Wie lange hält Chemie im Garten?

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gergelim
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Wie lange hält Chemie im Garten?

Beitrag von gergelim » So Apr 26, 2015 21:09

Hallo,

wir sind gerade in einem Haus mit einem kleinen Garten umgezogen. Ich wollte hier viel zur Selbstversorgung anbauen. Die Nachbarin hat aber gesagt, dass die Frau, die hier vorher gewohnt hat, sehr viel Chemie im Garten benutzt hat :-(

Kann ich die Pflanzen, die ich jetzt zurückschneide, in den Komposter werfen? Und Grasschnitt und Laub?
Kann ich was im Boden anbauen (Kräuter, Gemüse), oder soll ich lieber erstmal Erde kaufen und in Töpfe pflanzen?
Wie lange braucht es, bis die Chemie ausgewaschen wird?

Vielen Dank für Ihre Antworten!
gergelim

baerchen.aus.hl
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Re: Wie lange hält Chemie im Garten?

Beitrag von baerchen.aus.hl » So Apr 26, 2015 21:38

Hallo,

nun, zunächst erst mal keine Panik. Ob und welche Chemie auf deinem Grundstück verwendet wurde und wie lange sich Rückstände dieser im Boden befinden werden, kannst Du nur durch Beauftragung einer professionellen Bodenanalyse herausfinden. Alles andere wäre Spekulation. Erst wenn das Ergebnis feststeht lohnt es sich über weitere Maßnahmen nachzudenken
LG
Bärchen
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Re: Wie lange hält Chemie im Garten?

Beitrag von Mia » Mo Apr 27, 2015 01:58

Hallo Gergelim, hallo Bärchen, :smile:

wirklich: keine Panik! Bärchen, mit Bodenanalysen lässt sich gut Geld verdienen, aber die analysieren überhaupt nicht, ob und wie lange ein Vorbesitzer meinetwegen Round-Up aufgebracht hat, Mittel gegen Pilze, Mittel gegen Rostkrankheiten, das fällt da alles gar nicht drunter! Für die chemischen frei käuflichen Gifte gibt es keine Analysen!

Es ist nichts dagegen zu sagen, Germelin, wenn Du Deinen Boden auf Nährstoffgehalt, Bodenstruktur und diverse Umweltgifte ( Blei, Cadmium, Quecksilber, etc. etc.) testen lassen willst; was die Vorbesitzerin gemacht hat, wirst Du so aber nicht herausfinden.
Hier hilft der einfache Kressetest. Ich habe es neulich für Aingeal schon geschrieben und kopiere es jetzt hier rein:
"Kauf Dir irgendwo billig einen Haufen Kressesamen, hol Dir zig Plastiktöpfe, am besten noch mit der dazugehörigen Unterlage ( auf Friedhöfen gibt es zur Zeit beides in Massen!), kauf Dir Schildchen im 1-Euroladen ( wenn Du keine bekommst, nimm Plastikesslöffel), und dann geht es los: Nimm Erdproben aus Deinem ganzen Garten, aber nur von der Oberfläche bis maximal 20 cm Tiefe. Also, von dem Grund, in dem Dein Gemüse wachsen soll. Am besten Spatenstich rein, und Erde von oben, von der mittleren Schicht, und von unten etwas mischen. Ab in einen Topf. Die Stelle, wo Du entnommen hast, bekommt nun den Stecker (Plastiklöffel) mit der Nr.1, der Topf auch. So machst Du das, bis Du beliebig viele Proben hast.
Stellst alle halbschattig, streust überall ordentlich Kressesamen drauf und gießt gut an. Vergisst auch das Gießen an den kommenden Tagen nicht - und nun wirst Du sehen, was Du an gesundem Boden hast: Die Kresse soll dicht und grün und üppig sprießen. Tut sie das an einer Stelle nicht, keimt nicht oder wird gelb bei bester Pflege, stimmt irgendwas nicht.
Das ist der Punkt, an dem Du mit dem Boden 'zum Arzt' gehen solltest. Kresse gedeiht eigentlich überall, nur nicht da, wo tatsächlich Giftstoffe oder starke behindernde Stoffe vorliegen. Über den Humusgehalt des Bodens sagt dieser Test nur am Rande etwas aus ( wo er gut ist, sollte die Kresse stärker wachsen), über die Bodenzusammensetzung ( sandiger Lehm, Schluff, lehmiger Ton, etc.) sagt dieser Test rein gar nichts aus, aber er sagt etwas aus über mögliche Giftstoffe.
Der Kressetest ist also der erste Indikator für: hier stimmt was nicht!"


Das empfehle ich Dir. Wo die Kresse gut gedeiht, brauchst Du nichts machen. Wo sie schlecht gedeiht oder ein übermäßiges Längenwachstum zeigt, ist die Frage: Was ist da los? Diese Frage kannst Du nun gezielter stellen. Denn das Problem bei Bodenanalysen ist zudem, dass man entweder Einzelproben abliefert, die man alle extra bezahlen muss, oder eine Gesamtmischprobe vom ganzen Garten, die im Prinzip nichts aussagt. So weißt Du zumindest, WELCHE Bodenstellen Du auf schwerwiegende Schadstoffe testen lassen willst.

Ansonsten arbeiten die Bodenbakterien für Dich. Sie absorbieren auch Giftstoffe. Genau das passiert auch im Kompost. Deshalb kannst Du jetzt kompostieren was Du hast.
Gib dick Laub auf alle Beete im nächsten Winter, damit viel "giftverarbeitender Umsatz" erfolgt. Ansonsten mach jetzt die Kresseprobe und wo sie gut ist - bau an.

Lieben Gruß,
Mia
:blume4: :blume4: :blume4:
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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