Neuling mit Fragen zur Bodenverbesserung

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
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Neuling mit Fragen zur Bodenverbesserung

Beitrag von Werrakind » Do Jan 13, 2011 19:55

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und habe für mich und meine Tochter ca. 300 qm Nutzgarten in Südhanglage hinterm Haus. Unser Boden ist sehr schwer (Lehm mit Granit) - bei Nässe wie Knetmasse und bei Trockenheit wie Beton. Zum Glück ist es nicht überall so, weil ich schon einige Fuhren Humus und jede Menge Kompost eingearbeitet habe. Auch mindestens 300 Eimer Steine und Schutt habe ich schon eingesammelt. Außerdem ist der Boden ziemlich ausgelaugt. Meine Eltern haben 40 Jahre lang jedes Unkräutlein oder welke Blättchen fein weggeräumt und entsorgt. Das kehrt frau nicht in 3 Jahren um.

Es gibt leider auch ein paar Stellen mit Staunässe, und wenn es im Frühjahr noch sehr nass ist, ist alles voll Moos. Später geht es dann weg. Nun sagt mein Nachbar ständig, ich solle kalken. Ich habe aber auch von gestandenen Biogärtnern schon gehört "Kalk macht reiche Väter und arme Söhne". Was ist denn nun richtig? In einem Beitrag hier habe ich gelesen, dass zwischen Kompostdüngung und Kalken 6 Monate Abstand sein sollen. Warum? Kann ich die Dosierung nur anhand des ph-Wertes bestimmen? Zu welcher Jahreszeit sollte ich Bodenproben entnehmen - oder ist das egal? Gibt es Alternativen zum Kalken?

Was kann ich speziell für mein Kräuterbeet (einheimische und mediterrane Sorten) zur Bodenverbesserung tun?

Mein zweites Vorhaben ist ein Gewächshaus. Es soll etwa 2,50 m breit und 3-4 m lang sein. Es wird auch am Südhang mit voller Sonneneinstrahlung stehen. Es sollte nicht gleich beim ersten Sturm davonfliegen wie das Baumarkt-Schnäppchen meines Nachbarn mit 4 mm Plattenstärke. Ich würde am liebsten darin auch einige Pflanzen überwintern. Natürlich kann ich kein Vermögen ausgeben... Kennt jemand einen guten Kompromiss?

Ich danke Euch schon mal herzlich für Eure Tipps.
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Liebe Grüße
Werrakind

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Re: Neuling mit Fragen zur Bodenverbesserung

Beitrag von Cerifera » Fr Jan 14, 2011 01:35

Wenn Du kalkst solltest Du vorher schon diesen ph-Test machen, denn bei zu viel Kalk wird es genauso wie bei zu wenig schlechten bis gar keinen Ertrag geben. Normalerweise hätte ich Dir zu Urgesteinsmehl geraten, da Du aber bereits Granit erwähntest wäre wohl eher Sand für Deinen Boden nötig. Allerdings spricht das Moos wieder etwas andres - für zu sauren Boden. Drum ist es sehr schwierig ohne diesen Test zu sagen "ja Du musst kalken" oder "nö bloß die Finger weg". Bei zu viel Kalk könnten Deine Pflanzen auch aufgrund des ph-Wertes an Eisenmangel etc. leiden, obwohl es im Boden vorhanden aber für die Pflanzen nicht verfügbar ist.

Wenn der Boden ausgelaugt ist würde sicherlich eine Brennnesseljauche oder auch eine aus Ackerschachtelhalm etwas nützen. Beinwell wäre natürlich am besten wegen des Kaliumgehaltes aber den findet man nicht so einfach in freier Natur...

Wie stehst Du zu Mist? Hast Du bei Dir in der Nähe Pferdehalter oder einen Bauernhof mit Kühen?

Hast Du schon mal Gründüngung ausprobiert? Düngelupine oder Ackerbohne sollen den Boden recht gut auflockern. Die Gründüngung dann als Mulch liegen lassen, das schützt dann vor der Austrocknung des Bodens.

Wenn das Gewächshaus nicht aus diesen 4mm (gibt auch 6 mm) Hohlkammerplatten sein soll, nehme ich an Du möchtest auf eines mit Glas zurückgreifen. Wie oft gibt es bei Dir Hagelschäden? Hier hat sich mein Plattengewächshaus schon zweimal bezahlt gemacht weil der Hagel es nicht kaputt gemacht hat ;-)
Der Wind pustet es auch nicht weg, die Scheiben werden mit Klammern am Alurahmen befestigt und darunter ist eine Gummiisolierung. Das Fundament macht wohl den entscheidenden Unterschied. Ich habe hier Rasenkantenplattensteine verwendet, die sind billig, stabil und moosen auch nicht an. Das Baumarktfundament für ca. 70 Euro ist so lumpig da hätte ich auch Angst gehabt, dass mir mein Häuschen davonfliegt *gg*

Wenn Du eines selber bauen möchtest brauchst Du einen guten und günstigen Glaser (da diese Hohlkammerplatten, gerade in dickeren Stärken) unbezahlbar sind! Ich glaube eine Platte kostet schon um die 30 Euro und die reicht dann max. 1,5x2 m. Da ist das Fertighaus inkl. Alurahmen für 120 Euro doch wirklich ein Schnäppchen...

Ich glaube eines mit Glas wäre bei mir auch schon zu Bruch gegangen, denn es ist doch sehr eng da drin und der Spatenstiel kommt doch schon mal an die Wände (egal wie groß das Haus ist arbeitet man darin ja auch). Was sich bewährt hat ist ein Arbeitstisch, dort kann man im Frühjahr die Jungpflanzen aufreihen. Super sind auch Regalbretter da man so den Raum gut ausnutzen kann.

