Das Bio-Gärtner Forum

Hallo zusammen,

ich bin letztens zufällig darauf gestoßen, dass jede gewöhnliche Gartenrose diese Hagebutten produziert und die allesamt genutzt werden können.
Lacht bitte nicht, aber das war mir bisher nicht klar. Ich dachte immer, das ginge nur bei den Wildrosen.

Jedenfalls wollte ich nun gerne wissen, wie man Hagebutten denn so nutzt?
Im Netz habe ich gefunden, dass man sie roh genießen und nutzen kann. Aber dann wiederum heißt es, dass man das Fruchtfleisch nicht unbedingt essen sollte.

Ich kann mir als Laie nun gar nichts darunter vorstellen.

Ich weiß mal, dass sie auf jeden Fall sehr gesund sind. Vor allem der Vit-C-Gehalt.
Aber wie komm ich daran?

Vorsicht, VIEL Arbeit!

Hagebuttenschalen werden sowohl getrocknet als Tee verwendet als auch zu Marmelade verarbeitet. Dabei müssen jedoch die Kerne und Haare entfernt werden, was ziemlich aufwendig sein kann. Angeblich funktioniert es, wenn man die Hagebutten nur durchschneidet und dann trocknen läßt, dann kann man Kerne und Haare angeblich rausschütteln. Ich selber habe damit aber noch nicht experimentiert. Allerdings dachte ich bisher auch, dass nur Wildrosen und Heckenrosen dafür geeignet wären.

Carolyn hat geschrieben:Vorsicht, VIEL Arbeit!

Hagebuttenschalen werden sowohl getrocknet als Tee verwendet als auch zu Marmelade verarbeitet. Dabei müssen jedoch die Kerne und Haare entfernt werden, was ziemlich aufwendig sein kann. Angeblich funktioniert es, wenn man die Hagebutten nur durchschneidet und dann trocknen läßt, dann kann man Kerne und Haare angeblich rausschütteln. Ich selber habe damit aber noch nicht experimentiert. Allerdings dachte ich bisher auch, dass nur Wildrosen und Heckenrosen dafür geeignet wären.

Vielleicht wird das auch so sein und ich habe es falsch verstanden und es sind nicht alle Rosen dafür geeignet.

Ich habe irgendwo gelesen, dass hier im Schwäbischen die Hagebutten zweimal gekocht und abgesiebt werden, um so Haare und Kerne los zu werden.

Ich dachte eigentlich auch immer, die kann man sich so im Ganzen in den Mund werfen?

Mein lückenhaftes Wissen sagt mir, dass man die Hagebutten (aus Wildrosen) kocht bis sie fast zerfallen. Danach streicht man die Masse durch ein dünnmaschiges Sieb, das die Samen zurückhält.
Mit Zucker nochmals aufgekocht (brennt meines Wissens leicht an) erhält man das was man bei uns Hiffenmark nennt.
Landläufig wirds eben Hagebuttenmarmelade genannt.

Yggdrasil hat geschrieben:...durch ein dünnmaschiges Sieb, das die Samen zurückhält.

Stichwort "Flotte Lotte", nur dass man dabei auch ein gutes Gerät haben muss, damit es klappt. Das von meiner Schwester taugt nicht dafür, das verhakt sich. Eine Freundin von ihr hat keinerlei Probleme und nimmt die Flotte Lotte für alles mögliche her, wo sie die Kerne raus haben will, Johannisbeeren z.B.

lizzard hat geschrieben:Ich dachte eigentlich auch immer, die kann man sich so im Ganzen in den Mund werfen?

Aus den Samen mit den anhängenden Haaren kann man Juckpulver machen. Ich habe es nie getestet, aber diese Samen jemandem in den Kragen gesteckt und er wird es Dir fürchterlich danken.
Kannst Du Dir vorstellen, so etwas im Mund zu haben?

Hallo Liz,

Rosen sind generell nicht giftig und Du kannst alle Hagebutten von allen Rosen zur Zubereitung nehmen oder roh essen.
Der Grund, dass man vor allem Wildrosenhagebutten für Marmelade und Tee nimmt, liegt daran, dass diese überreich an den Sträuchern hängen, während Edelrosen ja kaum welche produzieren, und sogar regelmäßig abgeschnitten werden, damit die Rose weiter blüht. Na, und aus 'ner Handvoll Hagebutten aus dem Edelrosenbeet, bekommt man gerade mal einen halben Teelöffel Marmelade. - Lohnt sich also nicht.

