Hallo, ich bin Mia!

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Mia
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Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Mia » Sa Jun 05, 2010 00:13

Hallo liebe Leute, :grin:

ich möchte mich kurz vorstellen. Ich heiße Mia, bin jugendliche 53 und hatte schon immer einen Garten.
Und weil mich "Garten" entspannt und mir Freude macht, möchte ich mich darüber austauschen.

Die letzten 16 Jahre hatte aber Probleme mit der Anlage eines Gemüsebeets ( was für mich dazu gehört!), denn ich wohne seitdem auf der Rückseite eines alten Bauernhauses und mein gesamter, recht großer Garten ist mit Fronten 30 Meter hoher Tannen umgeben. Also: Schatten pur. Nun, man kann ja mit Stauden trotzdem schöne Schattenbepflanzungen machen und für buntes Blühzeug jeden kleinen Sonnenfleck nutzen. Aber ich bekam nie ein Gemüsebeet hin, was nicht, neben dem Lichtmangel, Opfer der Nacktschnecken wurde.
Das ging so, bis der Bauer vor einigen Jahren von den Nachbarn gezwungen wurde, 10 der 30-Meterriesen auf 7 Meter abzusägen, weil die Leute Angst hatten, bei Sturm könnten sie ihnen auf's Dach fallen. So entstand plötzlich ein größerer Sonnenfleck in meinem Garten und ich konnte letztes Jahr ein winziges Gemüsebeet anlegen, welches ich dieses Jahr um einen weiteren Meter vergrößert habe.
Hier kommt meine Geschichte dazu:

August 2009
Das Gemüsewunder

In diesem Frühling habe ich wieder ein Gemüsebeet angelegt. Die Preise gerade für frischen Salat sind mir nämlich schon lange zu hoch. Und ich muss einen ganzen Kopf kaufen, während ich allein doch nur einige Blätter täglich davon esse. Ich muss eine ganze Schachtel Rucola kaufen, wenn ich nur einige pikante Blättchen auf dem hartgekochten Ei mit geräucherterm Lachs leckern will. Der Rest verdirbt, denn ich schaffe es nicht, eine Woche lang täglich Lachs mit Ei zu essen. Von daher: Selbst-Salat-Versorgung ist für mich sinnvoller!

Diesmal versuchte ich das Beet an einer ganz neuen Gartenstelle. Die Orte, die ich die letzten 15 Jahre zur Gemüsekultur bestimmte, waren nämlich derartig Schneckenverseucht, so dass ich trotz täglichem Ausstreuens von Schneckenkorn ( was mir eigentlich absolut zuwider war, aber die Bierfallen hatte ich längst als nicht ausreichend überwunden), im Prinzip keine Ernte hatte.

Die braunen Biester fraßen alles ab, was eigentlich ich essen wollte: Jeglichen Salat sowieso, selbst den Rucola mit seinem hohen Gehalt an Senfölen, die ihn genau vor diesen Viechern schützen sollen. Meine persönlichen Gartenschnecken machen da offenbar keinen Unterschied, ihr Schneckendarm verträgt auch Meerettichwurzeln und Raddiccio, und wie oft habe ich schon eine, von Schneckenkorn dicht umgebene, von oben scheinbar heile Zuccini aufgehoben und von unten ausgehöhlt gefunden.

Aber mit diesem schmalen Beet wurde auf rätselhafte Weise alles anders. Die Schnecken meiden es, obwohl ich überhaupt kein Gift mehr streue.
Das neue Beet liegt auf der Rückseite eines kleinen Koniferenwäldchens. Sicher mögen die Schnecken nicht über die trockenen Nadeln kriechen. Aber sie könnten ja von der Wiese her kommen, die es nach vorn begrenzt? Denn ein Luftlinie 5 Meter entferntes Beet ( mein Versuch der Jahre 2006, 2007 und 2008 ist so stark von ihnen befallen, dass die in diesem Jahr dort stehenden Kartoffelpflanzen - trotz Schneckenkorns - bis auf die Stiele abgefressen sind. - Aber ins neue Beet kommen sie nicht. Keine Schnecke geht rein. Das ist das erste Wunder.

