Mia ist krank

[Mia]

Mal in eigener Sache: Ich bin etwas krank.

Das Herz läuft aus dem Ruder, der Blutdruck ist viel zu hoch ( mittags 186 zu 88) , der Puls viel zu hoch: mittags Puls 118. Also zum Hausarzt gegangen. Bekomme jetzt seit drei Wochen Betablocker.

Vor vielleicht 10 Tagen schwoll meine rechte Wange an. Ohrenschmerzen. Ich wusste es eigentlich sofort; es war die Ohrspeicheldrüse. Ich habe das dann noch über das letzte Wochenende gerettet mit Saugen an der inneren Öffnung zum Mund hin, mit im Mund pinseln und Eispackungen von außen. Am letzten Montag bin ich sofort zum Hals/Nasen/Ohrenarzt. Hab dem meinen Betablocker vorgelegt, und gefragt, ob es etwas damit zu tun haben könnte? "Nein", meinte er. Ich solle den ruhig weiternehmen.

Bekam von ihm Amoxicillin, dreimal täglich einzunehmen. Habe ich brav gemacht, indes kaum Besserung durch das Antibiotikum. Auf den Rotwein, den ich sonst abends gerne trinke, habe ich verzichtet, habe mich gesund ernährt. Heute, Samstag, war ich so verunsichert durch die ausbleibende Besserung, dass ich schon dachte, ich rufe den HNO in meiner alten Stadt privat an, um ihn um Hilfe zu bitten. Aber, ich arbeite ja in einer Demenz-WG, und heute kam, aus sehr gutem Grund, die Tochter einer der Bewohner.

Der neunzigjährige Mann hat seit Tagen Fieber, welches auch unter Antibiotika nicht zurückgeht. Die Tochter ist Ärztin, lebt und praktiziert in Basel. Hab sie mir geschnappt, als sie irgendwann halbwegs entspannt von einem kleinen Ausflug mit ihrem kleinen Sohn, mit Blumen in der Hand, zurückkam. Habe ihr meine Lage geschildert: nehme also seit 6 Tagen ein Antibiotikum, und es schlägt nicht an!

"Hach", sagt sie, "das ist bei meinem Vater ja ähnlich! Der bekommt jetzt das Co- Amoxicillin, aber es schlägt nicht an und ich weiß auch gar nicht, wie man es ihm jetzt verabreichen soll. Sie mörsern die Pillen ja sonst und geben sie ihm in einem Löffel Fruchtjogurt."
"Ja," stimmte ich zu.
"Na, das Problem ist, dass das Mittel keine Milcheiweisse verträgt. Durch Milch und Milchprodukte wird es unwirksam. Einerseits durch Jogurt, aber, auf andere chemische Weise, eben auch durch jedes Milchprodukt. Das Antibiotikum kann ja nicht unterscheiden. Wenn es da einen guten Jogurt im Magen-Darmtrakt vorfindet, killt es erstmal diese lebenden Bakterien, kommt dann aber weiter oben, bei der Lungenentzündung oder der Entzündung der Ohrspeicheldrüse nicht mehr an. Es hat ja selbst nur eine eingeschränkte Kapazität!"

"Oh mei", sagte ich. "Ich esse zum Frühstück erstmal eine große Schüssel weißen Jogurts mit kleingeschnittenen Früchten und Haferflocken. Dazu nehme ich das Antibiotikum. Mittags esse ich in der Regel ein Brot, dazu trinke ich ordentlich Milchkaffee. Und meine Hauptmahlzeit abends besteht, seitdem ich das Antibiotikum einnehmen muss, vor allen Dingen aus gebackenem Schafskäse."

Also, ich habe die Nichtwirkung des Zeugs - durch Nichtwissen - selbst herbeigeführt. Der HNO hat mich vorher nicht aufgeklärt und in der Packungsbeilage steht es nicht drin. Ich will nur hoffen, dass es kein resistenter Keim ist.
Dummerweise können auch Betablocker Entzündungen der Ohrspeicheldrüse auslösen und begünstigen.

Für heute verbleibe ich mit einer dicken Backe,

Mia

[Carolyn]

Dass sich Antibiotika nicht mit Milch vertragen und Du da zwei Stunden Abstand einhalten musst (oder das Medikament einen halbe Stunde VOR dem Frühstück einnehmen, falls Du das darfst und vom Magen her verträgst) ist mir schon so lange bekannt, dass es für mich Allgemeinwissen ist. Wenn ich sowas bekomme (alle paar Jahre), dann werde ich von meiner Apotheke aber auch darauf hingewiesen. Ein Vorteil, wenn man eine echte Stammapotheke hat, in der man auch ALLE Medikamente kauft (Unverträglichkeiten/Beeinflussungen der Medis untereinander!) und sie nicht mal hier, mal da oder sogar im Internet besorgt.

