Komposttee (Kompostwasser)

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
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Komposttee (Kompostwasser)

Beitrag von Humusgärtner » Mo Mai 30, 2011 17:40

@ all

Hier im Forum scheint ja jeder gerne und oft Kräutertees, -suds und -wässerchen zuzubereiten (ich mache das auch sehr gerne :nod: ). Es gibt aber zur Pflanzenstärkung, Düngung und "Un"geziefervertreibung auch noch die Möglichkeit der zur Herstellung von Kompostwasser und dergleichen. Habe diesbezüglich auf der Hauptseite gesucht und bin fündig geworden.

Mittlerweile kommt aus Amerika ein neuer Trend, der Wurmtee bzw. Komposttee heißt. Dieser wird nicht mehr so gemacht wie wir das hier im Forum dargestellt haben, sondern unter Zuhilfenahme von Aquarienpumpe + Sprudelstein, sowie Melasse. Sowohl Sauerstoff als auch Melasse dienen der extremen Vermehrung der nicht sichtbaren Mikroorganismen. Rein gefühlsmäßig werden m.E. dabei aber die Springschwänze, Milben usw. also die sichtbaren Lebewesen im Kompost abgetötet. Auf die Blattdüngung oder Pflanzenstärkung ist dies jedoch ohne Auswirkung.

Mittlerweile stellen deutsche Kompostunternehmen diesen flüssigen Kompost auch her. Das Zeug soll mehr oder weniger Wunder wirken ... okay, sooooooo wie das dargestellt wird, glaube ich es auch nicht ganz, aber irgend etwas muß daran sein.

Hier ein paar Links

1. Hier stellt einer gigantische Mengen von diesem Zeug her: Forum der verrückten Züchter
....Sorry, aber die nennen sich wirklich so. (Natürlich geht das ganze auch im 10-Liter-Eimer bzw. 15-Liter-Mörtelkübel)
2. Hier ein Youtube-Link aus Schlamerika. Riesenwachstum unter anderem durch Wurmtee. Leider entzieht es sich
....meiner Kenntnis was der sonst noch alles so reinmacht, um diesen Größenwahnsinn zu ernten. Habe so meine Zweifel,
....ob das alles ganz Bio ist ... Guinnessrekorde

Hat hier im Forum schon einmal jemand Erfahrungen mit Kompostwasser oder Komposttee gesammelt?

Auf hoffentlich positive Antwort wartend und mit
plauschigem Gruße
Humusgärtner
:tanz:

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Re: Komposttee (Kompostwasser)

Beitrag von Wasnun » Mo Mai 30, 2011 18:55

Hallo Humusgärtner,

Melasse als Nahrung und Sprudelstein für den Sauerstoff, mit Sicherheit findet hier eine deutliche Vermehrung der aeroben Bakterien statt. Die Frage allerdings ist "muss das wirklich sein?".
Meinen Wurmtee stelle ich mir sporadisch alle 3 oder 4 Wochen selbst her, hierzu wird lediglich Wurmhumus für 12 bis 24 Stunden in Wasser gelöst und dann sehr verdünnt angewendet. Ich benutze diesen Wurmtee nur zur Blattdüngung und bin mit den Ergebnissen zufrieden. Wäre ich nicht zu faul und würde hier eine Regelmäßigkeit an den Tag legen, so wären die Ergebnisse sicherlich noch ein wenig besser.

Wasnun
in bester Absicht, euer Wasnun

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Re: Komposttee (Kompostwasser)

Beitrag von Humusgärtner » Di Mai 31, 2011 19:52

@ Wasnun
Wasnun hat geschrieben:Die Frage allerdings ist "muss das wirklich sein?".
Ja, ich brauche einen Superdünger.
Meine Mutter hat mir aus dem Urlaub einen riesengroßen Pflanzkorb zum aufhängen mit Tumbling Tom Tomate mitgebracht ... wie auch immer sie diese Pflanze heil nach Hause gebracht hat. Dabei habe ich doch sowieso keinen Platz mehr auf meinem Balkon.

Ich kenne diese Buschtomate nicht, aber sie braucht mehr Wasser als alle anderen Tomaten. Sie wird daher auch wesentlich mehr Dünger brauchen ... Nämlich 1x wöchentlich soll flüssig gedüngt werden. Mit normalem Wurmhumus schaffe ich das wahrscheinlich nicht. Habe zwar schon mal ein paar Eßlöffel rein ... aber ... es sind doch die Tomaten, die meine Mutter gebracht hat und wenn sie mich besucht, will sie natürlich auch sehen, daß ... naja, wie Mütter halt sind ... die Tomate super gut "dahängt". :nod: (Hängen !!! da Hängetomate !!!)

Superwachstum muß jetzt her.
Im Internet sieht das jetzt natürlich super gut aus ... Zig YTer schwören da drauf. Aber ich habe eben auch Anschaffungskosten, die sich irgendwie amortisieren sollten und da hätte ich schon lieber Erfahrungswerte von jemandem, dem mir vertrauter ist, als so'n YTer aus Schlamerika.
Und klar, von den o.g. Videos müßte ich bestimmt Abstriche machen, was das Wachstum angeht :lorl: :lorl: :lorl:
Und dem normalen Kompostwasser, bzw. Wurmtee traue ich das nicht zu ...