*******
Im April habe ich den Rasensoden dort abgehoben, die Erde umgegraben, gedüngt, und Kompost aufgebracht.
Einen Abend verbrachte ich über zwei Gartenbüchern mit der Aufstellung eines genauen Pflanzplans, nach dem Prinzip, den Gemüsen jeweils gute Nachbarn zuzuordnen, damit sie auf dem schmalen Beetstreifen optimal gediehen.
Vorne links habe ich einen Streifen rote Beete gesät, dann einen Streifen Dill, dann Gurken ( mit Zaun zum ranken), dann ein Streifen Raddiccio. Es folgte etwas mittig hinten ein gekauftes Tomatenpflänzchen zu gekauften Zuccini links und rechts; als Zwischensaat, bevor die Zuccini groß werden, Pflücksalat. Petersilienwurzeln zur Tomate. Rechts nun Bohnen zu Bohnenkraut, daneben als Abgrenzung zu den Erdbeeren Spinat, dann Erdbeeren und Zwiebeln. Vorne an drei Stellen des Beetes pflanzte ich Rucola in der Staudenform.
Ganz genau habe ich die Benachbarung durchgelesen und durchgeführt. Alle Pflanzen sollten sich im Nebeneinander ergänzen und fördern, keine sollte die anderen stören oder beinträchtigen.

Im Mai, quasi als letztes, legte ich meine Bohnen. Sie durften nicht zu tief liegen, die müssen die Glocken läuten hören, sagte meine Großmutter immer. Ich streute die Bohnenkrautsamen obendrüber - denn das sind Lichtkeimer- goß an und wartete.
Drei Wochen vergingen.
Die Bohnen keimten nur sehr zögerlich und vereinzelt. Eine ganze große Tüte hatte ich gelegt, sicher 70 Stück, davon erblicken vielleicht 14 das Licht der Welt. Zwischen ihnen schossen allerdings 100fach andere Sämlinge empor, alle von der gleichen Art. Ich stand staunend davor und konnte es gar nicht fassen: Was war das nur? Ich entschied mich, es müsste das Bohnenkraut sein.
Sah aber nicht aus wie Bohnenkraut. Schon die Keimblätter waren mir verdächtig. Jetzt trugen 100 und mehr starke Pflänzchen, 5 cm hoch, den ersten individuellen Blattschmuck zwischen den absolut vereinzelten Bohnen.
Von einem besonders starken Schößling brach ich einen Teil des fünfzipfelig gezackten Blattes ab, schnupperte daran. Es roch stark auf eine Weise, aber absolut nicht nach Bohnenkraut.
Der Geruch war mir bekannt, die Blattform auch. Mein Auge suchte vergleichend die schon 70 cm hohe Tomatenstaude.
Ja, es stimmte: Was hier in meinem Bohnenbeet wuchs und sich als Bohnenkraut ausgab, waren hunderte von Tomaten! - Nein!
Mei, mei, mei! Man kann man mit dem Pflanzplan so genau sein wie man will - es kommt doch ganz anders als man denkt.
Der Tomatenbefall war das zweite Wunder.

********

Ich holte die Bohnenkrautsamentüte aus der Schublade - ich hatte sie nicht gänzlich aufgebraucht - drauf stand: Bohnenkraut. Ich erinnerte mich, diese Tüte bei Mac Billig im Vorbeigehen für 29 Cent gekauft zu haben. Das Zeug musste falsch abgepackt gewesen sein!

Ich wollte die Tomaten nun ausreissen und fortwerfen, aber meine Hundegehfreundin Vera reklamierte sie für sich. Sie wollte sie überall in der Natur auspflanzen, wo sie mit den Hunden ginge, vielleicht würde die eine oder andere doch noch Früchte tragen?
Ich erklärte ihr, dass Tomaten Starkzehrer seien, und von daher auch in meinem Bohnenbeet nicht gedeihen würden, denn der Boden sei dort mager, deshalb hatte ich ja die Bohnen dorthin gepflanzt, damit sie mit ihren Knöllchenbakterien die Erde für nächste Saat mit Stickstoff anreicherten. Doch Vera blieb unbeirrt, und so wurde ich meine ungewollte Tomatenzucht los.
Bis auf drei, die ich in einen Kübel mit Misterde setzte - und die heute 1.50 Meter hoch sind und sich unter der Last ihrer Früchte biegen.

