Obstbaumschnitt und Wasserschosse

Obst und Beeren
Antworten
Benutzeravatar
Nemesia
Gartenguru
Gartenguru
Beiträge: 1232
Registriert: Mo Mai 26, 2008 12:54

Obstbaumschnitt und Wasserschosse

Beitrag von Nemesia » Fr Jan 16, 2009 08:01

Der richtige Apfelbaumschnitt ist kompliziert, aber nur wenn man eine Wissenschaft daraus macht :wink:

Ich habe trotzdem mal eine Anleitung aus dem Internet kopiert, für alle die es interessiert:


1. Der Apfelbaumschnitt
Je nach Ziel der Beschneidung kann vom Frühjahr bis zum Winter geschnitten werden. Schneiden im Herbst fördert das Wachstum und den Neuaustrieb am meisten. Aber auch frostfreie Zeiten im Winter sind durchaus geeignet. Der Schnitt im Winter hat den Vorteil, daß man die Struktur des Baumes gut sehen kann, aber den Nachteil, daß die Wunden schlecht verheilen. Das gilt zumindest für Frostgebiete.Stark wachsende Obstbäume sollten erst im Frühjahr geschnitten werden. Wird im Sommer geschnitten, kann sogar ein neues Austreiben der Äste verhindert werden.

Gleich nach der Neupflanzung erfolgt der sogenannte Pflanzschnitt. Dieser ist wichtig, damit der Apfelertrag hoch bleibt und damit das Bäumchen einen gleichmäßigen Kronenaufbau bekommt. Hierzu werden sämtliche „steil aufgerichteten“ Seitenäste entfernt, die mit dem starken Mitteltrieb konkurrieren, denn würde man diese starken Seitenäste stehen lassen, kann sich eine zweigeteilte Krone bilden. Diese besteht oftmals aus zwei Haupttrieben, die instabil sind und viel zu dicht werden. Zum weiteren Schneiden des Baumes sollten zusätzlich sämtliche Triebe (Seiten- und Mitteltriebe) leicht gekürzt werden.

Ein weiterer Rückschnitt empfiehlt sich im nächsten Herbst nach der Pflanzung. Dies nennt man den Aufbauschnitt. Eine gute Verzweigung des Baumes soll damit gewährleistet werden. Unverzweigte Triebe und steil nach oben wachsende Seitenzweige sollten gekürzt werden. Somit kann die Bildung der fruchttragenden Äste gefördert werden. Ebenfalls werden jene Triebe entfernt, welche sehr stark nach unten neigen oder zu sehr an andere Triebe reiben.

Um die Fruchtbarkeit des Baumes zu erhalten, benötigt er den Erhaltungsschnitt. Der Erhaltungsschnitt wird durchgeführt, wenn die Baumkrone voll ausgebildet ist - im Schnitt nach etwa fünf Jahren. Damit alle Früchte genügend Sonnenlicht bekommen, werden die steil nach oben und ins Kroneninnere wachsende Triebe ausgelichtet. An den starken Verästelungen erkennt man das ältere Fruchtholz, welches nur noch sehr wenig gute Früchte hervorbringt. Diese alten Fruchtzweige sollten zurückgeschnitten werden.

Bei älteren Bäumen werden irgendwann die Blüten sehr schwach und das Fruchtholz zu dünn. Jetzt sollte ein Verjüngungsschnitt stattfinden. Ein richtig angewandter Verjüngungsschnitt, kann bei älteren Bäumen oft Wunder bewirken. Hierbei wird die alte Krone stark verkleinert. Am meisten werden die oberen Äste gekürzt. Da die unteren Äste länger bleiben entsteht eine Pyramidenform, welche für eine optimale Sonnenbelichtung sorgt.

2.Wasserschosse
Wenn die Bäume jährlich total zurückgeschnitten werden, bilden sich an der Schnittstelle wieder neue Triebe in großen Mengen, sogenannte "Besen". Das ganze nimmt dann schnell den Charakter ständiger Holzproduktion an, weil der Baum ja keine Chance hat, an diesen Trieben jemals Fruchtholz zu bilden.
Grundsätzlich muß man wissen, daß ein neuer Trieb im ersten Jahr nur Blattknospen trägt. Im zweiten Jahr bilden sich an diesen Blattknospen Seitentriebe, kurze Stummel, das Fruchtholz. Erst im dritten Jahr kommt dieses Fruchtholz zur Blüte.

Wasserschosse sollten im Sommer auf nach außen zeigende Augen sauber abgesetzt werden, d.h. auf ein nach aussen zeigendes Auge einkürzen. Dann wird sich ein neuer Zweig an diesem Auge bilden, der im Folgejahr Fruchtholz bildet.


Was habt ihr für Erfahrungen mit Obstbaumschnitt und Wasserschossen????
LG von Nemesia :wink:

Benutzeravatar
Yggdrasil
Moderator
Moderator
Beiträge: 2857
Registriert: Do Sep 02, 2004 22:02
Wohnort: Bamberg
Geschlecht:

Re: Obstbaumschnitt und Wasserschosse

Beitrag von Yggdrasil » Fr Jan 16, 2009 20:24

Erfahrung eigentlich nur in dem Sinne dass ich die immer rigoros ausschneide, wenn sich denn mal welche bilden.
Die kommen aber eigentlich nur, wenn man einen Baum sehr stark zurückschneidet - so jedenfalls meine Erkenntnisse.
Widerspricht sich jetzt ein klein wenig, aber, wenn man einen Baum stark zurückgeschnitten hat, muss man eben aufpassen dass sich keine Wasserschosse bilden können. Also diese eben so bald wie möglich abschneiden damit das Fruchtholz weiter ausgebaut wird.
Selbst Unfähige können zu allem fähig sein.

