Jun 03, 2011 19:06

@ Bruno B

Nô nedd hudle, denn hier werden Sie geholfen ... :nod:

Bevor wir jetzt aber die Pferde scheu machen: Was genau willst Du mit diesem Grundstück jetzt machen?
Wiese, Rasen, normaler Garten, Gemüseanbau, Ackerland ?
Gib uns doch bitte noch ein paar Hinweise mit.

Eine Aufschüttung von 10-20 cm. Kompost ist in meinen Augen ein bißchen happig. Ich gehe davon aus, Du weißt daß der Kompost Dir Deinen hohen PH-Wert und die Nährstoff-Über-versorgung verursacht hat. Moorbeetpflanzen sind vorübergehend gestrichen (blinzel).

Außerdem - man grubbert ja, daß der Boden nur oberflächlich aufgelockert und geebnet wird. Das soll nicht in die Tiefe gehen. Bei einer Aufschüttung von 20 cm. kann sich durch grubbern eigentlich nicht viel von Mutterboden und Kompost vermischen. Der bleibt dann automatisch fest. Das ganze sollte sich jetzt durch die Bodenlebewesen vermengen.

Anbei mal der Bodenartenlink von der Hauptseite. Im Link steht auch, wie man absäuert ... vielleicht ist das aber so extrem gar nicht nötig. Jetzt ist wirklich auch viel davon abhängig, was Du pflanzen willst und gehe die Sache jetzt bitte langsam an.

Gruß
Humusgärtner

Wasnun
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Re: optimaler ph-Wert von Bodenart abhängig?

Beitrag von Wasnun » Fr Jun 03, 2011 21:04

Hallo Bruno,

Humusgärtner hat ja eigentlich schon alles gesagt.
Sehr wahrscheinlich senkt sich der PH Wert in kürze, hierüber würde ich mir keine Gedanken machen. Auch die derzeitigen Nährstoffe werden sich alsbald absenken, dafür sorgt schon der nächste starke Regen.
Wirklich Sorgen macht mir der Zustand der gesammten Fläche, diese ist Wind und Wetter ausgesetzt und ist somit sehr verletztlich.
Wie Humusgärtner schon sagte...Gib uns doch bitte noch ein paar Hinweise mit.

Möglicherweise gibt es noch einige Tipps von den echten Gartenprofis.

Wasnun
in bester Absicht, euer Wasnun

Mia
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Re: optimaler ph-Wert von Bodenart abhängig?

Beitrag von Mia » So Jun 05, 2011 00:50

Hallo Bruno, :smile:

auf Deine Fragen hin muss ich mal ein bisschen denken.
Antwort zu eins:
Bei leichten (Sand) Böden können die Pflanzen (auch Obst und Gemüse) ihre Nähstoffe durchaus in relativ saurem Milieu gut für sich erschließen. Ungefährer Richtwert: 5,3- 5,7 pH. (Sandböden sind oft sauer und nährstoffarm - darüber muss ich aber jetzt hier nix mehr schreiben, gell?)
Je höher der Lehm/Tonanteil im natürlichen Boden ist, um so höher ist sein pH-Wert, er steigt bis ca. 6,9 pH. Ist für die Nährstoffaufnahme von Gemüsen und Sonstigem bei dieser Bodenstruktur auch wunderbar okay.
Also, je nachdem, wie die Bodenbeschaffenheit ist, werden diese Werte als "gut lebenswert" angenommen.

Frage zwei: Woher kommt der hohe pH-Wert in Deinem Garten?
Kompost hat, wenn er noch nicht genügend ausreichend gereift ist, einen sehr hohen pH-Wert, der gut bei 8 liegen kann.
Siehe hier: http://www.kompost.ch/beratung/xfachart ... t_fibl.pdf
Kalk treibt auch den pH-Wert nach oben.
Und jetzt können wir rätseln: Kommt der relativ hohe pH-Wert Deines Bodens von dem (noch nicht reifen) Kompost?
Oder kommt er von dem Bauschotter unterhalb, in dem einfach ein Zuviel an Kalk drinsteckt?