Ich habe dann Bohnen nachgelegt, neues Bohnenkraut gekauft und ausgesät, und nachdem ich einige Zeit dachte, das würde wieder nichts, sind doch zumindest die Bohnen dann ordentlich aufgegangen. Bohnenkraut, sehe ich heute, Ende August immer noch keins.

In der Zwischenzeit hatte sich eine einzelne Sonnenblume zwischen den Bohnen ausgesät. Ich erkannte sie relativ früh und rupfte sie nicht als Unkraut aus.

**********

Seit Mitte Juni ging es schon ans ernten. Von dem Pflücksalat holte ich mir täglich so viele Blätter wie ich essen wollte, und mischte sie mit dem üppig wuchernden Rucola. Im Juli war der Spinat erntefähig und verwandelte sich zwei Tage hintereinander in ein leckeres Gemüse zu Schweinefilet mit Gorgonzola. Als Nachtisch gab es die Erdbeeren. Die Buschbohnen erntete ich vorletzte Woche das erste Mal, eine zweite Ernte wächst heran. Regelmäßig pflücke ich die Zuccini.
Der Spinat-Beetstreifen wurde nun frei. Was sollte ich danach sähen? Ich liebäugelte mit Fenchel. Im nächsten Sommer hätte ich Fenchelknollen!
Doch - es kam ganz anders.
Ich hatte schon bemerkt, dass sich wieder irgendetwas ausgesät hatte. Eine Pflanze die ich nicht kannte.
Die ersten fünf Exemplare riss ich noch aus und ließ nur eines stehen, damit ich es, wenn es blühen und fruchten würde, bestimmen könnte. Aber nachdem ich einige Zeit später wieder hinguckte, hatte ich schon wieder hundert!

Am folgenden Nachmittag bekam ich Besuch von meinen Hundegehfreundinnen, ich zeigte ihnen das ominöse Kraut, wir rätselten zu dritt, was es sein könnte. Ein Nachtschattengewächs wie die Tomate, da war ich mir eigentlich ziemlich sicher. Aber in Gottesnamen, welches? Wir besprachen nochmal das Bohnenkrautwunder, was sich ja als hundert Tomaten entpuppt hatte.
Und da kam ich auf die Idee mit dem Kompost. Möglicherweise hatte ich die Tomaten gar nicht als Bohnenkraut ausgesät?
Sie hatten vielleicht in meinem Kompost gesteckt, wie auch die Sonnenblume? Denn auch zwischen den Gurken und den Erdbeeren zeigten sich inzwischen Tomatenkeimlinge.
- Was mochte in meinem Kompost noch drinstecken?
Immer wieder ging ich zum Beet und schaute mir die unbekannten Pflanzen an, es ließ mir keine Ruhe.
Und dann hatte ich es: Physalis! Ich habe die kleinen gelben Früchte Winters gern gegessen und sicher immer wieder einige nicht mehr so gute auf den Kompost geworfen.
Anschließend googelte ich, und es stimmt!

http://www.kuebelpflanzeninfo.de/exot/physalis.htm

In meinem wunderbaren Beet wächst soeben zwischen Tomaten, Gurken, Pflücksalat und Bohnen eine starke Physaliskultur heran! Hauptsächlich auf dem abgeernten Spinatstreifen!
Ich lach mich schlapp! Dieses Beet ist das Beste, was ich je hatte! So klein es ist, es ist wirklich für tolle Überraschungen gut!

Im Juli habe ich diese Fotos gemacht:


Bild

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Bild

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**********


Dieses Jahr ist ja alles spät, weil es so kalt war. Dieses Jahr habe ich keine vorgezogenen Pflänzchen gekauft, sondern ab Februar Tomaten, Gurken, Zuccini und Physalis selbst vorgezogen. Ich hatte die Töpfchen dann ab Ende März draussen in einem abgedecktem Aquarium auf dem Terrassentisch stehen, aber sie sind trotz der Frühbeetatmosphäre nicht gut hochgekommen. Schließlich habe ich sie Mitte/Ende April wieder rein geholt und auf die warme Fensterbank gestellt, was sie etwas gestärkt hat.

Naja, jedenfalls freue ich mich hier auf einen Austausch, und ich hab auch schon ein paar drängende Fragen, die ich morgen oder übermorgen stellen werde.