Falls das Antibiotikum eines ist, das erst im Darm und über den Tag verzögert wirkt, kann es sein, dass das mit dem Zwei-Stunden-Abstand nicht stimmt. Geh zum Apotheker und lass Dich beraten/aufklären, dafür sind die nämlich da, das gehört zu deren Job, wenn/bevor sie Dir das Medikament geben. Sonst bräuchte es ja keine Apothekenpflicht.

Gute Besserung!

[aingeal]

Gute Besserung auch von mir!

[roccalana]

Liebe Mia,
auf diesem Wege möchte ich Dir alles Gute und eine gute Besserung wünschen
Dass Du uns -ganz so wie sonst auch- an Deinem neuen Wissen teilhaben läßt, ist unbezahlbar. Mir auf jeden Fall war dieser Zusammenhang nicht bekannt.
Zum Glück ist es so ca 30 Jahre her, dass ich mal Antibiotika nehmen mußte *klopf auf Holz*, aber Du kannst sicher sein, dass ich mir dieses merken werde, Deine Geschichte sorgt dafür.
Schönen Abend und ruh Dich schön aus.
Rita

[Mia]

Danke für Eure Besserungswünsche!

Seitdem ich seit gestern Milchprodukte meide, schlägt das Antibiotikum auch an. Blöderweise habe ich heute in meinem wirren Kopf einmal die doppelte Dosis genommen. Ich war arbeiten, habe nach dem Abendbrot im Altersheim das Antibiotikum eingenommen, hatte aber Herzprobleme. Nun wollte ich eine Stunde nach dieser Medieinnahme das Herzmittel schlucken. Gucke ich in meine Handtasche und sehe: Oh, das silbrige Plastikplättchen mit den Antibiotika zeigt ja noch mehr als darin sein sollten! Hatte ich die Einnahme vergessen? Rasch habe ich noch eins geschluckt.
Nun das Herzmittel gesucht, was in einer genauso silbrigen Plastikverpackung steckt. Das Herzmittel war nicht da. Ich hatte eindeutig vor Arbeitsbeginn ZWEI Pillentäfelchen mit Antibiotika eingesteckt und das Pillentäfelchen des Herzmittels zu Hause liegenlassen.
Na, schlimm ist die Doppeleinnahme nicht, kriegt man halt ein bisschen Durchfall. Aber die Herzprobleme, die ich zunächst nicht mindern konnte, waren keineswegs angenehm.

Jetzt noch mal zu den Milchsäurebakterien bezüglich Antibiotika, Carolyn und Roccalana. Man darf und sollte die Sache nicht verallgemeinern. Es gibt Antibiotika, die gehen mit Milchprodukten, aber z.B. keinesfalls mit Alkohol. Metronidazol fallt mir da ein. Alkohol macht es unwirksam, aber mit Milchprodukten hat es keinerlei verringerte Wirkung. Andere gehen mit zwei Gläsern Rotwein am Abend, aber eben nicht mit Milchprodukten. Dazu gehört eindeutig das Amoxicillin, wie ich es am eigenen Leib erfahren habe. Eine Warnung davor steht aber nicht mal in der ellenlangen Packungsbeilage!!!
Ich fühle mich da echt etwas hilflos.
Der Arzt sagte mir nichts diesbezügliches, in der Packungsbeilage stand nichts drin, die Apothekerin sagte nichts.
Ja, woher soll ich es dann wissen?

Das letzte Mal musste ich 2001 Antibiotika nehmen, wegen einer langwierigen Zahngeschichte. Das Mittel hieß Sobelin und da durfte ich auch absolut keinen Jogurt und keine Milch, aber durchaus etwas Rotwein am Abend. Das Zeug hatte meine inneren "guten" Bakterien aber so ruiniert, dass ich mir danach jede Menge Darm- und Blaseninfektionen fing, von denen die letzteren nun mit Metronidazol kuriert werden mussten. Und hier war es nun komplett umgekehrt: Absolut keinen Alkohol, doch Milch und Jogurt soviel ich wollte.
Also, man muss es vorher wohl deutlich erfragen.

