Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

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donnawetta
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Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von donnawetta » Fr Aug 09, 2013 11:33

Hallo zusammen,

gibt's außer mir noch jemanden hier, der seine Tomaten schutzlos im Freiland zieht? Wenn ja: Ich wollte mal hören, wie es bei Euch so läuft und ob es möglich ist, dass uns die Braunfäule dieses Jahr verschont?

Für mich ist es das erste Gartenjahr. Ich habe drei Hochbeete (1,20x2,50x0,80) mit je drei selbstgezogenen Pflanzen bepflanzt. Sorten: Tschernij Prinz, Marglobe und De Berao. In Unkenntnis der genauen Definition von "Mischkultur" habe ich Basilikum, Dill, Petersilie, Rauke, Ringelblumen und Tagetes wild mit in die Beete geworfen, so dass man an die Füße der Pflanzen nur noch mit einer Machete rankommt :-). Gegossen wird alle zwei bis drei Tage mit 10 Litern Regenwasser pro Beet. Seit die Tomaten Früchte tragen, ersetze ich dabei alle paar Wochen einen Liter Wasser durch eine Gülle aus Brennesseln und Beinwell.

Jetzt sind die Tomaten einfach...groß. Es war vielleicht keine so gute Idee, sie auf 80cm Höhe zu pflanzen - an die Spitzen komme ich gar nicht mehr dran :oops: Die Äste hängen zu allen Seiten über das Beet hinaus oder in ihre Tomatennachbarn hinein und tragen so viele Früchte, dass es mir ein bisschen Angst macht. Ausgeizen ist schon seit Wochen nicht mehr möglich, dafür ist das alles viel zu verwuchert.

Der Tschernij Prinz (oder schwarzer Prinz) hat sich als etwas hitzeempfindlich (?) erwiesen. Einige Blätter wurden braun und trocken und zwei oder drei Tomaten hatten schwarze Flecken. Ich dachte, es sei schon die Fäule und hab' die "befallenen" Blätter angeschnitten und mit den kranken Früchten entsorgt. Nun scheints, als wäre es dem Prinzen nur zu heiß gewesen. Er hängt voll mit fast mangogroßen Früchten, von denen ich auch schon einige ernten und essen konnte. Haben noch nie so eine Tomate gekostet - ganz wenig Säure, viel Süße und Aroma. Die Marglobe Pflanzen haben insgesamt auch schon um die 2 Kilo geliefert; sie schmeckt genau, wie eine Toamte schmecken muss :smirk: - sehr fruchtig und toamtig eben. Die de Berao lässt sich noch Zeit, aber die Test-Tomate war eine Enttäuschung. Geschmacklos und irgendwie mehlig. Aber keine der Pflanzen fault. Ich kann das überhaupt nicht fassen! Was sind Eure Erfahrungen?

EDIT: ISt es vielleicht möglich, dass ich keine Last mit der Braunfäule habe, weil der Garten fast 20 Jahre brach lag und sich die Fäule nicht einnisten konnte?

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Carolyn
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Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von Carolyn » Fr Aug 09, 2013 12:01

Mit Deiner Vermutung im Edit liegst Du schonmal nicht falsch. Braunfäule überlebt auch im Kompost, nistet sich im Boden ein usw. Wenn keine Erreger in der Nähe sind und auch nicht von benachbarten Gärten eingeschleppt werden, dann kann sich die Krankheit nicht ausbreiten. Nicht umsonst heißt es ja, man soll mit Braunfäule infizierte Tomatenstauden nicht kompostieren sondern in der Mülltonne (nicht Bio-Tonne!) entsorgen.

Zum anderen ist wohl auch das Wetter mit "schuld". Auch im Kölner Raum gab es doch lange Trockenzeiten, oder? Braunfäule entsteht (bzw. wird gefördert), wenn Tomatenstauden immer wieder nass werden und dann auch nicht gut abtrocknen können. Wenn es in letzter Zeit mal geregnet hat, dann war es gleich darauf wieder schön und alles trocknete recht schnell. Da hatte der Pilz wenig Gelegenheit sich auszubreiten und einzunisten.