Mit lieben Grüßen,
Mia :smile:
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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von friederike » Sa Jun 05, 2010 18:55

Na hallo Mia
das ist ja ne lange Vorstellung, die wunder des gartens! ich hatte uebrigens auch "wild" aufeghende tomaten ueberall dieses jahr, auch vom kompost, wenn ich versucht haette tomaten anzuziehen waere es mir bestimmt garnicht gelungen.....und dann wchsen die einfach so draussen zwischen den moehren/ zwiebeln etc im april! das widerspricht allen empfehlungen!

viel spass beim forumieren
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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Mia » So Jun 06, 2010 01:32

Dankeschön, Friederike! :smile:

Ja, die Vorstellung ist für Leser recht lang geworden. :sad: Aber ich freue mich schon auf's "Forumieren".

Lieben Gruß,

Mia
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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Yggdrasil » So Jun 06, 2010 21:57

Eimal antworten reicht :grin: Hab den zweiten Beitag gelöscht.

Herzlich Willkommen hier und eine schöne Zeit :wink:
Selbst Unfähige können zu allem fähig sein.

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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Cerifera » So Jun 06, 2010 22:02

Herzlich Willkommen Mia!
Freut mich wenn wir so nette fleißige Gärtnerinnen hinzugewinnen :grin:

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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Mia » Mo Jun 07, 2010 00:02

Hallo, und danke für das freundliche Wilkommen! :grin:
Ich freue mich auch sehr!
Heute schreibe ich vom Windows-Laptop meines Sohnes- seeehr ungewohnt!- weil mein Computer( Apple) kaputt ist .
Sobald ich ihn wieder habe und wieder normal tippen kann (ohne bei jedem Wort dreimal daneben zu hauen),werde ich ein paar Fragen zum Thema Dünger haben.
Für heute liebe Grüße,

Mia
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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von tanteberta » Mi Jun 30, 2010 12:18

Hallo Mia,
gerade erst hab ich den wirklich ergötzlichen Gartenwunderbericht gelesen - hat großen Spaß gemacht! Und das zeigt auch, dass man die echten Wunder erst erleben kann, wenn man nicht gleich alles wegrupft, was nicht den Erwartungen entspricht. Die verschiedenen "Un"kraut-INvasionen stellen mich auch immer vor ein Rätsel: Wars der Wind, der eigene KOmpost, die gekaufte Komposterde vom Recyclinghof (wohl am ehesten?) oder warens die Vögel? Plötzlich ist alles voll mit irgendwas, was im Vorjahr nicht da war. Biodiversität im Alltag... Frohes Schaffen oder heute eher: Frohen Schatten! tanteberta

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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Mia » Mi Jun 30, 2010 22:41

Huhu Tanteberta, :smile:

es freut mich, das Du Spaß hattest! Ja, so ein ehrliches, ungehacktes und ungerupftes Biogartengemüsebeet ist wirklich immer wieder ein Wunder, gell?
Ich freu mich so über jedes Keimchen was aufgeht und für mich einen Sinn ergibt! Selbst über die Vogelmiere als Unkraut freue ich mich und lasse sie eine Weile, weil sie gute Bodengare anzeigt und zweitens etwas mulcht.

Manches stellt einen aber vor Probleme: Ich habe schon wieder sicherlich 30 Tomatenpflänzchen! Überall im Beet, an Stellen wo sie nicht sein sollen. :mad:
Und von dem Staudenrucola, von dem ich erst dachte, 7 oder 8 hätten sich ausgesät, habe ich vorgestern 18 gezählt, und heute fand ich, 7 Meter vom Beet entfernt, im knorztrockenen Lehm um die großen Terrakottatöpfe mit den südlichen Gartenkräutern, wo sonst NICHTS wächst, eine weitere Gruppe kleiner Rucola-Newcomer! *staun*
Einige werde ich dort stehenlassen, werden ja buschig. Der Rest kommt in Töpfe, mit dem Überschuss aus dem Beet.
Und dann werde ich einen kleinen Straßenshop aufmachen: " Mehrjähriger Staudenrucola! Zum Mitnehmen! Ein Topf 1.- Euro! Bitte klingeln!" :wink:
Na, ich mein, mir erscheinen die echt zu schade zum wegwerfen! Was habe ich mich vor drei Jahren bemüht, überhaupt IRGENDWO diese Pflanzen zu kriegen! Da gab es nur den einjährigen Rucola als Samen zum anziehen.
Also, falls Du Rucola brauchst, Tanteberta, lass es mich wissen. Ich tausche ihn auch, gegen irgendwas.