Lieben Gruß,
Mia

[roccalana]

Hi Mia,
ich komme aus dem "Kopfschütteln" einfach nicht raus.
So was steht noch nicht mal in der "Packungsbeilage" Das ist doch dann ein grob fahrlässiger Fehler
Was mich anbetrifft, habe ich eine Änderung in meiner Gehirnabspeicherung vorgenommen: Sicherheitshalber weder Alkohol noch Milchprodukte im Zusammenhang mit Antibiotika
Werd schnell wieder gesund
Ria

[Carolyn]

So was steht noch nicht mal in der "Packungsbeilage" Das ist doch dann ein grob fahrlässiger Fehler

Das ist normal. Wenn Du aus irgendeinem Grund Eisentabletten schlucken musst dann darf das auch nicht zusammen mit Schilddrüsenhormonen sein, da sonst die Wirkstoffaufnahme deutlich verringert ist. Wenn Du hochdosiertes Johanniskraut schluckst, musst Du Sonne meiden, da die Sonnenbrandgefahr ERHEBLICH ansteigt. Empfängnisverhütende Medikamente wirken auch nicht immer wenn man sie falsch kombiniert. Usw. usf.

Würde man alle diese Wechselwirkungen (und nicht nur die extremsten) in die Packungsbeilage schreiben hättest Du vermutlich ein Buch in jeder Medikamentenschachtel. Apotheker haben dafür ein Programm, in dem sie nachsehen können. IMO nachsehen MÜSSEN, denn das gehört zur Beratung, zu der sie verpflichtet sind. Ich versuche jedes Mal zu fragen, wenn ich etwas neues bekomme, aber gerade wenn man akut krank ist, denkt man da halt nicht immer dran und will auch möglichst schnell wieder nach Hause ins Bett bzw. auf die Couch. (Wenn Apotheker zu Supermarktverkäufern mutieren werde ich regelmäßig sauer. Wofür zum Teufel haben die eine hochwertige Ausbildung???)

@Mia: Stimmt, ein Antibiotikum hatte ich auch mal, das nicht mit Milch reagiert (die Wirkstoffnamen merke ich mir nicht, da müsste ich Buch führen). Alkohol trinke ich sowieso nicht...
Meine Schwester bekommt übrigens jedes Mal postwendend einen Scheidenpilz, wenn sie Antibiotikum schluckt. Würde sie wetten hätte sie noch nie verloren, sie kann quasi die Uhr danach stellen. Das ist eben das Problem bei breitgefächert wirkenden Medikamenten: Es gibt nicht nur die erwünschte sondern auch unerwünschte (Neben-)Wirkungen. Grundsätzlich. Manchmal entwickelt sich aus so einer Nebenwirkung ja auch ein neues Anwendungsgebiet für ein Medikament und ansonsten muss man abwägen, ob der Nutzen den Schaden rechtfertigt.
Frag evtl. mal beim Doc nach, ob Dir die Tabletten dann für die notwendige Dauer der Behandlung reichen, wenn es am Anfang wirkungslos war. Oft sind die Packungsgrößen ja so berechnet, dass man sie genau aufbrauchen soll. Nicht dass Du deswegen zu früh aufhörst und Du Dir einen resistenten Keim züchtest, der dann nochmal aufflammt.

[Mia]

Hallo Roccalana und Carolyn

der Hammer kam heute, Montag: Ich war sofort wieder bei dem Arzt, weil die Tabletten nun natürlich nicht ausreichten. Es ist eine Besserung zu verzeichnen, weil ich sie seit Samstag "richtig und milchlos" nehme, aber ganz weg ist die Entzündung nicht und die Tablettenpackung war leer. Okay. Ich habe ihm die Sache erzählt, er hat mich untersucht, dann hat er bedauernd den Kopf geschüttelt und gesagt: "Das tut mir sehr leid! Aber bitte haben Sie Verständnis - ich kann auch nicht immer alles wissen."

Mir fiel da nichts drauf ein und ich habe nichts dazu gesagt, außer: "Von Sobelin hätte ich es gewusst." "Ja, ja, Sobelin ", murmelte er und schrieb ein neues Rezept aus. "Wissen Sie, machmal ist es ja auch so, dass man extra Jogurt dazwischen gibt, um die Darmflora intakt zu halten."

Was stimmt. Das erklärte mir die Ärztin am Samstag auch. Eben die (auch von Dir, Carolyn) besagte/bestätigte 2-Stundenregel.