Die schwarzen Flecken auf den Früchten könnten übrigens Blütenendfäule (vermutlich durch unregelmäßiges Gießen, Calciummangel glaube ich bei Dir in einem so frischen Beet eher nicht) gewesen sein.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von donnawetta » Fr Aug 09, 2013 13:16

Hallo Carolyn, das wäre ja super, wenn das stimmen würde - zummal unsere direkten Nachbarn keine Tomaten oder Kartoffeln ziehen :-)

Die Blütenendfäule hab ich mal gegoogelt, die war es nicht, denn die Flecken befanden sich nicht am "Südpol", ansonsten irgendwo an der Seite der Tomate. Ich hab auch schon überlegt, ob da etwas reingekrabbelt ist? Na ja, möglicherweise waren es auch untypische Blütenendfäule-Symptome.

Was das Wetter angeht: Ja, du hast völlig recht, wir hatten jetzt ein paar sehr trockene Wochen. Das war sicher gut für die Tomaten. Ich hab auch schon gedacht, dass die Position auf dem Hochbeet vielleicht gar nicht so übel ist. Zwar beutelt der Wind die Pflanzen ganz ordentlich (nächstes Jahr baue ich direkt Gestelle aus Ästen, die handelsüblichen Tomatenstäbe konnten die Last nicht halten), aber dadurch trocknen sie auch schnell, wenn es aufhört, zu regnen.

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Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von Mia » Fr Aug 09, 2013 21:43

Hallo Donnawatta, :smile:

ich will Dich nicht beunruhigen, aber normalerweise kommt Braunfäule ohnehin später im Jahr. Ich habe meine Tomaten immer ungeschützt draussen und die Braunfäule kam eigentlich nie vor Mitte September, wenn es kühler und insgesamt feuchter wurde. Und zwar obwohl keine weiteren Tomaten in der Nachbarschaft standen, ich bei der Vernichtung der Pflanzen immer sehr gründlich war, und sie zum Teil in Kübeln in jeweils frischer Erde zog.
Bei meinem Schwiegervater, der ein sehr umsichtiger Gärtner war, war es auch so. Er plädierte hinterher dafür, die Dinger unter ein Foliendach zu stellen, und hatte damit bis in den Herbst bessere Ergebnisse.
Aber vielleicht kommst Du ja trotzdem noch gut weg, weil Deine Früchte schon so groß sind. Dann kannst Du jetzt gut ernten, und sobald Du die ersten befallenen Tomaten siehst, sortierst Du die befallene Pflanze in die Tonne.
Oder Du hast wirklich ein Riesenglück und den Erreger gibt es bei Dir nicht, weil der Garten so lange ungenutzt war.
Aber warte mal bis Anfang Oktober, und dann schreib nochmal. :wink: Wie schon gesagt, in der Regel kam die Braunfäule bei mir und dem Schwiegervater immer erst im Herbst.

Lieben Gruß, und toi, toi, toi!
Mia
PS: Was für eine Testtomate hast Du denn angebaut?
Ich konnte gerade eben die erste Tomate ernten, aber ich war mit der Anzucht auch sehr spät. Ich habe dieses Jahr Wasnuns Empfehlung "Harzfeuer" ausprobiert, bin aber nicht so ganz angetan. Diejenigen, die noch als alte Samenreste in meiner Samenkiste schlummerten, gedeihen problemloser, scheint es mir. Sind weniger anfällig gegen Trockenheit. Nächstes Jahr werde ich auch mal bewusster Samen einkaufen. Du meinst, Marglobe kannst Du empfehlen?
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von tamtam » So Aug 11, 2013 18:51

hallo ihr lieben tomaten-experten in diversen reifestadien! :hallo:

einerseits bin ich ganz froh, dass donnawetta diesen thread aufgemacht hat - denn genau an solchen erfahrungen, berichten, einschätzungen bin ich im moment hochgradig interessiert!!! :tanz: (schwerer fall von tomatenfieber!) - andererseits kann ich nicht wirklich was zum thema freiland beisteuern, denn meine tomaten stehen nicht wirklich im freien, weil der balkon ja überdacht ist, aber auch nicht in einem warmen, lichtdurchfluteten gewächshaus!