Die Hagebutten der Rosa canina, der in Deutschland häufig vertretenen Hundsrose, haben nicht ganz so viele Häärchen über den Kernen, die kannst Du durchaus roh essen, nachdem Du sie aufgebissen und mit den Fingern innendrin grob gereinigt hast. Sie werden viel für Hagebuttenmus genommen.
Lohnender für die Zubereitung ( gerade auch für die industrielle) sind allerdings die runden Hagebutten der Rosa Rugosa, der Apfelrose, einfach, weil die Fruchtschale um die Kerne deutlich dicker ist. Diese Rose ist allerdings die typische Juckpulverrose der Schulkinder. Es gibt keine, die mehr kratzende Haare auf und zwischen den Kernen hat!
Dieses Zeug sollte man schon vor dem Kochen entfernen, finde ich.

Bei der Rosa canina kannst Du die Kerne mitkochen, nachdem Du die Hagebutten einmal aufgeschnitten hast. Und dann halt durchs Sieb streichen. - Fertig.

Lieben Gruß,
Mia

Carolyn hat geschrieben:

lizzard hat geschrieben:Ich dachte eigentlich auch immer, die kann man sich so im Ganzen in den Mund werfen?

Aus den Samen mit den anhängenden Haaren kann man Juckpulver machen. Ich habe es nie getestet, aber diese Samen jemandem in den Kragen gesteckt und er wird es Dir fürchterlich danken.
Kannst Du Dir vorstellen, so etwas im Mund zu haben?

Ich kenne das noch aus meiner Kindheit. Wir haben diese Spielchen untereinander getrieben.
Als Juckpulver kenne ich die auch.
Lach jetzt nicht, aber ich dachte, es kann ja sein, dass Hagebutten auf der Zunge eben anders wirken, wie in Reaktion mit der Haut.

Ich kann mich nämlich erinnern, dass wir als Kinder irgendwelche roten Früchte gegessen haben. Ich bin heute schon froh, noch zu leben. Bei all dem Blödsinn, was wir als Kinder getrieben haben. Vor allem, was wir uns alles im Spiel in den Mund steckten...

Mia hat geschrieben:Hallo Liz,

Rosen sind generell nicht giftig und Du kannst alle Hagebutten von allen Rosen zur Zubereitung nehmen oder roh essen.
Der Grund, dass man vor allem Wildrosenhagebutten für Marmelade und Tee nimmt, liegt daran, dass diese überreich an den Sträuchern hängen, während Edelrosen ja kaum welche produzieren, und sogar regelmäßig abgeschnitten werden, damit die Rose weiter blüht. Na, und aus 'ner Handvoll Hagebutten aus dem Edelrosenbeet, bekommt man gerade mal einen halben Teelöffel Marmelade. - Lohnt sich also nicht.

Die Hagebutten der Rosa canina, der in Deutschland häufig vertretenen Hundsrose, haben nicht ganz so viele Häärchen über den Kernen, die kannst Du durchaus roh essen, nachdem Du sie aufgebissen und mit den Fingern innendrin grob gereinigt hast. Sie werden viel für Hagebuttenmus genommen.

Lohnender für die Zubereitung ( gerade auch für die industrielle) sind allerdings die runden Hagebutten der Rosa Rugosa, der Apfelrose, einfach, weil die Fruchtschale um die Kerne deutlich dicker ist. Diese Rose ist allerdings die typische Juckpulverrose der Schulkinder. Es gibt keine, die mehr kratzende Haare auf und zwischen den Kernen hat!
Dieses Zeug sollte man schon vor dem Kochen entfernen, finde ich.

Bei der Rosa canina kannst Du die Kerne mitkochen, nachdem Du die Hagebutten einmal aufgeschnitten hast. Und dann halt durchs Sieb streichen. - Fertig.

Lieben Gruß,
Mia

Das heißt also, man kann sie doch roh essen. Vorausgesetzt, es ist nicht gerade die Rugosa, die viele Juckhärchen hat.

Aber wie genau meinst du das "innendrin grob gereinigt". Isst man das Fruchtfleisch nicht mit, sondern nur die Schale?

Ich habe eigentlich eher daran gedacht, die ein oder andere Butte so zu essen. Nicht gerade ne Marmelade daraus zu machen. Enthalten ja viel Vit-C. Und das wäre doch ein netter kleiner gesunder Snack für zwischendurch, wenn man gerade im Garten beschäftigt ist.

Soweit ich weiß, soll man ja Rosen schneiden, sobald sie verblüht sind. Also schon lange bevor die ersten Buttenansätze sich zeigen. Oder?

Mit "innen drin" meint Mia, die Kerne mit den (meisten) Härchen rauszupulen. Die Samenkerne sind ganz innen, darum und dazwischen eine Lage Härchen, dann Fruchtfleisch (je nach Rosensorte unterschiedlich dick) und darum eine dünne Schale. Ein bisschen wie bei Kernobst, nur dass die Mengenanteile gänzlich andere sind. (Mispeln sind ähnlich aufgebaut (ohne Haare), die habe ich gerade wieder gekauft *mjam*) Wenn Du also "naschen" willst, dann steck Dir die Hagebutte nicht ganz in den Mund sondern knabbere Schale und Fruchtfleisch ab. Bei der Hundsrose könntest Du es vermutlich auch probieren, die Kerne auszuspucken. Probier es doch einfach mal aus, da nichts Giftiges dabei ist, riskierst Du nur eine unangenehme Erfahrung mit "Haaren im Mund".

lizzard hat geschrieben:Soweit ich weiß, soll man ja Rosen schneiden, sobald sie verblüht sind. Also schon lange bevor die ersten Buttenansätze sich zeigen. Oder?