Nun wurde ich beim Arzt aber ganz stille, denn meine Mutter stahl sich wieder in meinen Kopf. Sie ist an einer Lungenentzündung gestorben. Sie bekam auch das Amoxicillin, allerdings intravenös - doch es schlug nicht an. Aber immer wenn ich ins Krankenhaus kam, drückten mir die Schwestern und Pfleger Essen in die Hand, weil sie davon ausgingen, dass ich mehr Zeit, Liebe und Ruhe hätte, sie zu füttern, als sie. Und was war es? Es war (weil oben zahnlos) immer Suppe - und Fruchtjogurt.
An dieser Stelle darf ich gar nicht mehr weiterdenken.

Lieben Gruß,
Mia

Danke für Eure guten Wünsche!!!

[Brösel]

Hallo Mia,
ich wünsche Dir gute Besserung. Und ich wünsche dir auch, dass das Antibiotikum weiterhin gut anschlägt.
Ich denke, Ärzte haben heutzutage soviel Papierkram zu erledigen, dass sie pro Patient immer weniger Zeit haben. Bzw. auch pro Patient immer weniger bezahlt bekommen. Da steckt der Teufel im System.
Zum Glück schlägt es bei dir nun an.

Viele Grüße

[Carolyn]

... dann hat er bedauernd den Kopf geschüttelt und gesagt: "Das tut mir sehr leid! Aber bitte haben Sie Verständnis - ich kann auch nicht immer alles wissen."

Also das ist wirklich der Hammer! Das ist sowas Grundlegendes, das MUSS er wissen! Wenn das jetzt irgendeine spezielle Wechselwirkung mit einem meinetwegen Krebsmedikament oder einem nur in Asien erhältlichen Gewürz wäre, wäre das kein Thema. Alles kann tatsächlich niemand wissen. Aber das, hallooooo? Das war schlichtweg schlampig und er meinte nicht, er wüsste das nicht sondern er hat nicht daran gedacht.
Hmpf, Ärzte! Da weiß ich umso mehr, was ich an meiner Apotheke habe! (Und ja, ich stimme Brösel zu, dass hier der Teufel im System steckt.)

Was Deine Mutter betrifft: Ich bin mir nicht sicher, ob es nur ein Problem ist, wenn beides zusammen im Magen bzw. Darm landet oder auch, wenn das Antibiotikum schon im Blut ist. Ich weiß nicht, wo/wann Milch und Antibiotikum miteinander reagieren. Da der zwei-Stundenabstand funktioniert (es wird davon ausgegangen, dass bis dahin alles verdaut ist und also nichts mehr im Verdauungstrakt verblieben ist; entsprechend stimmt das bei Verdauungsproblemen nicht mehr), aber ein Antibiotikum ja über einen längeren Zeitraum hinweg aktiv sein soll - bis eben die nächste Tablette eingenommen wird - darf das rein logisch eigentlich nichts mehr ausmachen, wenn es erst mal im Blut angekommen ist. Ich weiß nicht, ob dazu etwas im Internet zu finden ist, ist ja schon fast medizinische Forschung. Aber evtl. kannst Du ja diese Arzt-Tochter eines Deiner Pfleglinge mal danach fragen, die scheint mir ja recht zugänglich zu sein. Kommt ja auch ihrem Vater zugute, wenn sich das Pflegepersonal interessiert.

P.S.: Du kennst die Regel, Antibiotikum drei Tage über das Verschwinden der Beschwerden hinaus zu nehmen, damit auch die letzten Bakterien erwischt werden? Ist für mich auch sowas Grundlegendes und Selbstverständliches, das einem aber kein Arzt sagt.

[Mia]

Ich danke Euch, Carolyn, lieber Brösel,

für Eure Anteilnahme, die sachliche Hilfe und die guten Wünsche!
Ich antworte hierzu morgen.

Lieben Gruß,
Mia

[tamtam]

Hallo liebe Mia,

Jetzt denke ich mir, du musst dich gewundert haben über meine Nachricht - aber ich hatte dein "Mia ist ein bisschen krank" nur in einem anderen Thread gelesen und erst jetzt hier die ausführlicheren Infos gelesen - ist mir durch die Lappen gegangen!

Heute nacht hast du ja auch schon wieder geschrieben und so hoffe ich, dass du das schlimmste jetzt bald überstanden hast und dein Körper dann auch mit den Auswirkungen des Antibiotikums fertigwird!

Nochmal auch an dieser Stelle ganz liebe Grüße und gute Wünsche für dich!

Bea