ich hatte eigentlich vor, so eine art tomaten-fieber-thread aufzumachen, um eure erfahrungen mit sorten bezüglich wuchs, geschmack, gesundheit etc zu erfragen, egal, ob freiland oder dach oder gewächshaus ... vieles kann ja unabhängig vom standort interessant sein ... soll ich das jetzt noch zusätzlich machen? :?: :?:

die sorte von donnawetta, marglobe hat mich jetzt interessiert - an einer stelle heißt es:

"Marglobe Sehr gute alte amerikanische Fleischtomate. Rot, fleischig, schnittfest, gut schmeckend, mittelgroß. Pflanze ist ca. 1,20 - 1,50 m hoch, kann ein Paar Triebe mehr vertragen. " da hast du - bez. größe - glaube ich andere erfahrungen gemacht, oder?

liebe grüße, tamtam
manchmal verhalten sich pflanzen einfach so, als ob sie die einschlägige fachliteratur nicht gelesen hätten!

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Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von donnawetta » Mo Aug 12, 2013 08:35

Hallo Tamtam, ich hatte keine Ahnung, dass die Marglobe eine Fleischtomate ist :oops: Ich dachte immer, Fleischtomaten wären besonders große, zur Mehligkeit tendierende Sorten, aber bei mir sind die Früchte saftig, relaiv klein (Volumen eines Hühnereis etwa), flach und gerippt. Jedenfalls ist die Pflanze sicher 1,50m hoch geworden, zusammen mit 80cm Hochbeet also partiell unerreichbar. Sie wird allerdings beim Höhenwachstum deutlich von den beiden andern Sorten übertrumpft. Der Geschmack ist aber super und sie trägt wie eine Weltmeisterin. Deine Idee mit dem Tomatenfieber finde ich aber super, mach den Thread doch ruhig mal auf - mich würde es auch interessieren, welche Erfahrungen andere mit den gleichen oder anderen Sorten so machen!

Hallo Mia, mit "Testtomate" meinte ich die erste, etwas frühzeitig geerntete Tomate von der Sorte de Berao! Die war nicht so gut, Wir haben mittlerweile noch ein paar davon geerntet, das ist geschmacklich wirklich nicht so der Bringer. Was du über die Braunfäule schreibst, klingt so, wie ich es schon vielfach gelesen habe, nur wird da meist der Beginn der Fäule in den Juli, oft schon vor die erste Ernte gelegt. Das hat mich natürlich erschreckt! Wenn die Tomaten im Oktober krank werden, ist das ja beinahe okay. Viel länger tragen sie im Freiland ja vermutlich eh nicht. Ich werde einfach mal berichten, wie es weitergeht!

Euch danke für Eure Kommentare und einen guten Wochenstart! :grin:

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Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von tamtam » Mo Aug 12, 2013 09:42

ja, donnawetta, ich hab' eine nacht drüber geschlafen und denke auch, dass so ein allgemeiner erfahrungsaustausch über unsere tomaten interessant wird - heute oder morgen werde ich den "eröffnungstext" formulieren :lol:

nach der sorte "de Berao" hab ich mich auch schon mal umgeschaut - und mir ist immer wieder der hinweis auf "sämigkeit" und eignung zur soßen - und ketchup-herstellung begegnet!

liebe grüße!
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Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von imgrimmer » Sa Aug 31, 2013 17:47

hallo,
ich habe dies jahr bis auf eine pflanze noch keinen befall, die kranke pflanze ist eine wildtomate. alle meine kulturtomaten stehen im freien ohne stab und eigentlich zu dicht, aber bisher sind alle gesund.