Bild

cu Bild

Gisela
Gartenprofessor
Gartenprofessor
Beiträge: 296
Registriert: Di Okt 26, 2004 03:53
Wohnort: Augsburg

Re: Obstbaumschnitt und Wasserschosse

Beitrag von Gisela » Sa Jan 17, 2009 07:12

Hallo!

Nicht angesprochen im obigen Text wurde der eigentliche Grundaufbau und die Saftwaage.
So sollen dem Baum möglichst schon gleich bei der Pflanzung nur drei Leitäste gelassen werden, die gut verteilt aus dem Stamm im 45°-Winkel wachsen. Von oben gesehen gleicht diese Anordnung einem Mercedesstern. Die drei Äste sollten am Stamm in unterschiedlicher Höhe stehen, sonst könnte die Mitte abgeschnürt werden.
Grundsätzlich aber sollen diese drei Äste jährlich gefördert, dh. angeschnitten werden, sodass sie an Länge und vor allem an Dicke immer mehr zunehmen, denn an ihnen und an der Mitte hängt das gesamte Fruchtholz.
Fördern heißt, die Spitzen der Leitäste ragen am Höchsten auf, nur die Mitte steht noch höher.
Damit die Krone gleichmäßig ausgebildet wird, müssen die Leitäste in gleicher Höhe enden. Das am höchsten stehende Holz schießt auch am kräftigsten auf, mit Anschneiden der Leitäste auf gleicher Höhe verhindert man ein Ungleichgewicht und hält die Saftwaage.

Alle Äste der Mitte verhalten sich möglichst innerhalb und oberhalb der Leitäste und überragen sie nicht. Unterhalb der Leitäste stehen keine Triebe am Stamm.
Wenn Triebe der Mitte doch höher rausragen als die Leitastenden, dann werden sie nicht angeschnitten, dh. sie werden in der Länge auch nicht weiterwachsen, sondern die Blattknospen in kurzes Fruchtholz verwandeln.
Jeder Schnitt bedeutet, dass die verbleibenden drei bis sieben Blattknospen austreiben und in die Länge wachsen werden. So kann man das Längenwachstum lenken.

Grüße
Gisela

Benutzeravatar
Yggdrasil
Moderator
Moderator
Beiträge: 2857
Registriert: Do Sep 02, 2004 22:02
Wohnort: Bamberg
Geschlecht:

Re: Obstbaumschnitt und Wasserschosse

Beitrag von Yggdrasil » Sa Jan 17, 2009 21:35

Danke für die ausführliche Beschreibung. Kam bisher nicht so klar raus.

Danke auch, dass Du Dich mal wieder gerührt hast - bist schon vermisst worden :cool:
Selbst Unfähige können zu allem fähig sein.

Bild

cu Bild

Gisela
Gartenprofessor
Gartenprofessor
Beiträge: 296
Registriert: Di Okt 26, 2004 03:53
Wohnort: Augsburg

Re: Obstbaumschnitt und Wasserschosse

Beitrag von Gisela » Sa Jan 17, 2009 22:32

Trebor hat geschrieben: Danke auch, dass Du Dich mal wieder gerührt hast
Hallo Trebor,
ich denke, in unseren Breiten ist es in Gartenforen eher ruhig, weil ja der Garten momentan auf Eis liegt. Nur an den Obstbaumschnitt tastet man sich schon mal langsam vor, sobald der Frost etwas weicht, geht es damit ja los. Ich habe heuer noch einen alten Gesellen dazubekommen und werde ihn so langsam wieder ins Gleichgewicht bringen, er ist lange nicht mehr beschnitten worden.

Grüße
Gisela

Benutzeravatar
Yggdrasil
Moderator
Moderator
Beiträge: 2857
Registriert: Do Sep 02, 2004 22:02
Wohnort: Bamberg
Geschlecht:

Re: Obstbaumschnitt und Wasserschosse

Beitrag von Yggdrasil » Sa Jan 17, 2009 23:22

Sowas kenne ich auch. Ein Apfelbaum der "tausende" von Früchten trägt. Allderdings jeder so groß wie ein 20-Cent-Stück.
Na ja, selbst durch sämtliche Schneidemaßnahmen bin ich bisher nicht auf "rentable" Größe bei den Äpfeln gekommen. So ca. 5 cm Durchmesser waren das Maximum.
Ich habe aber auch keine Ahnung um welche Sorte es sich bei dem Apfel handelt.

Ein Zierapfel ist das aber bestimmt nicht :!:
Zuletzt geändert von Yggdrasil am Sa Jan 17, 2009 23:23, insgesamt 1-mal geändert.
Selbst Unfähige können zu allem fähig sein.

Bild

cu Bild

Silja Keppler
Balkongärtner
Balkongärtner
Beiträge: 12
Registriert: Fr Jun 02, 2006 09:47
Wohnort: Beratzhausen

Re: Obstbaumschnitt und Wasserschosse

Beitrag von Silja Keppler » Sa Jan 17, 2009 23:22

ich hab mal gelesen, daß man Wasseschosse wenn sie noch klein sind, raus reißen soll, damit soll wohl der Neuaustrieb an der Schnitt bzw. Abrissstelle verhindert werden. Klingt aber ziemlich brutal oder? :paranoid:
Silja

Benutzeravatar
Yggdrasil
Moderator
Moderator
Beiträge: 2857
Registriert: Do Sep 02, 2004 22:02
Wohnort: Bamberg
Geschlecht:

Re: Obstbaumschnitt und Wasserschosse

Beitrag von Yggdrasil » Sa Jan 17, 2009 23:24

Ja, kann aber helfen.
Selbst Unfähige können zu allem fähig sein.

Bild

cu Bild


Antworten