Kommt er vom Kompost, wird sich der pH-Wert innerhalb der nächsten Wochen - durch sein Nachreifen - senken.
Das wirst Du dann bei erneuten Tests sehen.
Geht er nicht weg, müsstest Du vielleicht mal nach dem Kalkanteil gucken. Ein Zuviel an Kalk lässt sich auf die Schnelle nicht sonderlich gut beeinflussen. Die Hauptseite schlägt vor: Granitmehl, Haferanbau, Kaffeesatz, Nadelkompost und Torf um den pH-Wert abzusenken. Bei zu viel Kalk kann meiner Meinung nach vor allem Nadelstreu helfen, denn das Zeug ist wirklich sauer. Das findest Du auch kostenlos im Wald. Torf kann man kaufen, ja, man schadet damit aber auch den Mooren.

Ich vermute zunächst aber nicht, dass es an zu viel Kalk liegt. Denn Kalk frisst Kali - folglich hättest Du nicht diese relativ hohen Kaliumwerte. Ich weiß es allerdings auch nicht, denn die schwanken ja, je nach Stelle, offenbar extrem (zwischen 26 und 80). Kannst Du noch eruieren, an welchen Stellen genau was zu finden war? Ob man da den Kompost oder den vorherigen Boden erwischt hat?

Aus meiner Erfahrung mit einem ähnlichen Grundstück ( Bauschotter unten, allerdings bei mir vom Bauträger noch 10 cm billigen Lehm als "Mutterboden" draufgekippt), würde ich Dir folgendes raten: Investier noch mal, und kauf für die Flächen, die Du jetzt unbedingt anlegen willst, tatsächlichen Mutterboden. Nochmal draufkippen und eingraben und vermischen. ( Müssen ja nicht aktuell die ganzen 2000 m2 sein.)
Dann hast Du an manchen Stellen eine neue Schicht, die jetzt gut 20 cm stark ist, und da kannst Du unbesorgt Beete anlegen und Rabatten pflanzen und wunderbaren Rasen einsäen.
Alle anderen Flächen können dann nach und nach folgen. Da kannste dann auch versuchen, mit Gründünger was zu machen, und so den mistigen Baugrund versuchen zu durchdringen. Kann ja sein, dass er bei Dir besser ist, als er bei mir war, denn bei mir hat es nicht geklappt.
Ich bin immer wieder gescheitert, an diesem Sch***ßbauaushubbodengrund. Wobei es bei mir fast reiner Schotter war. War aber ein viel kleineres Grundstück, ein Reihenhaus halt. Also, Rasen konnte man bald schon noch säen, wenn der im Sommer halt auch immer schnell trocken und braun wurde. Klar, der hatte ja nur eine Bodentiefe von ein paar Zentimetern über dem Schotter. :wink: Und ALLE Beete, wo ich wirklich was pflanzen wollte, habe ich im Prinzip - und im Laufe der Zeit - bis auf 30/40 cm Tiefe ausgehöhlt. Muttererde rein, dann erst Kompost drüber, dann erst gepflanzt.
Oder ich habe es umgekehrt gemacht: Ich habe Trockenmäuerchen angelegt und dahinter Mutterboden aufgeschüttet.
Mit der Zeit wurde ein anständiger Garten daraus.

ABER möglicherweise ist Dein Ursprungsboden ja besser als meiner, und da würde es reichen, wenn Du jetzt Mutterboden aufbringst. Diese Kombination, dem Baugrund oben allein mit Kompost zu kommen, ist eh nicht das Wahre. So schnell kann der Kompost aus dem unbelebtem Bodengrund keine Erde machen. Da fehlt die verbindende Schicht aus gewachsenem Boden.

Alles Liebe,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

Wasnun
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Re: optimaler ph-Wert von Bodenart abhängig?

Beitrag von Wasnun » So Jun 05, 2011 10:05

Hallo Mia,

Klasse Antwort und sehr guter Link, welchen ich mir mal abgespeichert habe.
So ein Forum hat doch viele gute Seiten, Informationen werden ausgetauscht und man findet immer irgendwie eine Antwort.

Bruno`s Frage ist eigentlich beantwortet, wobei die Antwort möglicherweise keine Lösung mit sich bringt.

Dein angesprochenes "Schotterproblem" hat sicherlich weitreichende Auswirkung auf den Wasserhaushalt, Wasser kann zwar nach unten weg, aber es findet kein Wasser mehr den Weg nach oben. Die Kapillarwirkung im Boden ist durch den Schotter absolut aufgehoben worden.