LG Humusgärtner

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Re: Komposttee (Kompostwasser)

Beitrag von Montydon » Mi Jun 01, 2011 17:03

Komposttee soll zwar wirklich gut als Stärkungsmittel und Blattdünger sein, Deiner Tomate wird er aber nicht besonders helfen.
Wie im "Urin als Dünger"-Thread geschrieben, brauchen Tomaten vor allem Kalium, damit sie Früchte entwickeln können.
Als brauchst Du einen kalibetonten (Flüssig-)dünger. Ideal wäre eine Beinwell-Jauche dafür, die hat einen sehr hohen Kalianteil
(und außerdem noch Stickstoff für den Blattwuchs). Falls Du daran nicht kommst, kannst Du es mit Hornspänen (Stickstoff) und
Holzasche (Kalium) versuchen. Oder Du musst Dir einen fertigen (Bio-)Flüssigdünger mit hohem Kalianteil aus dem Baumarkt besorgen.

Der Komposttee soll vor allem durch Mikroorganismen wirken, die sich im Tee-Ansatz durch den eingebrachten Sauerstoff vermehren.
Als Dünger enthält er nicht mehr Bestandteile als der Ausgangsstoff (=der Kompost) und vor allem Stickstoff und Phosphor, die Dir
für die Tomate nicht sehr weiterhelfen.

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Re: Komposttee (Kompostwasser)

Beitrag von Humusgärtner » Mi Jun 01, 2011 20:34

Humusgärtner hat geschrieben:und wenn sie mich besucht, will sie natürlich auch sehen, daß ... naja, wie Mütter halt sind ... die Tomate super gut "dahängt"
:oops: vielleicht stimmt die Darstellung nicht so ganz und es sollte heißen, wie Töchter halt so sind ... :nod: ...

@ Montydon

ich fürchte, ich hole mir jetzt dann doch etwas Beinwell vom Acker ...
ein Teil wird dann getrocknet und zerrieben, ein Teil frisch als Sud angesetzt. Das verunsichert mich jetzt schon. Übrigens hatte ich sehr viel Bananenschale kompostiert. Da sollte eigentlich genug Kali drin sein. Aber kann man da sicher sein? :nachdenk:

Wasnun
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Re: Komposttee (Kompostwasser)

Beitrag von Wasnun » Do Jun 02, 2011 07:17

Moin Montydon,

Holzasche im Garten zu verwenden, im obigen Fall als Kalilieferant, ist vom Düngewert her sicherlich gut. Auch kann man Holzasche im Kompost verwerten und man könnte somit 2 Probleme, kostenloser Dünger und keine Entsorgung, kostengünstig und sinnvoll aus der Welt schaffen. Der Einsatz von Holzasche allerdings ist immer noch umstritten, was auf den hohen Anteil von Schadstoffen aus der Umwelt begründet wird. Vom letzten Winter steht bei mir noch immer ein Eimer mit Buchenholzasche, bei dem ich mir nicht sicher bin ob ich diesen zum Einsatz bringen soll.
Wieviel Holzasche wäre denn für eine Tomatenpflanze für ein Tomatenjahr von Nöten?

An dieser Stelle möchte ich einmal auf unser derzeitiges Problem hinweisen, EHEC, welcher auch durch den Einsatz von Gülle aus Tierhaltung verbreitet werden kann.

Tomatenjahr 2010
Meine Tomaten stehen generell im Kübel zu je 40L Substratinhalt und 3 Tomatenpflanzen. Mein Substrat mische ich selbst, das gilt für alle Pflanzen, egal ob im Freiland oder im Zimmer. Ich benutze hierfür ca. 30% gute Gartenerde, 30% gekaufte Erde ohne jeglichen Düngeanteil oder sonstigen Zuschlagsstoffe, 30% Kompost aus dem Vorjahr. Den Rest teilen sich Sand, Bentonit, Rinderdungpellets und ein wenig Thomaskali. Als zusätzliche Düngung habe ich in 2010 wöchentlich einige Pferdeäpfle für einige Stunden gewässert und diese Brühe verdünnt zum gießen benutzt.
Der Standort der Pflanzen könnte zwar besser sein, aber was nicht ist, ist nunmal nicht. Ein Regendach benutze ich auch nicht, was aber auf meine angeborene Faulheit zurückzuführen ist.
Die Pflanzen haben sich prächtig entwickelt und die Früchte waren zahlreich und lecker. Trotz der schlechten Witterung zur Erntezeit der Tomaten, haben meine Tomaten lange getragen, bevor diese der Braunfäule zum Opfer vielen. Die Braunfäule setzte bei mir wesentlich später ein als in vergleichbaren Gärten aus unserm Dorf.