Lieben Gruß,
Mia
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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Mia » Fr Feb 25, 2011 01:42

Dieses Jahr wird es wohl nichts mit meinem Garten.
Hallo Ihr. :smile: :smile:

Ich habe ja schon erzählt, dass ich auf der Rückseite eines alten Bauernhofes wohne, dass ich hier einen großen Garten habe, der von 30 Meter hohen, sehr alten Tannen umgeben ist. Ich glaube, es sind 79 Stück. Ich habe sie irgendwann mal gezählt. Wie oft habe ich diese Tannen schon verflucht, denn sie können nichts anders als Schatten werfen!

Jedenfalls, mein Bauer bekam Ärger mit den Nachbarn wegen der Tannen, die fürchten, bei Sturm könnten sie abbrechen und ihnen auf die Häuser fallen. So hat er vor einigen Jahren schon 10 Stück abgesägt, so dass mein Garten neues Sonnenlicht bekam und ich ein Gemüsebeet anlegen konnte. ABER, er hat neuen und noch größeren Ärger bekommen. Auf seinem ehemaligen Kartoffelacker, gegenüber meines Gartentörchens, ist eine Reihenhaussiedlung entstanden, und alle Neuhausbesitzer erschrecken vor Tannenfall bei Sturm - obwohl der Westwind aus ihrer Richtung bläst. Ihre Angst ist völliger Quatsch, die ( noch gesunden, sehr biegsamen) Tannen stürzen, wenn überhaupt, in meinen Garten. Egal. Sie haben sich also einen Anwalt genommen und den Bauern gezwungen, die Tannen abzusägen. Naja, und das macht er gerade.
Er fing schon vor Weihnachten an. Sein Arbeitsrhythmus besteht aus zwei Tannen pro Woche.
Er sägt per Hand, eine elektrische Kettensäge hat er nicht. Dann stürzen die Riesen in meinen Garten. Die einen stürzen richtig, so dass sie nichts beschädigen, die anderen stürzen falsch und ruinieren mir meine Rhododendron- und Azaleenpflanzungen. Der Bauer ist gründlich, was unter der jeweils gefallenen Tanne liegt, wird kurzerhand abgesägt. Diese Äste ( Strauchrosen und Schmetterlingsflieder hier, Rhododendren und Azaleeen dort) kommen zum übrigen.

Also, der alte Bauer fällt die Tannen, die Tannen fallen, dann kommt seine alte Frau mit dem Fuchsschwanz und sägt - in absolut mühsamer Muskelarbeit - die Äste ab. Zieht die starken Zweige, einen nach dem anderen, hinter sich ins Grün. Anschließend kommt er mit dem Traktor, gabelt die Stämme auf und schleppt sie fort. Irgendwie muss er das Zeug verkaufen, denn es verschwindet immer alles größere Holz. Grünes Ästewirrwar verbleibt dagegen in großen Haufen. Die Frau kann gar nicht soviel wegschleppen wie Äste da sind.

Könnt Ihr Euch vorstellen, wie mein Garten aussieht?
In alle Wiesen- und Rasenplätzen hat der Traktor tiefe Furchen gefügt und sie bis zur Unkenntlichkeit in Schlammbahnen verwandelt. Dahinter und drumherum türmen sich Wälle aus Ästen. Ein gewisse Rücksicht gilt meinem Gemüsebeet, welches von (häßlichen) Waschbetonplatten umrahmt ist. Dieses kleine Ding scheint Bauer und Bauersfrau zu imponieren, so dass der Traktor immer sauber drum herumfährt, nichts dort abgeladen wird --- obwohl zu dieser Jahreszeit ja gar nichts darauf wächst. Dass sie mit ihren Aktionen andererseits von mir seit 16 Jahren sorgsam angepflanzte "Schönbeete" ruinieren, fällt ihnen dabei nicht auf. Dass sie Rhododendren und Rosen kappen, Azaleen und Hortensien... Mein Gott, sie hätten doch nur sagen brauchen: "Morgen wollen wir die Tannen da und dort fällen!" Dann hätte ich die Sachen ausgemacht und später umgepflanzt! - Aber es wird nichts gesagt, es wird einfach gemacht.
Und zwar nicht nach Logik. Der Bauer fing hinten an, gut, dachte ich, er fällt jetzt hinten die Tannen. Machte er auch, in zwei Wochen vier Stück - von dreißig. Ich brachte meine Kübel mit den mediterranen Gartenkräutern in Sicherheit, stellte sie vorne hin. Fing der doch die nächste Woche dort an und fällte dort die Tannen! ---- PUUUUH!
Er hat jetzt vier verschiedene Tannenfällbaustellen in meinem Garten aufgemacht, und ich ahne nicht, nach welchem System er vorgeht.