Genau das ist das Problem, das Mia angesprochen hat. Weil Edelrosen nach der Blüte geschnitten werden (sollen), damit sie nochmals blühen, bilden sie keine reifen Hagebutten aus. Deswegen nimmt man Wildrosen für Hagebuttenmarmelade. Oder man muss mit weniger Blüten leben, wenn man Hagebutten haben will.

Ich ernte jedes Jahr wilde Hagebutten. Ich mache zum Einen Tee und zum Anderen Hagebuttenmus daraus. Letzteres kann man aufs Brot streichen, aber auch zur Zubereitung von Hagebuttensuppe (schwedische Spezialität, Nyponsoppa) verwenden.

In Büchern liest man immer, dass man die Hagebutten mit dem Messer durchschneiden, die Kerne rauskratzen und dann weiterverarbeiten soll. Das habe ich einmal versucht. Wenn man sehr viel Zeit, kräftige Finger und sonst wirklich nix zu tun hat, dann kann man das so machen...

Danach habe ich mir gesagt, das muß auch anders gehen.

Für Tee säubere ich die Hagebutten, dann häcksele ich sie mit der Küchenmaschine. Ich nehme dafür die rotierende Reibe mit den großen Löchern. Ratz-fatz sind die Butten klein. Dann trockne ich sie auf Rahmen, die ich mit Gardine bespannt habe. Wenn sie trocken sind, gehe ich an eine abgelegene Stelle, achte auf die Windrichtung (nach Lee halten!) und rüttle den waagerecht gehaltenenen Rahmen leicht hin und her. Dabei fallen die Härchen durch. Die Kerne bleiben zwar drin, ohne die Härchen stören die aber nicht mehr. Fertig! Den Tee entweder kalt ansetzen und ein paar Stunden stehen lassen, dann heiß machen, oder aber richtig aufkochen und einen Augenblick wallen lassen. Nur aufbrühen reicht nicht. Der Tee ist übrigens recht blaß in der Farbe, schmeckt aber genial. In den Teebeuteln ist immer Hibiskus mit drin, deshalb ist der gekaufte Tee kräftig rot.

Für Mus setze ich die ganzen Butten mit Wasser auf. Ich nehme so viel Wasser, dass es knapp so hoch zwischen den Butten steht, wie diese selbst den Topf füllen (war das jetzt verständlich?). Damit koche ich die Hagebutten, bis sie weich sind, anschließend gebe ich sie durch die Flotte Lotte (Es gibt zwei verschiedene Geräte dieses Namens. Eines sieht aus wie eine Metallschüssel und hat Löcher im Boden, darüber streicht ein Metallblech. Das Andere ist ein feineres Drahtsieb, eine Kurbel läßt eine runde Holzrolle rotieren - das ist das Richtige!). Das entstandene Mus wird noch mal gesüßt und aufgekocht und heiß in Gläser gefüllt. Durch das Wasser hat es auch eine gute streichfähige Konsistenz. Gelierzucker oder so was ist nicht nötig.

Ah, hallo fiddler, schön mal wieder was von Dir zu lesen!

Meine Schwester hat bisher nie Hagebutten verarbeitet, eben weil es so viel Arbeit ist. Deine Methoden klingen aber wirklich gut, ich denke, das werden wir mal probieren. Für das Mus braucht sie dann aber noch die andere Flotte Lotte, denn ihre ist die "Falsche", weswegen sie schon öfter halb verzweifelt ist. Das Entfernen der Körnchen bei Beerenmarmeladen funktioniert damit nämlich auch nicht. Danke für diese Infos!

Hiffenmark habe ich schon zweimal eingemacht - und es schmeckte und duftete himmlisch! Man kann da zusätzlich auch noch Zimt zum Zucker reinmachen. Bisschen Zitrone soll beim Einmachen von Marmeladen ja immer hilfreich sein, schon allein wegerm Konservieren.

Ich hab die Hagebutten gewaschen, dann in einem großen Topf mit Wasser gekocht. Dieses Wasser und das Mark der Rosenfrüchte dann mit Gelierzucker eingekocht.
Das Mark gewann ich mit einer Kartoffelpresse, aber das fordert viel Kraft und oft auch die Presse aber hier kommt dann wirklich nur das Mark und die weichen Schalenteile durch.

Der Geschmack ist aber so einzigartig, da kann das gekaufte nicht mithalten!
Ich habe nur die wilden Rosensträucher zum Pflücken aufgesucht