Rani

Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von Rani » Mo Sep 02, 2013 09:50

Das waren meine drei im Hochbeet bis vor kurzem auch. Sie hingen voller Früchte, die nach und nach heranreiften. Dann kam der ergiebige Regen letzte Woche (35 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden), und jetzt haben sie die Braunfäule. Ich werde sie also, wie empfohlen, in der Restmülltonne entsorgen, und dann ist das Thema Tomaten für die nächsten Jahre bei mir durch. Man hat zuviel Arbeit mit den Dingern, und das Risiko ist einfach immer zu groß. (Mit Gurken geht es mir ähnlich.) Da ich keine Lust hab, meine Pflänzchen im Hochsicherheitstrakt vor jedem Regentropfen zu bewahren und täglich trockenzuföhnen :wink: , hab ich mir jetzt geschworen, dass ich erst wieder Tomaten pflanze, wenn mich Nachrichten über eine zuverlässig resistente Sorte erreichen. Schließlich bin ich ja Hobby-Gärtnerin und kann es mir raussuchen ...

Mit entschlossenen Grüßen,
Rani

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Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von donnawetta » Di Sep 03, 2013 10:19

Hallo Rani, ich kann deinen Standpunkt verstehen! Ich werde meine Tomaten auch weiterhin ohne Schutz im Freiland ziehen, immer auf der Suche nach der optimalen Sorte :-) Allerdings habe ich IMMER NOCH wahnsinniges Glück - bei mir hat sich trotz Regen noch keine Braunfäule eingestellt, toi, toi, toi...

Ich will auch mal schnell updaten:

Die de Berao, die geschmacklich nicht die Erfüllung ist, trägt von meinen drei Sorten am schlechtesten und reift fast so lange wie der Tschernij Prinz, dessen Früchte allerdings um ein Vielfaches größer sind (Rekord bis jetzt 320g). Allerdings hat der Prinz eine sehr dünne Schale, und mittlerweile reißen fast alle Früchte - einige so stark, dass sie an der Stelle nicht mehr heilen können und dort faulen oder Insekten einladen, drin zu schmausen, was mir den Appetit verdirbt. Sie sind wegen der dünnen Haut auch sehr "berührungsempfindlich" - haben sie irgendwo Kontakt (Beetrand, Nachbartomate etc.) werden sie fast immer faul. Wir werden ihn nicht nochmal pflanzen (genau wie die de Bereao). Er reift zu lange und ist dadurch für uns zu empfindlich. Die Überraschung des Jahres ist eindeutig die Marglobe; sie schmeckt fantastisch, trägt wie verrückt (wir ernten seit fast einem Monat nun locker 4 Kilo pro Woche) und hat kein einziges vertrocknetes oder kränkliches Blatt. Supertomate! :mrgreen:

Rani

Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von Rani » Di Sep 03, 2013 10:49

Hm, naja ... vielleicht überleg ich's mir doch nochmal ... :wink:
Danke für tollen Infos!

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Re: Freilandtomaten, Ernte und Braunfäule

Beitrag von Pusteblume » Di Sep 03, 2013 19:08

Meine Erfahrungen mit Tomaten ist: zunächst ziehe ich sie im Gewächshaus vor. Die Freilandtomaten setze ich in Nord/Süd-Richtung. Die häufigste Windrichtung ist in DE der Westwind und wenn die Tomaten in Nord/Süd-Richtung stehen, kommt der Wind wunderbar an die Tomatenpflanzen und pustet sie nach jeden Regen wieder trocken. Das verhindert die Braunfäule, jedenfalls bei mir. Das kann ich zur Nachahmung nur empfehlen. Von Braunfäule, keine Spur.

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