Er ist 75 und weiß es wohl auch nicht. Er sagt, er macht das, weil er muss, und er will sich nicht dreinreden lassen. Er hat von zig Nachbarn das Angebot, dass sie mit Kettensägen kommen, ein Nachbar hat eine Firma mit modernen technischen Wagen, die genau solche Bäume fällen und entsorgen, aber er will sie nicht. Er will es allein machen, mit seiner Frau.
Egal auf welche Weise ich ihn anspreche, ob vorsichtig oder fordernd, meistens allerdings vorsichtig, denn er erscheint mir nicht mehr ganz richtig, reckt er sich hoch, lächelt und erklärt, er sei nun mal ein Einzelkämpfer. "ICH fälle hier die Tannen auf meinem Grund und Boden!" - Damit ist das Gespräch beendet. Der Herr wendet sich ab und fummelt an seinem Traktor.

So wird es mit meinem Garten dieses Jahr vermutlich nichts werden.

Lieben Gruß,
Mia
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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Cerifera » Di Mär 01, 2011 08:59

Na super Mia das ist ja fürchterlich :tear:

Darf er denn einfach so seine Tannen in Deinen Garten fallen lassen? Es gibt doch auch Möglichkeiten die Bäume von oben nach unten Stück für Stück zu beseitigen. Diese modernen Wagen - weiß nicht ob Du damit Steiger meinst? - wären doch so toll dann würde Dein Garten nicht so in Mitleidenschaft gezogen. Mein Nachbar wenn sowas machen würde würde ich sagen "bei Ihnen piepts wohl, nicht in meinen Garten mit dem Dreck!"

Da wirst Du wohl auch viel Geduld brauchen bis bei Dir dann überhaupt wieder was wächst die Nadeln versauern ja auch den Boden ungemein :-(

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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Carolyn » Di Mär 01, 2011 10:26

Cerifera hat geschrieben:Es gibt doch auch Möglichkeiten die Bäume von oben nach unten Stück für Stück zu beseitigen. Diese modernen Wagen - weiß nicht ob Du damit Steiger meinst? - wären doch so toll dann würde Dein Garten nicht so in Mitleidenschaft gezogen.
Da der alte Herr darauf besteht, alles selber und nach seiner Methode zu machen, ist das nur eine schöne Theorie. :???:
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Mia » Di Mär 01, 2011 21:34

Hallo ihr Lieben, :smile:

danke für Euer Mitgefühl!
Ach Ceri, der Bauer ist ja nicht mein Nachbar! Er hat mir zu der Wohnung einen Garten vermietet, und zwar eigentlich mitsamt den Tannen!
Er hat sie aber immer als "seine" angesehen ( hat sie auch selbst gepflanzt), und was wurd der fuchtig, als ich vor 16 Jahren von den südlichen die unteren Äste absägte, um mehr Sonnenlicht zu bekommen. Seine Tannen sollten halt so wachsen, wie Gott der Herr sie geschaffen hatte, hoch und dunkel. - Versteh einer mitunter die Bauern.

