Nachbarschaft für alte Linde

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Nachbarschaft für alte Linde

Beitrag von Lilie » Fr Feb 17, 2017 22:56

Hallo liebe Bio-Gärtner,

bald ist es endlich soweit, dass ich meinen eigenen Garten (fast) frei gestalten kann.
Das fast bezieht sich auf eine Linde die ca. 700 Jahre alt ist und unter Naturdenkmalschutz steht.
Laut Auskunft der Behörde übernimmt zwar die Naturdenkmalschutzbehörde die Pflege der Linde, da ich aber natürlich möchte, dass es dieser "alten Dame" so gut wie möglich geht und ich nirgendwo anders als hier soviel über die Bedeutung der Pflanzennachbarn gelesen habe, nun die Frage an euch.
Die Linde steht auf einer Grundstücksausbuchtung neben dem Haus. Dieser kleine Grundstücksteil ist durch ein schmalen Bereich mit dem Hauptgarten der an die andere Hausseite grenz verbunden. An diese Engstelle würde ich nun gerne einen Rosenbogen pflanzen, evt. kombiniert mit Clematis. Vertragen sich die? Was sollte ich dabei vielleicht beachten? Außer vorsichtig graben...

Danke schon mal im Voraus

Lilie

Mia
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Re: Nachbarschaft für alte Linde

Beitrag von Mia » Sa Feb 18, 2017 20:20

Für die Linde brauchst Du gar nichts beachten, Lilie :smile: .
Linden kommen gut mit allem klar, die Frage ist, ob die Rose und die Clematis mit der Linde klarkommen.
Linden haben ein dichtes Blätterdach ( durch das im Sommer kaum Regen durchkommt) und sie saufen extrem viel Wasser, so dass der Boden unter einer Linde im Sommer nicht nur dunkel beschattet, sondern auch extrem trocken ist.
Deshalb musst Du für Rose und Clematis folgendes beachten: Du solltest sie außerhalb des Kronendurchmessers der Linde pflanzen.
Ich meine, wenn da ein einzelner Ast drüberhängt, ist es nicht so schlimm, der Regen kann dann ja dann auch links und rechts daneben fallen. Im Zweifelsfall kannst Du diesen Ast auch einkürzen, das macht der alten Linde nichts.

Bisweilen hat man bei alten Bäumen auch Glück, insofern, als dass die Stelle, wo die Rose hinsoll, zwar noch halb unter der Krone liegt, aber zum Beispiel frei nach Westen offen ist. Westen war bei mir im Bergischen Land die Wetterseite, da kam der meiste Wind und Regen her, der Regen fiel dann auch schräg UNTER die altem Bäume, das tiefstehende Westlicht auch. So konnte ich an meinem Eingangangstor ( Rosenbogen) doch eine gelbe Kletterrose und eine Lonicera von der anderen Seite pflanzen, obwohl beide UNTER (doppelreihig gepflanzten) uralten Tannen standen, denen allerdings schon der Vorbesitzer die unteren Zweige bis in eine Höhe von etwa drei Metern abgeschnitten hatte. Das war dann so ähnlich wie bei Deiner Linde: Oben dichte Belaubung/Benadelung, die den Regen abhält, der Boden untendrunter knotztrocken. Aber ich habe die Wurzellöcher so nahe wie möglich an den Zaun gerückt, und diese Stellen bekamen noch genügend Regen und Sonne, so dass beide Kletterpflanzen gediehen.

Also darauf solltest Du achten, bei Clematis und Rosen: Sonne und genügend Regen! Falls Dein Bereich ohnehin schattig ist, zum Beispiel Nordseite: Es gibt auch Rosen, die gut im relativen Schatten wachsen, zum Beispiel die schöne New Dawn. Die benötigt dafür aber einen relativ feuchten Bodengrund, und der ist bei einer Linde erstmal nicht gegeben, es sei denn, Du kannst die Rose aus der Krone gut rausrücken. Und hochgezüchtete ( großblütige) Clematis sind per se Sonnenkinder. Da gibt es aber auch eine Möglichkeit, das ist die wunderbare Clematis montana rubens. Die kannst Du weit genug von der Linde und dem Rosenbogen wegpflanzen - und dann rüberleiten. Die krabbelt Dir die ganze Linde hoch. :wink: Sie braucht einen relativ mittelfeuchten, schattigen Pflanzplatz und erobert dann die Sonnenflächen.