Noch einige Gedanken zu Bruno:

Hier ist die Rede von 2000m² Gartenfläche die aufgefüllt wurde, sowohl mit Bauaushub als auch mit Komposterde. Rechne ich jetzt im Mittel 30cm Bauaushub und 20cm Komposterde, so komme ich auf 50cm Materialstärke. Je m² Bodenfläche wurden hier 0,5m³ Material aufgetragen, was auf der Gesamtfläche gerechnet ca. 1000m³ bedeuten würde. Rechne ich jetzt nur 10m³ Material je LKW. so müsste ein LKW ca. 100 mal auf die Fläche befahren haben. Welche Bodenverdichtung hier stattgefunden haben muss, kann sich jeder schnell ausmalen. Ein derartiger verdichteter Boden wird/kann auf sehr sehr lange Zeit Probleme bereiten und kaum jemand sieht in dieser Verdichtung die Ursache für schlechtes Pflanzenwachstum.

Bodenverdichtungen sind heute leider kein seltenes Problem mehr, hiervon dürfte so ziemlich jeder Neubau betroffen sein. Nach der Baufertigstellung wird oft nur ein wenig eingeebnet und ein wenig Mutterboden aufgebracht. Mit dieser Maßnahme ist optisch alles ok und was man nicht mehr sieht, gehört der Vergangenheit an.
Nähere Infos über Bodenverdichtung kann jeder bei Google abfragen...
schönen Sonntag allen
Wasnun
in bester Absicht, euer Wasnun

Bruno B
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Re: optimaler ph-Wert von Bodenart abhängig?

Beitrag von Bruno B » So Jun 05, 2011 14:55

Herzlichen Dank Allen für die Hinweise. Eure Fragen will ich gern beantworten, damit das Problem klarer wird:

Ich habe 2005/6 auf einem ehemaligen Industriegrundstück von ca. 3700 m² ein Haus gebaut und wie üblich dann nachfolgend die Außenanlagen gestaltet. Der Industriegrund wurde mir mit sehr unterschiedlicher Bodenart und Struktur nach Abriss von zum Teil auch unterkellerten Gebäuden hinterlassen. Auf dem ganzen Gelände wuchs kein Strauch und kein Baum. Als das Haus mit Keller fertig war, habe ich 2007 zuerst einen ca. 100 m langen befahrbaren Splitweg hergestellt, diesen Bauaushub und den riesigen Berg vom Bauaushub des unterkellerten Hauses (noch mal 400 m³) habe ich verwendet, um das verbleibende Gelände mit etwa gleichem Material zu ebnen. Am Grundstück umlaufend wollte ich Rabatten für einige Bäume, Sträucher und Blumen gestalten (3-5 m breit), in der Mitte eine Rasenfläche von ca. 2000 m² herstellen, und in Hausnähe einen Gemüsegarten sowie Obstbäume und Obststräucher pflanzen. Hierfür habe ich im Internet preiswerte Muttererde, die wahrscheinlich eher Kompost war, erstanden und auf diesen Flächen in einer Menge von ca. 400 m³ verteilt (im Gemüsebereich ca. 30 cm dick, im Rasen- und Rabattenbereich ca. 10-20 cm). Im Herbst 2007 habe auch den Rasen noch eingesät und in 2008 alle Bäume gepflanzt und Rabatten gestaltet. Mehrheitlich ist alles Gepflanzte inzwischen gut gewachsen und ich fange schon an auszulichten und umzusetzen. An einigen Stellen gibt es aber doch auch Probleme, so dass ich mich entschlossen habe, je Nutzbereich eine Bodenprobe analysieren zu lassen, die die in meinem ersten Beitrag genannten Ergebnisse (zu hoher pH-Wert um 7,3 und gut bis überversorgte Nährstoffgehalte) gebracht hat.

Problem habe ich hauptsächlich bei einigen Obstbäumen (Pfirschich, Aprikose, Sauerkirsche) und einigen Laubbäumen (Rotahorn und Baumhasel) sowie einigen Sträuchern. Der Pfirsich und die Aprikose sind scheinbar an Monilia erkrankt, der Rotahorn wächst überhaupt nicht und es verdorren immer wieder Äste schon nach der Blüte, die Baumhasel kommt nur sehr zögerlich zum Wuchs. Der ca. 80 m² große Gemüsegarten ist inzwischen ordentlicher lockerer Gartenboden, nach dem ich die ersten zwei Jahre zwei Spaten tief rigolt habe, und noch einmal 5-10 cm Komposterde aufgebracht habe. Der Rasen ist gut und gleichmäßig gewachsen, verbrennt oder vertrocknet aber bei langer Trockenheit relativ schnell.