In der aktuellen Ausgabe "Gärtnern leicht gemacht" gibt es einen Artikel über ein selbst gebautes Folienhaus mit Aluregalen aus dem Baumarkt. Das ist nicht sehr groß und ich frage mich ob sich das bei den Regalpreisen und der teureren Folie dann noch rentiert aber es ist gut veranschaulicht.

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Re: Neuling mit Fragen zur Bodenverbesserung

Beitrag von Werrakind » Fr Jan 14, 2011 05:55

Hallo Cerifera,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Darf ich Dich (und alle anderen, denen jetzt schon der grüne Daumen kribbelt) noch mal "löchern"?

Was muss ich denn bei den Bodenproben beachten (OK, abgesehen von der Arbeitsanleitung in der Packung, die kann ich wohl lesen)? Kann ich das jetzt machen oder verändert sich der ph-Wert, wenn der Boden abtrocknet? - Mal ganz dumm gefragt :oops:

Und mit dem Gewächshaus werde ich wohl mal nach 6-mm-Hohlkammerplatten schauen. Das Argument mit dem Hagel ist schon stark. Zur Verankerung: Ich habe schon Palisaden (am Hang) und 8er Bordsteine auf zwei Seiten, würde das dann entsprechend der Größe noch komplettieren und hätte dann ein bombensicheres Fundament. Kann ich darauf das Gewächshaus direkt festschrauben oder brauche ich trotzdem noch einen Alurahmen? Empfiehlt es sich, zwischen Beton und Gewächshausprofilen noch etwas unterzulegen? Jemand hat mir mal gesagt, ich soll das Fundament streichen mit Teer. Welche Schrauben sollte ich nehmen? Entschuldigt, ich bin nur ein dummes Weib :wink: und auf mich allein gestellt.

Danke schon mal...
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Liebe Grüße
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Re: Neuling mit Fragen zur Bodenverbesserung

Beitrag von Carolyn » Fr Jan 14, 2011 12:15

Offtopic:
Werrakind hat geschrieben:Entschuldigt, ich bin nur ein dummes Weib :wink:
Der einzige Unterschied zwischen Mann und Frau ist diesbezüglich oft nur, dass frau ein ausreichend großes Selbstbewußtsein hat um sich zu trauen zu fragen. :roll: :lol: :wink:

Ende Offtopic ;-)
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Re: Neuling mit Fragen zur Bodenverbesserung

Beitrag von Werrakind » Fr Jan 14, 2011 12:31

Carolyn hat geschrieben:Offtopic:
... dass frau ein ausreichend großes Selbstbewußtsein hat um sich zu trauen zu fragen. :roll: :lol: :wink:
Wie recht Du hast! Aber die Jungs haben doch auch mal Sesamstraße geguckt. Wie heißt es da so schön? - Wer nicht fragt, bleibt dumm! ;-)

Ansonsten hab ich ein Gewächshaus mit 6 mm Hohlkammerplatten, knapp 7 m² Nutzfläche und einer sehr ausführlichen Montageanleitung gefunden. Preislich ist es gerade so erschwinglich... :grin: :grin: :grin:
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Re: Neuling mit Fragen zur Bodenverbesserung

Beitrag von Cerifera » So Jan 16, 2011 05:46

Man sollte zwischen dem Fundament und dem Gewächshaus schon etwas unterlegen (warum weiß ich auch nicht aber wir haben das hier auch so gemacht). Ich hab einfach Holz lasiert mit so einer wetterfesten Farbe. Dann in die Steine vorgebohrt und dann komplett durch Alu und Holz in den Stein rein mit sehr langen Schrauben. Die Schraubenlänge- und dicke richtet sich wohl nach Deiner Auswahl an Materialien.

Am besten ist wirklich eins fertig zu kaufen und das Fundament selber zu machen, vielleicht kannst Du ja dort auch noch etwas handeln und so noch eine kleine Heizung oder einen automatischen Fensterlüfter dazubekommen...

Kauf Dir doch einfach diesen Bodentest und mach ihn einmal jetzt und dann nochmal wenn die Erde abgetrocknet ist, dann wirst Du sehen ob sich etwas verändert. Ich denke nicht, dass es einen so hohen Unterschied machen wird aber in dieser Packung sind glaub 10 Tabletten drin also kannst Du das ruhig auch öfters probieren.

Die Anleitung besagt, dass man von verschiedenen Stellen Erde entnehmen soll, diese in einem Eimer vermischt und davon dann die Menge für den Test herausnimmt. Es darf kein Unkraut enthalten sein und die Probe sollte nicht direkt von der Oberfläche sein meine ich mich zu erinnern. Wichtig ist, dass Du das beigelieferte dest. Wasser verwendest und kein Leitungs- oder Regenwasser. Handschuhe sind auch ratsam man weiß ja doch nicht so wirklich was in dem Zeugs drin ist. Nach dem Test würde ich die übrige Flüssigkeit auch nicht im Garten entsorgen sondern über den Hausmüll. Anhand der Farbskala auf der Rückseite der Packung kannst Du dann ablesen wie es Deinem Boden geht. Nicht erschrecken, wenn der Test erst so gräulich-breiig wird das ist normal. Das Ergebnis dauert schon mal bis zu 2 Stunden also nicht darauf warten :p :p

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Re: Neuling mit Fragen zur Bodenverbesserung

Beitrag von Montydon » Mo Jan 17, 2011 12:25

Wie nass der Boden ist, ist für den pH-Wert egal. Destilliertes Wasser ist auf jeden Fall besser, falls Du einen Kondenstrockner hast, kannst Du auch das Wasser aus dessen Kondensbehälter nehmen.
Für den pH-Wert reicht auch billiges Indikatorpapier aus der Apotheke, das gibt es auf Rollen und kostet fast nichts.

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