Hallo Bolli,
da erzählt der Hersteller ein bisschen was vom Pferd - das aber ausführlich. Der Text enthält einige Unwahrheiten. Polyacryl wird aus Erdöl gewonnen. Inwieweit man dies als "organische" Substanz bezeichnen kann, ist für mich sehr fraglich.
Die Ursprungssubstanz jedenfalls besteht aus hochgiftigen Monomeren. Das sind relativ große, einzelne ( mono) Substanzteilchen. Bei der Polymerisation ( ein chemischer Prozess) werden diese in viele ( poly) kleine und winzige Teilchen zerlegt; es bilden sich Ketten ungiftiger Polymere. Das Problem ist, dass bei preiswerteren Verfahren nie alle Monomere kaputt gehen, sondern in der Substanz auch größere giftige Monomere enthalten bleiben. Sie können gesundheitsschädlich, krebserregend und allergieauslösend sein. Ich weiß das rein zufällig durch die Beschäftigung mit Teppichböden aus Polyacryl. Wir ließen uns einmal ahnungslos einen hochflorigen gelben Teppichboden in die Wohnräume legen. Danach war ich derart von Allergien und Anfälligkeiten gegen jedes und alles gebeutelt, dass ich nach einem Grund suchen musste. In diesem Zusammenhang las ich von der Polymerisation und den Monomeren und es ist mir im Kopf geblieben. Gut, die heutigen Teppichböden sind sicherlich giftfreier, weil die Kontrolle besser ist als noch vor 15 Jahren. Auch in Plastikzahnfüllungen sind hoffentlich keine Monomere mehr enthalten. Trotzdem würde ich Geohumus nicht in die Erde meiner Gemüsebeete tun.
Das kann gut nach hinten losgehen.
Entgegen der Aussage im Text werden Hüftprotesen aus Titan gefertigt.
Dies hier ist auch ein dicker Hund:
9. Ist Geohumus biologisch abbaubar?
Unter biologisch abbaubar wird die vollständige Umwandlung in Kohlendioxid, Wasser und Biomasse verstanden. Gemäß der Düngemittelverordnung muss 20 % einer Substanz in zwei Jahren abgebaut sein. Dabei ist der Abbau im Boden gemeint und nicht nach den üblichen Testmethoden für wasserlösliche Substanzen.
Bei Geohumus trifft das nicht zu. Die Abbaugeschwindigkeit von Geohumus liegt in der Größenordnung von Lignin. Auch Humus wird nur sehr langsam abgebaut. Würde Humus schnell abgebaut, könnte sich keine Schicht bilden bzw. die Humusschicht verschwände und es könnte keinen Ackerbau mehr geben.
(Lignin: organischer Stoff, der in die pflanzliche Zellwand eingelagert wird und dadurch die Verholzung der Zelle bewirkt.)
Es ist der absolute Schwachsinn, ein Acrylprodukt mit Lignin oder mit Humus zu vergleichen! Ein Ast, in dem viel Lignin eingelagert ist, altert und verfällt folgerichtig binnen einiger Jahre. Dabei dient er zig Mikroorganismen und Pilzen als Nahrung, die gleichzeitig wieder den Boden durch ihre Ausscheidungsprodukte und ihr Vergehen mit Humus anreichern.
Von einem Erdölerzeugnis kann man dergleichen nicht sagen, es ist selbst für den dicksten Regenwurm unbekömmlich!
Wenn es sich nach einer gewissen längeren Zeit doch zersetzt, ohne größere Giftstoffe zu hinterlassen, haben wir allenfalls Glück gehabt!
Humus kann sich in lockeren Sandböden zudem ganz schnell abbauen, und Ackerbau ist längst, mit Hilfe der modernen Chemie, ohne einen Krumen Humus möglich. Dieser Textteil oben ist also reine Augenwischerei.
Auch die Styroporflocken in Blumenerde gefallen mir nicht. Sie schädigen erst mal nicht den Boden, weil sie wie kleine Körper in sich abgeschlossen sind. Aber wenn sie sich nach 20 Jahren oder länger zersetzen, hinterlassen auch sie Giftstoffe.
Lieben Gruß,
Mia