Niem

Azadirachta indica. Mahagonigewächse.

Der Neem- (englisch) oder Niembaum (Azadirachta indica = Freier Baum Indiens, Mahagonigewächs) ist ein immergrüner Baum, er ähnelt einer Esche, der bei günstigen Bedingungen extrem schnell wächst bis zu einer Höhe von
30 m und bis zu 60 m tiefe Pfahlwurzeln entwickelt. Dabei erreicht er ein Alter von bis zu 200 Jahren. Ursprünglich in Indien und Burma beheimatet, wird er jetzt überall in Halbtrockengebieten der tropischen und subtropischen Zonen als Schutzbaum gegen die Wüste angebaut. Außer seinen hervorragenden Abwehreigenschaften ist hervorzuheben, dass er mehr Sauerstoff liefert als irgendein anderer Baum.
Alle Bestandteile des Baumes werden genutzt, insbesondere die Samen. Sie enthalten einen Stoff, der Schimmelpilze hemmt, und ein Insektizid, das viele Schädlinge abwehrt. Die Früchte sind etwa so groß wie Oliven, die Kerne sind äußerst bitter. Die Inhaltsstoffe sind je nach Herkunft und Sorte unterschiedlich.

Aus den Samen wird das Azadirachtin gewonnen, das noch in der Verdünnung von 1 : 10 Mill. wirkt. Es hemmt die Entwicklung des Enzyms Ecdyson, das für Spinnentiere, z.B. Hausstaubmilben, und Insekten unerlässlich ist.
Das aus den Kernen kaltgepresste Niemöl hat eine Haltbarkeit von zwei Jahren, es kann auch gegen Bakterien und Pilze und sogar gegen Viren angewendet werden. In Indien wird es gegen Darm- und Magenkrankheiten angewendet und als Verhütungsmittel.

Außerdem enthält Niem noch viele weitere wirksame Stoffe wie Meliantropin, Nimbin und Salannin, er enthält mehr Stoffe als jeder andere Baum. In seiner Heimat wird der Baum mit allen seinen Teilen auf Grund seiner einzigartigen Inhaltsstoffe verwendet. Sie bewirken z.B. Störungen bei der Häutung von Insekten (dieser Stoff ähnelt deren Häutungshormon) und vermindern die Fähigkeit zur Eiablage bis zur vollständigen Sterilität. Hat fraßabschreckende Wirkung bei vielen Insekten. Wirkt vor allem bei sich häutenden und verpuppenden Insekten, Käfern aller Art, Grillen, Motten, Faltern, Zünslern, Spannern, Spinnmilben, Stechmücken, Thripsen, Zikaden, Blattminierern, Blattläusen, Heuschrecken, Wanzen, Weißen Fliegen bei der Aufnahme von Nahrung; reduziert Nematoden. Gegen die Larven ist es besonders wirksam. Schmetterlinge legen auf Blättern und Blüten, die mit Niem behandelt wurden, keine Eier ab. Es kann auch eingesetzt werden gegen echte Mehltaupilze und den Sternrusstau an Rosen. Wirkt auch als Shampoo bei Haustieren gegen Fliegen, Flöhe, Krätzmilben, Läuse, Mücken und Zecken. Nicht empfindlich sind die Larven von Ameisen, Bienen, Ohrwürmern und Spinnen. Nützlinge wie Florfliegen, Marienkäfer und Schwebfliegen werden nicht geschädigt, auch nicht Warmblütler. Es ist kein Nerven- oder Kontaktgift. Werden Blätter, die mit Niem behandelt wurden, von Schädlingen gefressen, vergeht ihnen bald der Appetit. Saugende Schädlinge benötigen dazu etwas längere Zeit.

In Indien werden Blätter des Niembaumes benutzt, um Vorratsschädlinge wie Käfer, Motten und Wanzen abzuhalten. Auch Hausstaubmilben werden vertrieben. Findet auch Verwendung bei Cremes, Hautlotionen, Nagelölen, Seifen, gegen Fieber und Rheuma sowie Zahnfleischentzündungen in Zahnpasten (antiseptische Wirkung, aus Rindenextrakt).
Heuschrecken färben sich schwarz-braun durch ein Hormon, sie sind dann bereit zum Ausschwärmen. Durch Niem werden sie wieder in ihre alte, harmlose Form zurückverwandelt. Niemsamen enthält 40 verschiedene Inhaltsstoffe. Das wichtigste Hormon, das die Häutung der Insekten und die Eientwicklung steuert, wird von Niem verknappt. Das Insekt bleibt in seinem Panzer gefangen und kann sich als ewiger Jugendlicher nicht paaren. Oft wird auch der Magen geschädigt, sie hören auf zu fressen. Bei erwachsenen Tieren wird die Vitalität geschädigt. Weibchen legen keine oder nur wenige Eier.

Die Samenkerne riechen unangenehm.
Niemsaat wird in 8 - 10 Tagen abgebaut, auch durch UV - Licht. Deshalb vor Sonne und Feuchtigkeit schützen. Gewerbliche Produkte haben durch geeignete Stabilisatoren eine Lagerzeit von 2 Jahren.
Der Rückstand nach Auspressung des Öls kann als Dünger 1 : 5 in den Boden eingearbeitet werden. Er enthält noch viele Nährstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor, Stickstoff, Eiweiß usw. sowie Limonoide. Außerdem hat er systemische Wirkung z.B. gegen Nematoden und Läuse, bei Verfütterung unterbricht er die Entwicklung von Fliegenlarven im Darm.
Bei geringem Befall zur Vorbeugung und zur Pflanzenstärkung 1 x monatlich ausbringen. Im Boden verzögert Niem die Aufnahme von Stickstoff und wirkt als Regulator für Phosphor.

Auf Wiesen können auch die Gras- und Erntemilben damit bekämpft werden. Sie wandern jedoch meistens wieder zu.
Auch die Blätter des Niembaums haben ähnliche Wirkung, obwohl sie kein Azadirachtin enthalten. Sie dienen der Abwehr von Motten und Stechmücken. In Indien werden sie angewandt gegen Hauterkrankungen (in Tinktur) und als Tee zur Linderung bei Malaria.
Auf Grund aller dieser Eigenschaften und seiner Ungiftigkeit für Warmblütler sind die Niembaum-Produkte hervorragend für den ökologischen Garten- und Landbau geeignet. Die Anwendung azadirachtinhaltiger Niemprodukte ist entsprechend der EU-Verordnung über den ökologischen Landbau Nr. 1488/97 vom 29.7.97 zulässig.
Rezepturen siehe "Kräuterbrühen,-jauchen,-tees". Siehe auch unter "Niemprodukte" (Handelsprodukte).
Der Niembaum ist eine Pflanze, die im subtropischen bis tropischen Bereich beheimatet ist. Sie würde im europäischen Klima ihre Blätter verlieren. Man kann sie in der Wohnung großziehen, es muss aber immer eine Mindesttemperatur von 20° gewährleistet sein.

In Deutschland hat sich besonders Herr Prof. Schmutterer von der Universität Gießen um die Erforschung und Anwendung verdient gemacht.