Ich vermute aber, dass die Tannen auch sowas sind wie eine Grenzhecke. So Grenzhecken haben im bäuerlichen Gefüge hier durchaus einen Stellenwert. Ich hab vor 26 Jahren, als ich noch Mieterin in einem alten Fachwerkhaus war, mal so einen Streit um den Zustand einer Grenzhecke miterleben dürfen.
Ein Schiedsmann musste kommen und die Sache wurde öffentlich ausgetragen. Meine Vermieterin wurde beschuldigt, die Grenzhecke aus Hainbuche verkommen zu lassen, indem sie erlaubte, dass Holunder darin wuchs. Sie wurde verpflichtet, den Holunder auszumachen und durch Hainbuchensträucher zu ersetzen. Damals hatte ich den Garten auch ( mit)gemietet, aber nicht an mich wandte man sich, sondern an die Besitzerin, der das Grundstück gehörte.

Und so ist es hier auch. Der Bauer betrachtet die Tannen als seine und die Nachbarn ebenfalls, sie haben sich mit ihrer Klage gegen ihn gewandt. ER soll die Grenze so in Ordnung halten, dass von seiner Bepflanzung keine Bedrohung ausgeht.
Wenn die Tannen als Pflanzen MEINES Gartens gelten würden, hätte ich längst kein Problem gehabt, sie mit so einem "Steiger" kappen zu lassen. Ich hätte sie niemals 30 Meter hoch werden lassen!
Genau so ein Wagen ist das übrigens auch, den die Nachbarn dem Bauern anboten. - Aber der Herr hat ja einen Dickschädel.

Von daher ist die Frage, ob er jetzt "meinen" Garten verwüsten darf, in gewisser Weise müßig. Ich meine, für den Bauern ist es so: Hier ist Not am Mann, es wird starker juristischer Druck auf ihn ausgeübt, er muss irgendwie handeln. Sein Handeln kann er sich nur so vorstellen, als dass er die Tannen selber fällt. Für ihn ist klar: da muss der Garten der Mieterin der Notlage geopfert werden.

Sicher, wenn ich jetzt Lehrer Lämpel wäre, würde ich hingehen und Rabbatz machen. Ich würde Bauersmann - nach seinem Empfinden - massiv in die Enge treiben, wenn ich sagte: "Ja, die Tannen müssen weg, aber sie dürfen nicht in meinen (inneren) Garten fallen!"
Ich glaub, mein alter Bauer würde durchticken. Er würd verzweifelt vor dem Leben stehen und rufen: "Ja, was denn? Zu der einen Seite dürfen die nicht fallen, weil da die Nachbarn sind, zu meiner aber auch nicht, weil da die Mieterin ist? Ich soll die Tannen entfernen---- aber wie soll ich sie in Luft auflösen???"
Ich glaub, der Mann weiß gar nicht, was so ein Steigerwagen ist. Und ich werde ihm das auch nicht mehr beibringen können. Er hat ein extremes Misstrauen gegen andere Menschen, neuen Dingen gegenüber.

Und ich liebe die beiden Bauersleute schon, so unperfekt sie auch sind. Ich sehe sie jetzt jeden Tag in meinem Garten hart arbeiten, schnaufen und körperlich leiden, glücklich, wenn wieder eine Tanne fiel, die Bäuerin zutiefst unglücklich, wenn böse, gemeine Worte über den Gartenzaun drangen, die sie als dumm und deppert darstellen. Dann wird ihr Mund ganz schief und sie zuckt im Gesicht. Nie würde sie zurückschreien. Mit krampfhaften Grimassen kämpft sie die Tränen nieder. Und wenn ich um viertel nach drei von der Schule komme, tapert sie mir wollbemützt entgegen und eine alte, zerfurchte Wange landet an meiner Schulter. Während er, mit rotem Helm auf dem Kopf, mit zittrigem Schritt, unendlich langsam, die nächste Tanne umkreist.

Auf eine Weise liebe die beiden, in ihrer unbeholfenen Art, wie sie versuchen, sich gegenüber der Welt abzugrenzen.
Also wird jetzt mein Garten ruiniert.
Sicher wäre es mir anders lieber. Aber es sind keine vollwertigen Gegner mehr.

Dir, Ceri, habe ich ja schon geschrieben, dass ich seit Anfang Februar eine Ausbildung als Demenzpflegerin mache.
Alles was ich dort lerne, begegnet mir in meinem Garten aktuell wieder. Die können nicht mehr anders.
Ich meine, für mich ist das alles Schei**e, aber ich sehe absolut keinen Hebel um das umzuschmeissen oder irgendwie umzukehren.

Lieben Gruß,
Mia
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