Was die Pflanzlöcher betrifft, brauchst Du Dir um die Lindenwurzeln keine Sorgen machen. LInden sind Herzwurzler, da gehen mittig Wurzeln tief in den Boden und versorgen Deine alte Dame mit Grundwasser. Unter der Oberfläche hat sie aber auch noch zig Wurzeln ausgestreckt, die Regenwasser und Schneeschmelze wegtrinken. Wenn davon ein paar eingekürzt werden, ist es für die Linde nicht schlimm. Du kannst da ganz beruhigt ein genügend tiefes Pflanzloch für die Rose graben.
FALLS die Oberflächenwurzeln aber zu dick sind und Du da nicht mit der Säge dranwillst, gibt es eine weitere Möglichkeit:
Zwischen den sehr dicken Wurzeln kratzen und buddeln und alles leichte Wurzelwerk entfernen, damit Deine Rose die zukünftige Möglichkeit hat, tiefer zu dringen. Dann schichte ein schönes Trockenmäuerchen um den Rosenanstandort auf, oder vielleicht geschwungen vom Haus zum Rosenbogen, und pack 30 cm gekaufte Erde da rein und dahinter.
Wenn der Standort nicht absolut zu trocken ist, sucht sich die Rose ihren Weg dann selbst.

Lieben Gruß,
Mia :blume4: :blume4: :blume4:
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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Re: Nachbarschaft für alte Linde

Beitrag von Lilie » Mo Feb 20, 2017 13:01

Wow Mia! GANZ herzlichen Dank für die ausführliche Antwort.

Hab mir die angedachte Stelle nochmal angeguckt, ich denke das geht.
Sie liegt süd-/südwestlich am leicht außerhalb vom Kronenrand. An der Linde was abschneiden darf ich nicht, steht doch unter Naturschutz.
Nicht allzuweit weg kommt ein Fallrohr von der Dachrinne runter.
Das heißt eine Wasserversorgung sollte mit mittlerem Aufwand auch ohne Anwesenheitspflicht machbar sein. Und bis dahin gibts die Gießkanne.
Hab mir die Clematis Montana ruben mal angeguckt, die ist ja wirklich sehr schön!
Aufs Buddeln bin ich mal gespannt, da sind noch einige fast unverzweigte 3-5cm dicke Stämmchen 1-2m entfernt. Keine Ahnung was das alles ist. Tendenziell sollen sie weg. Von denen sind vielleicht auch schon einige Wurzeln im Weg.

Nochmals vielen lieben Dank für deine Hilfe.

Lilie

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Re: Nachbarschaft für alte Linde

Beitrag von Carolyn » Mo Feb 20, 2017 13:49

Lilie hat geschrieben:Aufs Buddeln bin ich mal gespannt, da sind noch einige fast unverzweigte 3-5cm dicke Stämmchen 1-2m entfernt. Keine Ahnung was das alles ist. Tendenziell sollen sie weg. Von denen sind vielleicht auch schon einige Wurzeln im Weg.
Entscheidet möglichst vorher, ob sie weg sollen oder nicht. Denn die müssen dann möglichst auch ausgegraben werden (damit sie nicht wieder durchtreiben) und dann stört ihr den Boden um die frisch gepflanzten Rosen/Clematis nochmals. Abgesehen davon, dass bei Erdarbeiten die Pflanzung schlicht im Weg wäre bzw. in Gefahr, Schaden zu nehmen.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Re: Nachbarschaft für alte Linde

Beitrag von Lilie » Do Mär 02, 2017 02:12

Ja, wird gemacht! Vielen Danke Carolyn.
Habe mich entschieden erstmal zu gucken was da wächst. Mit Blättern wird es wohl leichter zu erkennen sein. Vermutlich werde ich dann aber nochmal Eure Hilfe bei der Identifizierung brauchen.
Hab 5-6m weiter weg angefangen umzugraben, mit mir ziehen nämlich ca. 40qm überwiegend Staudengarten um. Der Boden scheint mittelschwer und sehr humushaltig zu sein. Er ist zumindest schön schokoladenbraun und die Struktur deutet auch darauf hin.
Meine Überlegung ist nun, wenn die Linde einige hundert Jahre ihr Laub da hingeschmissen hat, würde das den Boden erklären und ich hab da sozusagen Lindenkompost. Aber so weit ich weiss soll ein guter Kompost aus möglichst viel verschiedenen Pflanzenresten bestehen. Hat jemand eine Ahnung wie sich das vermutlich auswirkt? Also bei Walnuss hätte ich mehr Bedenken aber interessant find ich es schon.

Danke und wünsch Euch allen einen schönen gesunden Garten.

Lilie

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Re: Nachbarschaft für alte Linde

Beitrag von Mia » Fr Mär 03, 2017 21:56

Brauchst keine Furcht haben, bei Lindenhumus. Freu Dich daran, dass er da ist!
Lieben Gruß,
Mia :smile:
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Re: Nachbarschaft für alte Linde

Beitrag von Lilie » Fr Mär 03, 2017 23:53

Super! Danke Mia

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