Ihr seht also, dass alles ist nicht leicht zu beschreiben und war noch viel schwerer herzustellen. Ich bin aber inzwischen Rentner, und finde hier eine schöne, gesunde und nicht endende Beschäftigung.

Um noch mal auf den hohen pH-Wert von durchschnittlich ca. 7,3 zurück zu kommen, der ja schon seit nun vier Jahren mindestens so hoch sein wird; was sollte ich auf diesen großen Flächen machen? Mit den schon angesprochenen Mitteln (Torf, Kiefernnadelmulch, Phosphor, etc. etc.) unbedingt den pH-Wert senken, um die Nährstoff-Aufnahme der Pflanzen und Bäume zu verbessern, oder geht der pH-Wert wirklich von allein und in welcher Zeit in den sauren Bereich ?

Noch einmal herzlichen Dank für alle fundierten Antworten!
Bruno

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Re: optimaler ph-Wert von Bodenart abhängig?

Beitrag von Wasnun » So Jun 05, 2011 15:42

Hallo Bruno,

Du hast Dir im Rentneralter noch viel vorgenommen, Gratulation.
Zu Deinen Pflanzenproblemen kann ich jetzt nichts sagen, ich bin werder gelernter Gärtner oder habe eine Ausbildung in dieser Richtung. Jeder Verdacht oder Vermutung meinerseits könnte also mehr Verwirrung hervorrufen als unbedingt nötig.
Den leicht erhöhten PH Wert halte ich nach wie vor nicht für bedenklich, warum sich dieser allerdings bis zum heutigen Tag nicht auf 7 oder unter 7 bewegt hat ist mir schleierhaft. In der Regel langt schon eine starke Belüftung um den PH Wert Abzugsenken, nachweisbar im Wasser welches belüftet wird.
Welches Wasser benutzt Du um die Pflanzen zu gießen? Möglicherweise ist hier ein Ansatzpunkt zu suchen. Ich benutze Wasser aus einer Zisterne, welche sich täglich mit Oberflächenwasser füllt. Dieses Wasser ist sehr kalkhaltig, der Härtegrad liegt deutlich über 30°dH. Schaden allerdings konnte ich im Garten und an den Pflanzen nicht feststellen. Eventuelle Wassertropfen auf einem Auto oder einer Pflanze bekommen sofort richtige Kalkflecken.

Allgemein kann ich noch empfehlen, mulchen was das Zeug hält. kein Gramm Bioabfall sollte den Garten verlassen, den Rasen nicht zu kurz mähen, dafür aber öfter. Rasenabschnitt, sofern er nicht zu lang ist, liegen lassen, am besten einen Rasenmäher mit einem Mulchmesser benutzen. Ein solcher Mäher schneidet das Gras bei einem Schnitt 2 mal, es wird also recht gut zerkleinert.
Wasnun
in bester Absicht, euer Wasnun

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Re: optimaler ph-Wert von Bodenart abhängig?

Beitrag von Mia » So Jun 05, 2011 22:33

Hallo Bruno, :smile:

okay, jetzt kommen wir der Sache näher.
Ich bin teilweise (und die anderen, die hier antworteten offenbar mehr) davon ausgegangen, dass Du, wie in Deinem ersten post geschrieben, aktuell Komposterde auf einen Untergrund aus Bauschutt aufgebracht hast. Dieser Kompost ist in den ersten Wochen dann sehr hoch im pH-Wert, das gibt sich aber, durch Reifung, innerhalb der nächsten Monate. Bei Dir ist das aber schon rund vier Jahre her! - Also liegt der hohe pH-Wert nicht am Kompost.
Man muss nun davon ausgehen, dass der hohe Wert zustande kommt, durch die Vermischung mit dem Untergrundmaterial.
Bruno hat geschrieben:diesen Bauaushub und den riesigen Berg vom Bauaushub des unterkellerten Hauses (noch mal 400 m³) habe ich verwendet, um das verbleibende Gelände mit etwa gleichem Material zu ebnen.
Das ist praktisch, wenn man das Zeug so verteilen kann, aber ich fürchte, damit hast Du Dir und dem Garten keinen großen Gefallen getan.