Das Tomatenjahr 2011 allerdings könnte eine Überraschung beinhalten. Das Substrat ist zusammengesetzt wie oben beschrieben. Lediglich die 30% Gartenerde sind weggefallen und die Pflanzen wurden auf eine Handvoll Wurmhumus gesetzt. Dieser befand sich zur Pflanzzeit unter der Wurzel der Pflanze, allerdings tiefer als die Wurzeln beim einpflanzen dieser. Die Wurzel mussten sich also erst Ihren Weg zum Wurmhumus suchen.
Die Überraschung selbst dürfte von den 30% fehlender Gartenerde her kommen, denn diese bestehen aus dem alten
Tomatensubstrat aus dem Vorjahr, welches sicherlich mit Erregern der Braunfäule versetzt ist.
Ich bin mir im klaren darüber das dieser Versuch schief gehen kann und wenn dieser nicht schief geht werde ich sicherlich nicht schlauer sein, denn es gibt keine Vergleichspflanzen.
schönen Sonn(Vater)tag
Wasnun
in bester Absicht, euer Wasnun

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Re: Komposttee (Kompostwasser)

Beitrag von bugscout » Mo Jun 10, 2013 07:45

Halo,

habe den alten Thread mal wieder ausgegraben, weil hier doch ein relatives Unverständnis über die Wirkung dokumentiert ist.

1) Kompost-Tee ist kein (super) Dünger, er liefert auch nicht die Nährstoffe, er aktiviert das Bodenleben

"Kompost-Tee ist eine aerobe wässrige Lösung, die durch Mikroorganismen im Kompost gewonnen wird. Der Kompost, wird in Wasser gelöst, dann werden Nährstoffe für die Mikroorganismen zugesetzt und Sauerstoff zugeführt – die Folge: die nützlich Bakterien und Pilze vermehren sich im Sauerstoffmileu explosionsartig.
Am Ende der Brühvorgangs haben wir eine konzentrierte Flüssigkeit mit Milliarden von Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Protozoen, Nematoden), die auf dem Boden oder auf der Blattoberfläche aufgebracht werden kann. Sie wirkt nicht als direkter Dünger sondern als Katalysator für lebenserhaltende und stärkende Prozesse im Boden und auf der Blattoberfläche." (Quelle Kompost-Tee)

Die Wirkung ist vielfältig, die Organismen töten die Krankheitserreger ab, sie verdrängen sie, weil sie in so grosser Anzahl daherkommen oder sie stärken die Pflanzen und die kommen dann besser damit klar.

"Mykorrhizapilze verfügen über ein im Vergleich zur Pflanze erheblich größeres Vermögen, Mineralstoffe und Wasser aus dem Boden zu lösen. Die Mykorrhizapilze liefern der Pflanze Nährsalze und Wasser und erhalten ihrerseits einen Teil der durch die Photosynthese der (grünen) Pflanzen erzeugten Assimilate." (Quelle Wikipedia)

D.h. der Pflanze stehen Nährstoffe zur Verfügung, die sie sonst nicht hätte.

2) Mittlerweile stellen deutsche Kompostunternehmen diesen flüssigen Kompost auch her

Kannst du vergessen, die Mikooarganismen brauchen Futter und Sauerstoff zum Leben, nach der Zubereitung bleiben etwa 4 Stunden zum Ausbringen, danach sterben die Mikroorganismen langsam wieder ab. In Flaschen oder gar getrocknet ist der Komposttee tot.

3) Meinen Wurmtee stelle ich mir sporadisch alle 3 oder 4 Wochen selbst her, hierzu wird lediglich Wurmhumus für 12 bis 24 Stunden in Wasser gelöst und dann sehr verdünnt angewendet.

Kein Sauerstoff - also anaerob - kein Komposttee

4) Aber ich habe eben auch Anschaffungskosten
Hexen-Küche-225x300.jpg
Quelle Kompost-Tee (mein Foto)
Hexen-Küche-225x300.jpg (17.14 KiB) 12960 mal betrachtet
30 Liter Kunststofffass - 15 € (Ebay) - reicht aber auch erstmal ein Eimer,
Teichbelüfter Set OSAGA LK 35 (2100 l/h - Liter pro Minute etwa Fassinhalt) - 30 € beim Teichhandel

Regenwasser und Kompost ist hoffentlich vorhanden.

Um den Wahnsinn komplett zu machen kann man dann noch allerlei Krautwerk als Smoothie, Brühe (Infus nach Susan Weed) oder Jauche hinzufügen, z.B. zur Bodenbehandlung noch Brennessel- und SchachtelhalmBrühe (24 h gezogen) oder gegen Blattläuse Rhabarberblatt Smoothie im Mixer herstellen und der Masse untermixen. Beim Abgiessen braucht man dann noch ein Sieb (2,99 € im Haushaltwarenladen)

Die Kräuter kosten hoffentlich nichts, da sie in jedem guten BioGarten ja irgendwo wachsen.

Grüsse Walter
Kompost-Tee - Gift Spritzen und Kunstdünger Streuen war gestern

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