Du hast jetzt quasi eine mittlere Bodenschicht steinigen Bauaushubs, der sonst was an an Schadstoffen in sich tragen kann, der vermutlich stark alkalisch ist - sonst hättest Du die Werte nicht - und der vor allem das Wasser von unten nicht mehr aufsteigen lässt. - Siehe raschtrocknenden Rasen.
Jetzt weiß man aber nicht, wie der Industriegrund untendrunter aussah, möglicherweise hättest Du da das gleiche Problem gehabt, Du hast es mit dem Aufbringen des Bauaushubes allenfalls verstärkt.
Ist jetzt aber auch egal, jetzt haben wir das Problem, und nun müssen wir es lösen.

Fangen wir mit dem Bodengrund an, der sozusagen eine "Sperre" hat, um dann später auf den pH-Wert einzugehen:
Ich würde sagen: Rasen bleibt wie er ist, musste halt öfter wässern.
Gemüsegarten ist bezüglich des Bodengrundes auch kein Problem - abgehakt.
Das Problem zeigt sich da, wo Bäume und Sträucher tiefer wurzeln wollen. Sie stoßen mit ihren Wurzeln auf trockene, steinige Schichten, die möglicherweise stark kalkhaltig, stark alkalisch, und möglicherweise mit irgendwelchen Industriegiftstoffen belastet sind.

Mein Tipp wäre: Im Herbst die kränkelnden, ja noch jungen Bäume und Sträucher ausbuddeln, den steinigen Bodengrund so tief es geht entnehmen, gute Muttererde rein, und neu pflanzen. So ein Baumhasel sollte eigentlich überhaupt keine Probleme haben, wenn da nicht irgendwas wäre, was ihn im Bodengrund an Schadstoffen blockiert. Ahorne wurzeln tiefer, Deiner hat da eindeutig eine starke Hemmung.
Also, musst es wahrscheinlich machen wie ich in meinem Reihenhausgarten: stellenweise die starke Blockade entfernen. :wink: Es gibt ja auch immer noch genügend Sträucher und Blumen, die trotzdem wachsen.

Nun zum allgemeinen pH-Wert:
Den Untergrund bekommst Du auf 2000m2 nicht mehr weg. Stellenweise ja, durch ausbuddeln, für bestimmte Sträucher und Bäume, ansonsten musst Du mit ihm leben.
Da gibt es nur eine Möglichkeit: was anderes drauf tun.
Das kann erfolgen durch neues und weiteres Aufbringen von Mutterboden - diesmal kauft Du aber richtig guten, ja?

Andererseits kann das auch kleinteilig durch verschiedene Substanzen und Pflegemaßnahmen geschehen, und ich halte das auch für eine gute Möglichkeit, denn Du brauchst ja nicht überall einen Boden um 6,5 pH. Du bist nun Rentner, Du hast ein bisserl Zeit, Du kannst beobachten und für das je Beste sorgen.

Ich würde im Gemüsegarten anfangen und da über Winter wirklich Nadelstreu aufbringen und recht viel Kaffeesatz im Sommer - wobei letzteres nur eine "Winzmaßnahme" ist. Ich würde über Winter noch ordentlich Falllaub über dem Nadelstreu auf die Beete schichten, damit sich eine neue Humusschicht bildet. Nicht mehr rigolen, nicht mehr tief umgraben, damit Du Deinen Untergrund im Gemüsebeet nicht mehr nach oben schleppst! Es soll sich oben eine neue Schicht bilden, die einen besseren pH-Wert hat. Kompost drauf im Frühjahr!
Genau das gleiche gilt auch für Blumenrabatten. Lass den Untergrund ruhen und pack besseren Boden drauf! Oder: Nadelstreu im Winter, dick Laub darüber, Kompost im Frühjahr. ( Restliche Laubschicht wird im Frühjahr vor dem Kompost weggeharkt.)

Zum Rasen, wie Wasnun schon schrieb: Rasenschnitt immer wieder liegenlassen, damit sich neuer Humus bildet, und somit die Erdschicht, die den Rasen vom Schotter trennt, stetig und langsam wachsen kann.
Insgesamt - siehe ebenfalls Wasnun: Mulchen was das Zeug hält! Kein Gramm Bioabfall sollte den Garten verlassen!

Indem Du jeden Bioabfall wieder auf die Beete packst, entsteht langsam ein neuer Boden.

Das hilft Dir aber nicht bei kränkelnden Bäumen und Sträuchern, da musst Du wirklich buddeln und den Boden in größerer Tiefe verbessern.

Lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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